Meine Wildnis ist Refugium für 55 Vogelarten
Ein Mauthausener hat auf seinem gepachteten Pferdehof eine Naturoase geschaffen. Sein Ziel: Verschwindenden Lebensraum für heimische Vögel zu bewahren.
"Amsel, Drossel, Fink und Star - bald sind die Vögel nicht mehr da!" Das bekannte Kinderlied muss wohl bald umgedichtet werden, verschwinden weiterhin so viele vertraute Vogelarten aus unseren Gärten, Wiesen und Feldern, wie der kürzlich von Birdlife Österreich veröffentlichte Zählungsbericht 2018 zeigt. "Wo meine Koppeln und Obstbaumwiesen aufhören, liegen intensiv bewirtschaftete Felder. Dort ist Wüste in punkto Vogelleben. Keine Hecken, nicht einmal ein schmaler Feldrain, der frühere Bach verrohrt - Monokultur. Die paar Vögel dort kann man fast an einer Hand abzählen. Da haben sie es bei mir herüben schon besser und ich sorge dafür, dass das so bleibt", ist Werner Krieger von seiner Mission überzeugt. Der 55-jährige Glasereiarbeiter, als Einsteller einiger Pferde auch Nebenerwerbslandwirt, bewahrt auf seinem gepachteten Teil des Mauthausener Poschacherhofs ein Biotop für heimische Vögel. Knorrige Obstbäume mit vielen Nistmöglichkeiten, ein Löschteich, den er rundum mit Weiden und Sträuchern bepflanzt hat, luftige alte Scheunen - ein Paradies für seine geflügelten Freunde.
55 Vogelarten dokumentiert
55 verschiedene Vogelarten hat er im Jahresverlauf dokumentiert: Je fünf Meisen- und Finkenarten, bekannte Besucher wie Amseln, Stare, Spatzen und Rotkehlchen, aber auch selten gewordene Gäste wie Zaunkönig, Goldammer oder der nur sperlingsgroße Kleinspecht sind vor sein Fernglas geflogen. Winterfütterung erleichtert die Zählung. "Vier Liter Kerne vertilgen meine Besucher täglich. Zum Glück unterstützen mich die Mauthausener Grünen, 200 Euro Futterkosten pro Winter sind für ein Arbeitergehalt nicht ohne", erzählt Werner Krieger. Sein Pferdehof ist ein Eldorado für Vögel: Futter, Insekten am Pferdemist, ausgebürstete Fellhaare zum Nestpolstern, warme Ställe, Unkraut, das auf den Weiden wachsen darf. "Die Vögel fangen aber auch zehntausende Mücken, Fliegen und Bremsen und revanchieren sich so bei den Pferden!" Für Schwalben hat er Wandbretter angebracht, dazu zahlreiche Nistkästen und Futterhäuschen an Gebäuden und Bäumen. In einer Höhlung eines knorrigen Birnbaums haben Wald- und Steinkäuze ihre Kinderstube. Auch Uhus und sogar ein Storch haben Werner Krieger schon besucht.
Ersatznistplatz für Mauersegler
Sein neuestes Projekt: ein Nistplatz für die seltenen Mauersegler. "Bis zu Renovierung des Mauthausener Hochhauses gab es dort ein Brutpaar. Nun finden sie keine geeignte Bruthöhle mehr. Also hab ich eine in der Scheunenfassade geschaffen und hoffe, dass sie bei mir einziehen", so der Tierfreund und appelliert an alle Gartenbesitzer: "Ein bisschen Wildnis hilft enorm. Heimische Sträucher statt Thujenhecke, Blumenwiese statt Rasen, eine Wasserstelle, ein paar Nistmöglichkeiten - es geht ganz einfach und ein vielstimmiges Vogelkonzert samt biologischen Insektenschutz sind inklusive!"
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