Pielachtal, Fokus Familie
So geht Großfamilie
Wie sieht ein Alltag mit sieben Kindern aus? Was sind die gesellschaftlichen Herausforderungen?
PIELACHTAL. „Wenn das das Schlimmste in meinem Leben ist, was mir passiert ist, dann hab ich’s geschafft“, lacht Jennifer Unfried auf die Frage, ob die Großfamilie geplant war. Vor sieben Wochen hat sie ihr siebtes Kind geboren. Im Gespräch mit den Bezirksblättern spricht sie über Vorurteile, das Leben mit einer Großfamilie und über ihren Alltag.
Normale Familie
Ein sehr ordentliches Haus, ein vielleicht größerer Tisch als in manch anderen Häusern, Bilder hängen an der Wand: Jennifer stillt ihr kleines Baby, nebenbei unterhält sie sich mit ihrem dreijährigen Sohn. Die anderen Kinder - 18, 15, 13, zehn und acht Jahre alt - sind in der Schule oder arbeiten. "Ich war ein Einzelkind und ich habe es gehasst, alleine zu sein", erinnert sie sich. In die Großfamilie seien sie und ihr Mann hineingewachsen. "Es hat sich so ergeben und für uns passt es", erzählt sie. Auf die Frage, wie denn ihr Alltag aussehe, antwortet sie amüsiert:
"Im Prinzip genauso wie mit zwei Kindern, nur von allem ein bisserl mehr."
In der Küche hängt ein großer Familienkalender, um den Überblick zu behalten. Großeinkauf gibt's ein Mal die Woche. "Aber wir leben nicht immer nur nach Plan", lacht sie. Abends richtet ihr Mann Reinhard die Jause für die Kinder her. In der Früh läuft alles so ab wie in vielen kleineren Familien auch: Kinder aufwecken, anziehen, frühstücken und ab in den Kindergarten, Schule oder zur Arbeit. Danach wird Haushalt gemacht und sich um die Kleinen gekümmert.
Vorurteile
"Die Leute reagieren unterschiedlich. Die einen sind total arg, die anderen sehr positiv eingestellt"
, weiß die Dirndltalerin. Anfangs habe sie sich negative Kommentare sehr zu Herzen genommen: "Es war für mich sehr schwer, dass man das, was gesagt wird, ausblenden kann. Sie geht davon aus, dass das ein Generationenproblem sei. "Früher bekamen vielleicht Eltern so viele Kinder wegen dem Kindergeld. Aber davon kann man keine Großfamilie ernähren", weiß sie. Sie selbst, eine diplomierte Krankenschwester, ist bis zum dritten Kind 30 Stunden arbeiten gegangen. Sie sieht es als Privileg, dass sie bei ihren Kindern daheim sein kann. Ihr Mann habe einen sehr guten Job, den Kindern fehle es an nichts. „Unsere Kinder gehen in die Musikschule, können ihre Hobbys ausüben wie alle anderen auch.“ In den Urlaub wird normalerweise gefahren. „Wir haben von Hotel bis Wohnwagen bereits alles durch, weil uns das gefällt“, lacht Jennifer. Nur heuer verzichten sie auf den Urlaub, weil sie ein Neugeborenes haben.
Alle helfen mit
Grundsätzlich ist die Pielachtalerin der Meinung, dass sich jedes Kind individuell entwickeln können soll und darf. "Es ist bei uns nicht so, dass die Großen auf die kleinen Geschwister aufpassen müssen. Die Großen sollen und dürfen mit ihren Freunden unterwegs sein. Es ist eher so, dass sie von selber fragen, ob sie die Kleinen mit zum Erdbeerfeld nehmen dürfen und mir freiwillig manches abnehmen", freut sie sich. Natürlich sei es schon so, dass jeder seine Sachen selber wegräumen müsse und etwas mithilft im Haushalt. Abschließend erwähnt sie noch: "Wir haben trotzdem unsere Hobbys, denn auch Eltern haben ein Recht darauf. Es dauern manche Projekte vielleicht länger, aber prinzipiell funktioniert es, dass ich mich manchmal zum Beispiel zur Nähmaschine setzen kann."
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