Expertenrunde in Bad Hofgastein
Den Kollaps in der Pflege verhindern

Das European Health Forum Gastein versammelte eine Expertenrund ein den Bereichen Pflege und Gesundheit, um über die Resignation der Pflege zu sprechen. | Foto: European Health Forum Gastein
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  • Das European Health Forum Gastein versammelte eine Expertenrund ein den Bereichen Pflege und Gesundheit, um über die Resignation der Pflege zu sprechen.
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Der Pflege wurde über die Jahre hinweg ein immer schlechter werdendes Image nachgesagt. Überstunden, Burnouts und Kündigungen sind immer wieder in den Schlagzeilen zu lesen. Nun trafen sich vier Experten im Bereich des Gesundheitswesen im Gasteinertal, um über die Zukunft der Pflege zu debattieren. Eines vorweg, die Ansätze, wie man den Kollaps verhindern kann, wurden gänzlich unbeschönigt vorgetragen.

BAD HOFGASTEIN, SALZBURG. Mit den Worten: "Ermüdung, Burnout, Kündigungswelle: Was braucht es, um den Kollaps in der Pflege zu verhindern?" wurde das Pressegespräch des European Health Forums Gastein unter dem Titel "Die große Resignation in der Pflege" eröffnet. Expertinnen und Experten im Bereich der Pflege und Gesundheit brachten Vorschläge ein, wie das System erneuert werden kann, um den Totalausfall in der Pflege zu verhindern.

(v.L): Simone Mérey, Johannes Rauch, Sabine Ludwig und Clemens Martin Auer gaben ihre Ansichten zur Verbesserung der Pflege wider. | Foto: European Health Forum Gastein
  • (v.L): Simone Mérey, Johannes Rauch, Sabine Ludwig und Clemens Martin Auer gaben ihre Ansichten zur Verbesserung der Pflege wider.
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Die Experten

Die anwesend Expertinnen und Experten in Bad Hofgastein waren: 

  • Simone Mérey, Pflegekraft und Co-Gründerin von „Heldyn“ 
  • Clemens Martin Auer, Präsident des European Health Forum Gastein 
  • Johannes Rauch, Bundesminister für Soziales & Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz
  • Sabine Ludwig, Professorin für Diversität in der Medizin, Medizinische Universität Innsbruck

Heraus stach, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehr diverse Ansichten hatten, wie man die Pflege in Österreich wieder optimieren und das steigende Resignieren von Pflegekräften entgegenwirken könne.

Ansichten Clemens Martin Auer

Die Ansichten von Clemens Martin Auer, welcher über ein Jahrzehnt Generaldirektor des österreichischen Gesundheitsministeriums war, zur Abwendung des bevorstehenden Kollaps sind sehr direkt und schonungslos. 

Er selbst war überrascht wie schnell der beinahe Kollaps im Bereich der Pflege eintrat. Das Kernproblem des Gesundheitswesen ist laut Auer eindeutig das hierarchische System: "Krankenhäuser sind in großen teilen Europas das letzte Meisterklassenprinzip. 
Und genau das führt zu Verkrustungen in Spitzen der Pflegeeinrichtungen".

Weiters meine Auer, dass das Gesundheitswesen alles daran legen müsse, die vorhanden Kräfte zu halten und zu unterstützen. „Man kann nie soviel neue Kräfte heranschaffen, wie gehalten werden müssen!", erklärt Auer mit Nachdruck.

Laut Clemens Martin Auer müssen die Hierarchien in der Pflege aufgebrochen werden. | Foto: European Health Forum Gastein
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Um die Arbeitsqualität zu verbessern und alte Systeme aufzubrechen, fordert der Präsident des European Health Forums Gastein, dass einmal im Monat das Krankenhausmanagement über die Verbesserungen der Arbeitsqualität befragt wird. Wenn von den entscheidenden Organen nach einem halben Jahr keine Maßnahmen dahingehend umgesetzt wurden, sollen die Zuständigen unverzüglich abdanken.

"Die Arbeitsprozesse können nur verbessert werden, wenn die Hierarchie aufgebrochen wird!"
Clemens Martin Auer, Präsident des European Health Forum Gastein

Die unbeschönigte Sicht von Simone Mérey

Simone Mérey schilderte allen Anwesenden den Arbeitsalltag aus der Sicht einer Pflegekraft.  Sie erzählte von 12-Stunden-Schichten, mit der alleinigen Verantwortung über eine ganze Station. Obwohl sie laut eigener Aussage den Beruf trotz der negativen Seiten geliebt habe, war die Hierarchie ausschlaggebend für einen neuen Ansatz: „Funktionieren, abdecken, einspringen - das wird von einem ausnahmslos erwartet. So kann man die Arbeit einige Jahre durchhalten, aber sicher nicht bis zur Pension." 

Simone Mérey gab den anwesenden einen Einblick in den von Stress geplagten Alltag einer Pflegekraft. | Foto: European Health Forum Gastein
  • Simone Mérey gab den anwesenden einen Einblick in den von Stress geplagten Alltag einer Pflegekraft.
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Auch als Stationsleiterin konnte sie gegen die Hierarchie nicht ankommen. „Es hieß immer Bettenauslastung maximieren aber Geld einsparen", so Mérey. So kündigte die Stationsleiterin während der Pandemie ihre Anstellung und versucht nun mit der Organisation "Heldyn" die Pflege umzustrukturieren. Diese Organisation versucht den Pflegekräften Perspektiven in Form der freiberuflichen Pflege zu ermöglichen. 

Minister Johannes Rauch will Milliarden investieren

Auf die Frage, wer uns in der Zukunft denn pflegen wird, verwies Johannes Rauch, Bundesminister für Soziales & Gesundheit auf die Pflegereform 1 und was die eine Milliarde Euro bereits bewirkten. Jedoch meint Rauch, dass es für eine anhaltende Verbesserung in den nächsten fünf Jahren jährlich eine Milliarde Euro in die Pflege investiert werden solle. 

Neben den Maßnahmen, das bestehende Personal zu halten, wird Österreich auch ausländische Pflegekräfte anwerben müssen, um eine Krise abzuwenden. „Dies muss der europäische Verbund initiieren und das wird uns die nächsten 10 bis 15 Jahre begleiten."

Bundesminister Johannes Rauch meine, dass sich Österreich nicht von ausländischen Arbeitskräften verschließen soll. | Foto: European Health Forum Gastein
  • Bundesminister Johannes Rauch meine, dass sich Österreich nicht von ausländischen Arbeitskräften verschließen soll.
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„Österreich hat 15 Jahre so getan, dass alle Zuwanderer böse wären und das rächt sich jetzt. So kann in der "Festung" Österreich keine angemessene Pflege mehr stattfinden. Deshalb müssen wir als Zuwanderungsland wieder die Wirtschaft attraktiveren", erklärt Minister Rauch. Darüber hinaus ist er es Leid, aus Rücksichtnahme auf Wählerstimmen dieses Thema tot zu schweigen.

Sabine Ludwig über die Frauen in der Medizin

Sabine Ludwig, Professorin für Diversität in der Medizin, weist darauf hin, dass rund 92 Prozent der Pflegekräfte weiblich sind. Daher soll man auf diese noch mehr eingehen, um diese Frauen in der Pflege halten zu können. Laut Ludwig hat es viele Vorteile die Frauen in der Medizin zu halten. „Frauen haben generell einen weniger patriarchalen Blick auf Patienten, sie nehmen sich mehr Zeit auf Patienten einzugehen und operieren weniger."

Sabine Ludwig weist darauf hin, dass die Pflege eine Frauendomöne ist und dass man auf die weiblichen Mitarbeiter mehr eingehen soll. | Foto: European Health Forum Gastein
  • Sabine Ludwig weist darauf hin, dass die Pflege eine Frauendomöne ist und dass man auf die weiblichen Mitarbeiter mehr eingehen soll.
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