Neubau ÖBB-Haltestelle St. Georgen/Gusen
Vom Knusperhäuschen zur Designerstation

- Welch ein Idyll: Die 1918 errichtete Eisenbahnhaltestelle St. Georgen/Gusen war ein liebevoll mit Blumen dekoriertes Schmuckstück und bot in der Dampflokzeit entschleunigtes Wohlfühlambiente. Leider wurde sie in den 1970er Jahren abgerissen.
- Foto: Archiv Heimatverein St.Georgen/Fotoreplik Eckhart Herbe
- hochgeladen von Eckhart Herbe
1872 stiegen auf der neuerbauten Summerauerbahn die ersten Fahrgäste in St. Georgen an der Gusen aus dem Zug. Nach 148 Jahren bekommt die Gemeinde nun bis Jahresende eine moderne und komfortable Haltestelle - die vierte in der Ortsgeschichte.
ST.GEORGEN/GUSEN. Die ÖBB investieren in den künftigen modernen Haltepunkt "St. Georgen/Gusen Ort", einen der meistfrequentierten auf der Strecke. Er wird dann das mittlerweile vierte Gebäude sein, welches als ortsnahe Station fungiert. Zusätzlich gibt es ja auch den etwa einen Kilometer entfernten "Bahnhof St. Georgen/Gusen", der, sehr zum Unmut des Nachbarorts, eigentlich "Bahnhof Luftenberg" heißen müsste, da er auf dortigem Gemeindegebiet liegt.
Neues Gebäude entsteht bis Jahresende
Anfangs war den St. Georgenern nur ein einfacher Holzschuppen als Unterstand vergönnt, ehe 1918 die erste "echte" Station errichtet wurde. Das aus heutiger Sicht hochromantische Häuschen, natürlich mit beamtetem Stationsvorstand und liebevoll arrangierten Blumentrögen ausgestattet, erfüllte seine Aufgaben über viele Jahrzehnte, ehe es 1972 leider abgerissen und durch einen der damals modernen, gesichtslosen Zweckbauten aus Beton ersetzt wurde. Dieser tat rund 45 Jahre Dienst. Anfangs war die Station noch mit Ticketschalter und Trafik ausgestattet. Die letzte Fahrkarte wurde am 31. Juli 1998 verkauft. Danach verwaist geriet das Gebäude vor allem im neuen Jahrtausend immer mehr zum Schandfleck mit eingeschlagenen Fenstern und besprüht mit unzähligen Graffitis. Es bildete mit der ebenso heruntergekommenen, mittlerweile mit einer ÖBB-Werbehülle verkleideten Blechbrücke gleich daneben ein wenig einladendes Willkommensensemble in St. Georgen.
Das ändert sich nun. Im Zuge der ÖBB-Bahnhofsoffensive entsteht parallel mit dem Bahnhof Steyregg bis Jahresende eine moderne Lösung mit behinderten- und kinderwagengerechten Zugängen und höhenangepassten Einstiegskanten an einem auf 190m verlängertem Bahnsteig. Monitore, Lautsprecher und Zugzielanzeigen sorgen für ein verbessertes Informationsangebot in hellem Ambiente. Das Gebäude orientiert sich optisch an der bereits fertiggestellten Haltestelle Pulgarn. Auch plötzlich auftretendes, allzu menschliches Rühren findet zwar nicht bei den ÖBB, aber im Gemeinderat Gnade: "St. Georgen stiftet den Reisenden eine öffentliche WC-Anlage und investiert dafür 24.000 Euro", so Bgm. Erich Wahl im aktuellen Bürgermeisterbrief.
Bauprovisorium und Schienenersatzverkehr
In der zweiten Maiwoche startete der Abriss der bestehenden Haltestelle. Seither ist außer einer Wand nur mehr ein Trümmerhaufen übrig. Als Pendlerparkplatz fungiert nun bis zum Ende der Arbeiten ausschließlich das Park & Ride-Areal beim Aktivpark (Zufahrt neben Pennymarkt). Von dort gibt es jedoch nur einen Stiegenaufgang zum Bahnsteig. Auf sehr verstecktem Weg kommt man aber weiterhin direkt vom bisherigen Parkplatz barrierefrei dorthin: Östlich der Baustelle hinter dem Bushäuschen gelangt man entlang des Nachbargrundstücks und über eine eigens angelegt Rampe beim ehemaligen Radabstellplatz auch mit Rollstuhl oder Kinderwagen zu den Zügen. Diese halten während der Bauarbeiten ein Stück weiter vorne in Richtung Gusenbrücke. Ein provisorisches Wartehäuschen mit Fahrkartenautomat und Lautsprecher wurde eingerichtet. Nach heutiger Planung gibt es vom 10. bis 31. August 2020 einen Schienenersatzverkehr mit Bussen zwischen Linz und Pregarten. Vom 31. August bis 13. September müssen Fahrgäste auf den Bahnhof St. Georgen ausweichen, die Haltestelle ist gesperrt. In diesen beiden Wochen wird auf Hochtouren Tag und Nacht und auch am Wochenende am neuen Bahnsteig und an der Gebäudefertigstellung gearbeitet.
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