Lehre
"Eigentlich müssen wir mehr die Eltern überzeugen als Jugendliche"
Interview mit Pergs Wirtschaftskammer-Bezirksobmann Wolfgang Wimmer anlässlich der LehrlingsRundSchau, die am 28./29. September 2023 erscheint.
BezirksRundSchau: Wie beurteilen Sie aktuell die Lehrlings-Situation im Bezirk Perg?
Wolfgang Wimmer: Auch wenn sich das wirtschaftliche Klima eintrübt, bleibt die Lehrlingsausbildung ein wichtiger Grundstein für die Betriebe. Auch heuer ist das Angebot an freien Lehrstellen größer als die Nachfrage. Es gibt in fast allen Bereichen noch gute Jobchancen für Jugendliche. Aber eigentlich beginnt schon jetzt die Suche von Lehrstellen für das nächste Jahr.
Was läuft gut und wo sehen Sie die Herausforderungen?
Eigentlich könnten wir mit der Situation zufrieden sein. Anfang September hatten wir im Bezirk 316 Lehrlinge im ersten Lehrjahr, das etwas mehr als zur gleichen Zeit im Vorjahr. Uns geht es aber um die Dienstleistungsqualität in der Zukunft. Und gerade dafür stehen die jungen Leute, die jetzt in einer Lehre sind oder sie gerade beginnen. Nur wenn wir jetzt viele Lehrlinge ausbilden, werden wir auch in einigen Jahren qualifizierte Handwerker und Dienstleister haben.
Was braucht es, um noch mehr junge Menschen für Lehrberufe zu begeistern?
Persönlich bin ich der Ansicht, dass die Lehre in den letzten Jahren wieder richtig cool für die Kids geworden ist. Wo es noch fehlt, ist die Vielfalt an Lehrberufen und Ausbildungsmöglichkeiten in unserer Region so richtig in die Köpfe zu bringen. Eigentlich müssen wir mehr die Eltern überzeugen als die Jugendlichen, dort ist noch öfter das Bild einer veralteten Lehrausbildung zu finden.
In welchen Bereichen erwarten Sie den größten Mangel an Fachkräften in den nächsten Jahren?
Die Fachkräfte werden genau dort fehlen, wo jetzt zu wenige Leute in die Lehre gehen. Das ist aber genau auch eine Chance für die Schülerinnen und Schüler. Sie können sich gezielt Berufe aussuchen, die derzeit am Lehrlingsmarkt fehlen. In ein paar Jahren werden sie dann hochgesuchte Fachkräfte sein.
Ihnen ist noch etwas wichtig zu erwähnen.
Es gibt mittlerweile eine Vielzahl von Angeboten für Informationen rund um die Lehre. Natürlich sind die Jugendlichen die Betroffenen. Aber mein Appell geht auch ganz viel an die Eltern. Nur wenn in der Familie die Qualität der Lehrausbildung in der heutigen Zeit bekannt ist, wird die Lehre den Stellenwert einnehmen können, der ihr zusteht. Und das ist ein ganz großer.
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