Willkür oder Sparmaßnahme?
In Bad Hofgastein hängt der Haussegen zwischen ÖVP-Bürgermeister Fritz Zettinig und seinem SP-Vize Harald Schaireiter schief. Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte: In der vergangenen Sitzung der Gemeindevorstehung wurde der bisherige Standesbeamte Schaireiter als neuer Leiter des Seniorenheimes bestellt. „Eine Zwangsversetzung ohne Grund“, glaubt der Betroffene zu wissen. Ortschef Zettinig spricht hingegen von einer Einsparungsmaßnahme.
BAD HOFGASTEIN (rau, ce). Die Tage des roten Vizebürgermeisters Harald Schaireiter als Standesbeamter in der Gemeinde Bad Hofgastein sind seit der vergangenen Gemeindevorstehungssitzung gezählt. Mit fünf ÖVP- gegen vier SPÖ-Stimmen wurde die Bestellung des Standesbeamten zum neuen Leiter des Seniorenheimes abgesegnet – gegen den ausdrücklichen Willen des Betroffenen. „Nachdem sich Harald Schaireiter nichts zu Schulden kommen hat lassen, ist diese Aktion als reiner Willkürakt auf politischer Ebene anzusehen“, kritisieren Hofgasteins SP-Fraktionsobmann Wilhelm Zembacher und Ortsvorsitzender Johann Freiberger unisono. Im gleichen Atemzug sprechen sie von einer „bedenklichen Vorgehensweise“: „In dieser Art und Weise ist das im Bundesland Salzburg noch nie dagewesen. 20 Jahre Gemeindedienst und Bürgerservice sind somit nichts wert. Ebenso gehen die Argumente der ÖVP, die im Zuge der Pensionierung von Frau Angermann einen Bediensteten einsparen wollen, ins Leere. Diese Einsparungen wären schon in vielen Bereichen in wesentlich größerem Umfang möglich gewesen.“ In diesem Zusammenhang werfen beide Bürgermeister Zettinig „Unwissenheit“ vor: „Die Vorgehensweise dieser Versetzung ist geprägt von Arroganz und Selbstherrlichkeit. Machtdemonstration steht im Vordergrund gepaart mit völliger Unwissenheit über die Aufgabenbereiche in der Gemeindeverwaltung. Alle vorangehenden Bürgermeister haben gewusst, was ihre Bediensteten im Amt leisten und hätten so einem Willkürakt nie zugestimmt. Das ist ein Abbau des Bürgerservice in unserer Gemeinde!“ Für beide SPÖ-Politiker ist das Verhältnis zu ihren „schwarzen“ Kollegen nach dieser Versetzung auf Eis gelegt: „Die Zusammenarbeit wird erst dann wieder fortgesetzt, wenn die ÖVP wieder auf den Boden der Realität zurückkehrt!“
„Einsparung aufgrund der finanziellen Situation!“
„Völlig absurd“ findet Bürgermeister Fritz Zettinig die Anschuldigungen gegen ihn und „seine“ ÖVP: „Bei diesem Beschluss handelt es sich keineswegs um irgendeine böswillige Absicht oder abwertende Handlung gegenüber Harald Schaireiter. Im Gegenteil, wir schätzen seine Arbeit und ihn als äußerst erfahrenen und kompetenten Mitarbeiter.“ Gleichzeitig spricht der Ortschef von zwei weiteren „Zuckerln“ dieser Aktion: „Wir können einerseits einen Posten einsparen und andererseits ist der ehemalige Standesbeamte der erfahrenste Mann für diesen Posten unseres Seniorenheimes.“ Zudem kann Schaireiter laut Bürgermeister Zettinig auf die notwendigen Kurse zurückgreifen, „und das erspart uns als Gemeinde etwa 14.000 Euro.“ Von einer Degradierung will der Ortschef auch nichts wissen: „Harald unterstehen im Seniorenheim etwa 60 Mitarbeiter und er hat schon viele Jahre Erfahrung in allen Belangen des Seniorenheimes. Das ist also keinesfalls eine Herabsetzung unsererseits“, so Bgm. Fritz Zettinig in aller Deutlichkeit. Einmal mehr betont er den gesamten Akt als Einsparungsaktion: „Bei unserer angespannten finanziellen Lage und den anstehenden Projekten können wir uns derzeit keine Neueinstellung leisten. Aber nochmals, es ist sicher eine positive Sache, dass wir unseren erfahrensten Mitarbeiter als neuen Heimleiter einsetzen.“
„Die Art und Weiseist nicht in Ordnung!“
Und was sagt der Betroffene selbst zu dieser Situation? „Ich finde die Art und Weise nicht in Ordnung, dass man mich mit meiner zwanzigjährigen Erfahrung als Standesamtsleiter einfach gegen meinen Willen sowie ohne Grund und Beschwerde ins Seniorenheim versetzt. Für mich ist das eine Zwangsversetzung“, so Vizebürgermeister Harald Schaireiter abschließend.
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