Wolfgang Wimmer
"Unsere Betriebe würden viel mehr Lehrlinge aufnehmen"
Im Gespräch: Wirtschaftskammer-Bezirksobmann Wolfgang Wimmer aus Perg über die Lehrlingssituation. Beitrag im Zuge der LehrlingsRundSchau, die am 29. September erscheint.
BezirksRundSchau: Was Lehrlinge betrifft: Wie beurteilen Sie die Lage?
Wolfgang Wimmer: Leider liegen wir hier im OÖ-Trend. Unsere Betriebe würden viel mehr Lehrlinge aufnehmen, als Interesse von den Jugendlichen kommt. Sehr nachdenklich stimmt mich, dass viele Betriebe aufgehört haben, Lehrlinge auszubilden. Das liegt zum einen an der Nachfrage, andererseits an Rahmenbedingungen, die modernisiert gehören. Insgesamt können wir 100 Lehrlingskombinationen im Bezirk aufweisen.
Wo tun sich Betriebe besonders schwer, Berufsnachwuchs zu finden?
Wir sind in den vergangenen Jahren in eine gewisse Komfortzone gerutscht. Arbeit wird als Notwendigkeit gesehen, dass ich überhaupt nicht nachvollziehen kann. Und natürlich haben Lehrberufe, die besondere Arbeitszeiten und -tage erfordern, besonders zu kämpfen. Lehrberufe mit erschwerten Arbeitsbedingungen stellen natürlich besondere Herausforderungen an die jungen Menschen, was im Sport zum Beispiel gerne in Kauf genommen wird.
Warum zahlt es sich aus, eine Lehre zu absolvieren?
Es ist wichtig, dass wir die jungen Menschen zu ihren Interessen und Begabungen führen. Mit einem Abschluss habe ich in unseren wirklich guten Systemen alle Türen offen. Duale Ausbildung ist im Kommen. Die Zeiten, wo man das Dogma „mein Kind soll es einmal besser haben“ ist für mich schwer überholt. Vielmehr stellt sich für mich die Frage: Wo werde ich künftig gebraucht werden und wo kann ich meine Fähigkeiten verwirklichen? Das Handwerk wird wieder eine Renaissance erleben und bietet so viele moderne Entfaltungsmöglichkeiten.
Was muss im Bereich der Lehre verbessert werden?
Ich denke es ist wichtig, dass sich die Sozialpartner auf Augenhöhe zusammensetzen und die Berufsbilder entrümpeln. Sind gelernte Tätigkeiten noch zeitgemäß? Wir könnten die Inhalte der Lehre noch viel interessanter gestalten. Im Zeitalter der Digitalisierung modernisieren.
Sie können auch von positiven Dingen berichten ...
Wir sind im Bezirk immer im Spitzenfeld bei der Auszeichnung junger Menschen. Mir persönlich gefällt es besonders, wenn junge Damen in die Männerwelt eintauchen. Sie sind kreativ und werden einer Branche ganz neue Impulse geben. Fliesenlegerinnen und Malerinnen werden zu Raumgestaltern.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.