Scheidender Ortschef zieht Bilanz
Erich Wahl: "Auf St. Georgens Weg bin ich stolz!"

Blick zurück ohne Zorn: Erich Wahl zieht eine positive Bilanz nach 14 Jahren Bürgermeisteramt in St. Georgen. | Foto: Eckhart Herbe
  • Blick zurück ohne Zorn: Erich Wahl zieht eine positive Bilanz nach 14 Jahren Bürgermeisteramt in St. Georgen.
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14 Jahre SPÖ Bürgermeister, seit 1985 in der Gemeinde- und später auch Bezirkspolitik,  treibende Kraft der Bewusstseinsregion und in unzähligen Familien-, Sozial-, Bildungs-, Umwelt- und Kulturinitiativen: Erich Wahl war und ist mit Leidenschaft Politiker. Dass die St. Georgener ihm und seiner Partei trotz erfolgreicher Arbeit mehrheitlich untreu wurden, sieht er als normalen demokratischen Prozess, seine politische Zukunft bleibt aktuell offen.
ST. GEORGEN/GUSEN. "Ich übergebe ein St. Georgen, auf das wir gemeinsam stolz sein können und das für die Zukunft gut aufgestellt ist. Das anerkennen die Bürger auch. Dass, egal ob Gemeinde, Land oder Bund, auch bei einer attraktiven Entwicklung einmal der Wunsch nach Wechsel von Köpfen oder Konzepten besteht, ist ein zu akzeptierender demokratischer Prozess, auch wenn er uns in der SPÖ in diesem Ausmaß überrascht hat", resümiert der baldige Altbürgermeister.

Viele gelungene Projekte

Objektiv steht der beliebte Wohnort in vielen Bereichen gut da, etwa beim mustergültigen Kinderbetreuungsangebot. "Wir haben AAA+-Standard, das schaffen nur wenige Gemeinden in OÖ", so Wahl. Auch hoher Erholungs- und Freizeitwert nach den Großprojekten Gusenhochwasserschutz und Aktivpark, weit fortgeschrittene Öffi-, Klima- und Nachhaltigkeitsmaßnahmen und europaweit anerkannte Geschichtsaufarbeitung mit dem Haus der Erinnerung als Zentrum samt etabliertem Menschenrechtesymposium stehen auf der Habenseite. Weitgehend gelungen ist auch die Integrationsstrategie nach der Flüchtlingswelle 2015, die dem Ortschef aber auch manche Gehässigkeit in verschiedenen Online- und Parteimedien einbrachte. 

Zuzug und Verkehr als Aufreger

Der Zuzugsdruck auf St. Georgen als klassische "Speckgürtelgemeinde" rund um Linz ist hoch. Polarisiert hat zweifellos das massive "Verdichten" mit mehrgeschoßigen Wohnblöcken im Ortszentrum und der daraus entstandene, stetig zunehmende Individualverkehr ohne Lenkungskonzept. Das ordnen die Gemeindebürger mehrheitlich einer überzogenen und unreflektierten Wachstumsstrategie der Orts-SPÖ zu (das örtliche Entwicklungskonzept dafür wurde bereits 2011 so im Gemeinderat beschlossen). Das Thema prägte auch den Bürgerbeteiligungsprozess 2020 und bot der politischen Konkurrenz trotz deren über weite Strecken der abgelaufenen Periode eher unauffälliger Präsenz viel Munition. Man fühle sich überfahren, Expansion werde über dörfliche Entwicklung gestellt - das emotionalisierte im Wahlkampf.
Von ÖVP und Grünen heftig attackiert wurde Erich Wahl auch rund ums Seniorenheim, zum vermeintlich geringschätzigen Umgang mit Gemeindemitarbeitern oder wegen diverser, angeblich selbstherrlich abgelehnter Anträge (die SPÖ hat allerdings seit 2015 keine absolute Mehrheit im Gemeinderat, Anm. d. Red.) 

"Substanzlose Skandalisierung kontraproduktiv"

"Rückblickend würde ich einige Dinge anders machen, die Optik war zugegeben hin und wieder suboptimal. Manches - etwas das Seniorenheim - wurde aber gezielt, auch mit Hilfe von Parteibüros in Linz, skandalisiert und zum Medienhype hochgespielt, um mir zu schaden. Ohne Rücksicht darauf, dass damit letztendlich St. Georgen im negativen Licht erscheint und verunsichert wird. Wirklich Substanz hatte keiner der Vorwürfe. Das belegen die Prüfungen unterschiedlichster Behörden" betont Wahl. 

Spannungsfeld zwischen Polit- und Amtsrolle 

Jeder Bürgermeister sei nicht nur Politiker, sondern auch Vollzugsorgan höher Instanzen, Behörde und Vorgesetzter der Gemeindemitarbeiter - und damit Reibebaum: "Ich kann keine Wünsche genehmigen, wenn ich es gesetzlich nicht darf. Muss auch Unpopuläres umsetzen und unattraktive Kompromisse machen. Pflegepersonalmangel ist in ganz Österreich ein forderndes Thema. Und natürlich gibt es wie in jeder Firma auch im Gemeindeteam einmal zwischenmenschliche Unstimmigkeiten und Befindlichkeiten, sind klare dienstliche Anweisungen zu geben. Daraus Mobbing, Vorwürfe zur Amtsführung und weit ins Persönliche gehende Beschuldigungen zu zimmern, hat menschlich wehgetan, weil es einfach nicht stimmt. Man kann mir viel vorwerfen, aber gehässig, opportunistisch oder auf Eigennutz ausgerichtet  bin ich nie gewesen!"

Eigene Politzukunft noch offen

Seinem Nachfolger Andreas Derntl (ÖVP) will Erich Wahl mit Rat und Tat beim Einstieg ins Amt zur Seite stehen. Dieser müsse dann seinen Weg definieren, die SPÖ werde bei guten, wichtigen Themen proaktiv agieren. Seine eigene künftige Politrolle lässt er aktuell offen. "Wir werden das in St. Georgen und im Bezirk beraten. Als Bezirksvorsitzender wäre eine hohe Zustimmung ein Auftrag zum Weitermachen.  Ich bin kein Mandatskleber. Mit meinem breiten Know-How will ich aber unsere jungen Hoffnungsträger und Talente unterstützen, wenn diese das möchten", so Wahl. Das gelte auch für die Landesebene, wo er zugunsten des 20 Jahre jüngeren Klubobmanns Michael Lindner im Sinne eines Generationswechsels auf sein errungenes Mandat verzichtete. 

Zurück in Jugendarbeit und Ehrenamt

Ab Dezember wird die Geschäftsführung beim Linzer Jugendzentrumsbetreiber "Verein Jugend und Freizeit" wieder zum Vollzeitjob des 58-jährigen werden. Mehr Zeit soll für Familie, Garten, Bienen und seine geliebten Orchideen bleiben. "Vielleicht mach ich auch noch zum geistigen Fitbleiben eine interessante Ausbildung. Ehrenamtlich werde ich jedenfalls meine Herzensthemen weiterverfolgen und Vereinen und Initiativen, die Projektfachwissen benötigen, als Mentor gerne zur Seite stehen. Fad wird mir also ganz sicher nicht!"

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