Partizipativ
Kunst im Pielachtal – Begegnung als künstlerisches Prinzip

- Thomas Zeller zeigt das Wirtshaus als Ort der Geschichte.
- Foto: Thomas Zeller
- hochgeladen von Lina Chalusch
Das Pielachtal ist in Bewegung – nicht nur landschaftlich, sondern auch kulturell. Im Rahmen des Viertelfestivals 2025 entstehen hier vier Projekte, die eines gemeinsam haben: Sie machen Kunst zu einer Frage der Begegnung. Begegnung mit der Geschichte, mit den Menschen, mit dem Ort und mit sich selbst. Sie holen Kultur dorthin zurück, wo sie hingehört: in den Alltag – und ins Gespräch.
PIELACHTAL. Im Projekt „Kennst des? Waaßt des? Kaunst des?“ widmet sich Karin Schweinzer gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen dem kulturellen Gedächtnis der Region. Digitalisierung und gesellschaftlicher Wandel bilden dabei den Hintergrund für eine Zeitreise, bei der Jung auf Alt trifft: In Interviews mit Großeltern, beim gemeinsamen Brotbacken, Weidenflechten oder beim Spielen alter Brettspiele entsteht ein Dialog der Generationen. Auch die Eltern und Großeltern werden eingebunden. Es wird gelernt, gefragt, gelacht – und gestaunt.

- Kinder und Jugendliche mit altem Zeitvertreib: Brett und Kartenspielen.
- Foto: zVg Karin Schweinzer
- hochgeladen von Lina Chalusch
„Das Projekt soll sich mit der Veränderung im Leben heute und früher auseinandersetzte. Die Kinder waren wirklich inspiriert von den Gesprächen mit ihren Großeltern und haben sich weiter schlau gemacht“, berichtet Schweinzer.
Das Wirtshaus als Bühne
Ein Herzensprojekt setzt Thomas Zeller um: „Begegnungszone Wirtshaus“ ist eine fotografische Annäherung an jene Orte, die einst soziale Drehpunkte der Dörfer waren. Zeller porträtiert nicht nur historische Wirtshaus-Interieurs, sondern auch deren Patina – die Spuren vergangener Gespräche, Feste und Geschichten.

- Möbel mit Patina und tierischer Besuch.
- Foto: Thomas Zeller
- hochgeladen von Lina Chalusch
„Ich wollte dieses Projekt schon vor 30 Jahren umsetzen“, erzählt Zeller. „Diese Wirtshäuser sind voll von Erinnerungen. Die Menschen, die Geschichten – sie alle haben ihre Spuren hinterlassen.“
Interviews mit Wirtsleuten und musikalische Begleitung ergänzen die Ausstellung. So wird das Wirtshaus zum Schauplatz lebendiger Alltagskultur.
Jugendliche Begegnung auf Holz
Im Projekt „begegnungs.ART“ leitet Streetworkerin Barbara Rieder ein wanderndes Atelier durch überregionale Gemeinden. Jugendliche gestalten großformatige Holzplatten, auf denen persönliche, gesellschaftliche und kreative Themen sichtbar werden.
„Mit Hilfe von Jugendkulturarbeit können sich junge Menschen ausdrücken. Es geht darum, dass ihre Geschichten sichtbar werden“, erklärt Rieder.

- Vergangenes Jahr wurde Streetwork Pielachtal wurde mit dem Changemaker-Award für das Projekt "Wildes Pielachtal“ ausgezeichnet.
- Foto: JLW – Jugend und Lebenswelt, Barbara Rieder
- hochgeladen von Lina Chalusch
Die Werke entstehen an den verschiedenen Orten, bis sie am Ende zu einem Gesamtkunstwerk zusammengefügt und im Jugendraum Obergrafendorf dauerhaft installiert werden – als bleibendes Zeichen gelebter Jugendkultur.
Hermann Niklas verabschiedet sich wandernd
„Die Wortwerft geht baden“ ist das letzte Projekt der literarischen Gruppe „Wortwerft“, die Hermann Niklas über zwei Jahrzehnte lang begleitet hat. Hermann nimmt den Abschied zum Anlass für eine poetische Pilgerreise: zu Fuß von Wien bis zum Erlaufsee, entlang der Mariazellerbahn. Unterwegs veranstaltet er Lesungen an besonderen Orten – so auch über eine Licht- und Klanginstallation in der Nixhöhle Frankenfels (mit Lichtkünstlerin Viktoria Köln)

- Die Wortwerft: ein poetisches Literaturprojekt nimmt Abschied.
- Foto: zVg Hermann Niklas
- hochgeladen von Lina Chalusch
„Wir haben immer versucht, Orte und Menschen einzubeziehen und Lyrik sehr lebendig zu gestalten.“, erzählt Hermann Niklas.
So wird Abschied zu Begegnung, Lyrik zu Landschaft, und Erinnerung zur Performance.
Kunst, die bleibt
Was alle vier Projekte verbindet, ist der Wille zur Öffnung: gegenüber Menschen und Orten. Kunst wird hier nicht als distanzierte Disziplin verstanden, sondern als Einladung – zur Erinnerung, zur Teilhabe, zur Begegnung. So wird das Pielachtal mit diesen Projekten nicht nur zur Kulisse, sondern zum aktiven Kulturraum – vielstimmig, zugänglich und tief verwurzelt.
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