Lehrlinge: Die Nachfrage ist so hoch wie nie
Handwerk hat goldenen Boden, Digitalisierung verändert Berufe. Was tun gegen Lehrlingsmangel?
BEZIRK PERG (mikö). Der Run auf Lehrlinge ist groß. "Die Nachfrage für 2018 hat mit 407 gemeldeten Ausbildungsplätzen ihr höchstes Niveau erreicht", sagt Pergs AMS-Geschäftsstellenleiterin Christa Hochgatterer.
Dabei handelt es sich um die Zahlen vom November des Vorjahres. Heuer wird mit einem ähnlich hohen Wert gerechnet. Am 30. September dieses Jahres waren 157 Lehrstellen unbesetzt – siehe 2. Bild. "Nachfrage gibt es praktisch in allen Berufen. Insbesondere im Bau- und Baunebengewerbe, Metall- und Elektrobereich, im Handel und Gastgewerbe", weiß die Arbeitsmarkt-Expertin. Auch in den Polytechnischen Schulen (PTS) im Bezirk ist der Nachwuchs heiß begehrt. "Sehr viele Betriebe 'reißen' sich um gute Lehrlinge", berichtet etwa Andreas Kastenhofer, Direktor der NMS und PTS Grein – siehe Bericht.
Frage nach dem Warum
Warum fehlen aber die Lehrlinge? "Die Einstellung ist so geprägt worden, dass man mit dem Besuch einer höheren Schule weiter kommen kann", sagt Wirtschafts-Bezirksobmann Wolfgang Wimmer. "Dieses Dogma hat sich schon sehr stark überholt. Heute hat man mit einer Lehre sehr viele Möglichkeiten. Ich glaube, dass Facharbeiter in der Zukunft einen noch höheren Stellenwert bekommen. Wer sich im gewerblichen Bereich mit überschaubarer Größe selbstständig macht, kann eine extrem gute Zukunft haben."
Trend verschärft sich noch
Der Trend werde sich weiter verschärfen, glaubt Wimmer. Die Folge: "Wir werden für bestimmte Dienstleistungen in Zukunft viel mehr Geld zahlen müssen." Wie aber gegensteuern? Eine engere Verknüpfung zwischen Schule und Lehre sei nötig. "Wir müssen versuchen, neue 'Schulformen' zu finden, die das eine oder andere zulassen." Auch gelte es, neue Berufsbilder zu schaffen und weiter am Image der Lehre zu arbeiten. Ein Positivbeispiel sei die "Lehre mit Matura". Die Lehrberufe selbst entwickeln sich weiter: In vielen Berufen geht die Entwicklung in Richtung Ergänzung um digitale Ausbildungsinhalte und Modularisierung. Immer wieder gesuchte Arbeitskräfte sind auch Techniker.
Lehrlings-Zahlen
Insgesamt werden im Bezirk Perg 1.048 Lehrling ausgebildet (Stand Ende 2017). Sieben von zehn Auszubildenden sind männlich. 72 Personen absolvieren eine Doppellehre. Die meisten Jugendlichen werden im Bereich der Metalltechnik, KFZ-Technik und Mechatronik geschult. Bei den Mädchen liegen Einzelhandel-Jobs, Verwaltungsassistentin und Friseurin voran. Rechnet man die Einzelhandel-Lehrlinge in verschiedenen Branchen zusammen, kommt man auf etwa 100 Personen.
Top-Lehrberufe
In diesen Berufen werden die meisten Lehrlinge ausgebildet (männlich/weiblich):
1. Metalltechnik (133/3)
2. Kraftfahrzeugtechnik (102/2)
3. Mechatronik (86/4)
4. Bürokaufmann/-frau (7/41)
5. Installations- und Gebäudetechnik (44/0)
6. Einzelhandel, Lebensmittel (2/40)
7. Elektrotechnik (37/0)
8. Maurer/in & Schalungsbauer/in (26/1)
9. Tischlerei (21/5)
10. Koch/Köchin (16/6)
14. Verwaltungsassistenz (2/18)
16. Friseurin (0/18)
Quelle: WK Perg, Stand: 31. 12. 2017, Daten Bezirk Perg
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