Klettersteige – da müssen Sie hinauf
Die Bezirksblätter testeten die schönsten Klettersteige im Pongau und dem angrenzenden Pinzgau.
von Konrad Rauscher
Der Klettersteigsport in Österreich boomt. Heute ermöglichen die Klettersteige vor allem Nichtkletterern und Alleingehern das Erleben der Senkrechten im steilen Fels bei möglichst geringem Risiko. Die Dynamik des Booms zeigt sich an der Entwicklung der vergangenen drei bis vier Jahre. Vom Ersten Weltkrieg – damals dienten Klettersteige vor allem in Südtirol den Soldaten als Sicherung bei Märschen mit schwerem Gepäck – bis kurz nach der Jahrtausendwende war die Zahl der Routen in Österreich an wenigen Händen abzählbar.
Großer Klettersteigtrend
Heute sind es an die 300. Und noch immer kommen jährlich 20 bis 30 neue Klettersteige hinzu. Nicht nur in Gipfelregionen. Auch in Talnähe locken Errichter – meistens Tourismusverbände – mit der schnellen Felstour nach der Arbeit. So hat sich auch bei uns im Pongau das Begehen von Klettersteigen zu einem wahren Trend entwickelt – fast kein Tourismusgebiet das nicht einen Klettersteig anbieten kann. Die "Eisenwege" sind eine Art Zwischenstufe zwischen dem normalen Bergwandern und dem Freiklettern. Der Klettersteig ist ein öffentlich angelegter und, im Gegensatz zu vielen Freikletter-Routen, fest definierter Weg, um ein gestecktes Ziel (oftmals den Gipfel) zu erreichen. Dieser Weg kann ein schmaler Pfad sein, kann aber auch über steile Abgründe führen. Er ist im Bedarfsfall ausreichend gesichert, z.B. durch Eisentritte oder Trittmöglichkeiten im Fels. Des weiteren befindet sich meist eine Seilsicherung (Stahlseil, Kette o.ä.) am Fels, an der man sich sichern kann. Das Klettersteig-Gehen hat somit nichts mit dem Freiklettern zu tun. Bei den sportlichen Klettersteigen ist hingegen schon etwas mehr Muskelkraft gefragt, aber vor allem die richtige Technik. Selbstverständlich kommt es auch hier auf die differenzierte Schwierigkeit des Klettersteigs an.
Die Bewertungsskala
Klettersteige werden in fünf verschiedenen Schwierigkeitsstufen klassifiziert: Von A (wenig schwierig), über B (mäßig schwierig) bis hin zu E (extrem schwierig).
Zur Klettersteig-Ausrüstung gehört neben Klettersteigset, Klettergurt, Klettersteighelm auch passendes Schuhwerk, Klettersteighandschuhe und einiges mehr. Klettersteiggehen ist grundsätzlich nicht schwer. Doch einige Klettersteig-Grundregeln sollte man auf jeden Fall beachten. Denn ein Fehler an falscher Stelle kann fatale Folgen haben. Deshalb empfiehlt sich immer eine solide Grundausbildung. Hier genügt schon ein intensiver zwei- bis dreitägiger Klettersteigkurs.
Wir testen für Sie
Die Bezirksblätter Pongau-Mitarbeiter Walter Pichler und Konrad Rauscher sowie Klettersteigfreak Willi Ramsenthaler haben die schönsten der näheren Umgebung für Sie getestet.
Schwierigkeit C-E; 130 Höhenmeter; Zustieg 10 Minuten; Klettersteig 1,30 Stunden; Abstieg 10 Minuten; Der 300 Meter lange Familien-Klettersteig folgt dem Nordgrat der Hirschkarspitze. Die schwierigsten Stellen können umgangen werden, was die Gesamtschwierigkeit auf C reduziert.
Schwierigkeit D mit E Variante; 170 hm.; Zustieg 20 min.; Klettersteig 1,15 Std.; Abstieg 25 min.; Der Franzl Klettersteig ist eine gewaltige Querungstour in der Schwarzen Wand oberhalb von Hüttschlag. Der Anstieg wird immer schwerer und findet den finalen Höhepunkt an einer weißen, leicht überhängenden Steilwand im oberen Teil der Route.
Schwierigkeit D-E, 200 hm.; Zustieg 30 min.; Klettersteig 1,30 Std.; Abstieg 30 min.; Getarnt als unscheinbarer Grat glaubt man anfangs an einen Wanderweg, spätestens an der leicht überhängenden Schlusswand merkt man aber, dass man an einem der schwersten Klettersteige im Gasteinertal unterwegs ist.
Schwierigkeit B-C; 80 hm.; Zustieg 10 min; Klettersteig 20 min.; Abstieg 15 min.; Schöner Genussklettersteig durch die Kesselfall-Schlucht. Steil und ausgesetzt, aber nie richtig schwer klettert man durch die Schlucht hinauf zum Wanderweg. Zwei Seilbrücken führen über die spektakulären Wasserfälle des Kesselbachs.
Schwierigkeit D mit F Variante; 180 hm.; Zustieg 20 min.; Klettersteig 2 Std.; Abstieg 30 min.; Der Kitzklettersteig ist ein moderner, rassiger Klettersteig in der Kitzlochklamm. Ein gelungener Sportklettersteig in äußerst reizvoller Umgebung; Ständig ist das Rauschen des Wassers der akustische Begleiter auf dieser Tour. F-Variante Höhlensprint.
Schwierigkeit D; 700 hm.; Zustieg 2,15 Std.; Klettersteig 4,45 Std.; Abstieg 3,15 Std.; Der Königsjodler wurde 2001 errichtet. Er ist der schwierigste Klettersteig am Hochkönig und der längste Salzburgs. Er überwindet in rund 1.700 Klettermetern die Teufelshörner, den Kematstein (auch Kummetstein) und endet am Hohen Kopf.
Schwierigkeit C; 130 hm; Zustieg 45 min.; Klettersteig 45 min.; Abstieg 45 min.; Kurzer Klettersteig an der Südseite der Mauskarspitze. Der Steig an sich ist unspektakulär, er hat in der Mitte aber eine schöne, 30 Meter lange Seilbrücke. Auch der Gipfelgrat ist schön und problemlos zu klettern.
Schwierigkeit D-E; 140 hm.; Zustieg 20 min.; Klettersteig 50 min.; Abstieg 30 min.; Sehr schöne, aber auch sehr anstrengende Steiganlage durch die „Hauswand“ von Hüttschlag. Der Kupfergeiststeig verläuft mitten durch die mächtige Plattenwand über dem Ort. Ausgestiegen wird nach einer Seilbrücke und einem steilen Pfeiler.
Schwierigkeit D. 90 hm.; Zustieg 10 min.; Klettersteig 35 min.; Abstieg 15 min.; In unmittelbarer Nähe der kleinen Pongauer Gemeinde Kleinarl wurden in den Felswänden oberhalb des Ortes mehrere Klettersteige angelegt, die sich gut zu einer ausgiebigen Klettersteigrunde verbinden lassen.
Schwierigkeit D; 130 hm.; Zustieg 10 min.; Klettersteig 30 min.; Abstieg 15 min.; Interessanter Tal-Klettersteig, der sich gut durch den stark bewaldeten Felsgürtel schlängelt und beachtliche 130 Höhenmeter aufweist. Der Klettersteig bietet alles: Eine steile, leicht überhängende D-Passage und schöne Platten.
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