Biosphärenpark Wienerwald
1.336 Artenfunde beim Tag der Artenvielfalt
Rund 70 Experten durchstreiften am 18. und 19. Juni 2021 das Eichgrabener Gemeindegebiet, um innerhalb von 24 Stunden möglichst viele Tier-, Pflanzen- und Pilzarten zu finden.
EICHGRABEN/TULLNERBACH (pa). Die Artensuche wurde zum 15. Mal im Biosphärenpark Wienerwald veranstaltet und soll die Bevölkerung für die heimische Naturvielfalt sensibilisieren und Daten zur Dokumentation und Erhalt der Tier- und Pflanzenwelt sammeln: Rund 1.336 Arten wurden heuer entdeckt, darunter die größte europäische Libelle Große Quelljungfer, das selten vorkommende Breitblatt-Wollgras und das österreichweit gefährdete Moor-Blaugras, sowie die Speisepilze Flockenstieliger Hexenröhrling und Lungenseitling.
Für die rund 70 ehrenamtlich tätigen Wissenschafter und Experten, die zum Tag der Artenvielfalt aus ganz Österreich nach Eichgraben anreisten, stand die Artensuche im Vordergrund. Ihr Ziel: Innerhalb von 24 Stunden im betreffenden Gebiet möglichst viele Tier-, Pflanzen- und Pilzarten zu finden. Insgesamt konnten heuer 1.336 Arten (vorläufige Zahl ohne Nachbestimmungen) gefunden werden.
Besondere Tier-, Pflanzen- und Pilzfunde in Eichgraben
Bei den Tierfunden begeisterten die ForscherInnen vor allem das Vorkommen der gelb gezeichneten, größten europäischen Libelle Große Quelljungfer. Die etwa 10 cm große, EU-geschützte Art braucht saubere Fließgewässer und lebt an schönen, nicht verbauten Wienerwald-Bächen. Außerdem wurde die Alpine Gebirgsschrecke entdeckt. Die hauptsächlich im Gebirge vorkommende, etwa 2 cm große Heuschrecke kann nicht fliegen und kommt als Tieflandform auch im Wienerwald vor. Der Zunderschwammkäfer wohnt in großen alten Zunderschwämmen auf Totholz und entwickelt seine Larven im Schwamm-Inneren. Außerdem konnte die schwarz-rot gefärbte, räuberische Mordwanze gefunden werden, die sich durch die Klimaerwärmung immer mehr bei uns ausbreiten dürfte.
Bei den Pflanzenarten wurden vor allem an den langgezogenen Waldrändern viele Arten entdeckt: So konnte auf wechselfeuchten Wiesen in westlichen Teil von Eichgraben im Niedermoor das selten vorkommende Breitblatt-Wollgras und das österreichweit gefährdete Moor-Blaugras gefunden werden. Weitere spannende Pflanzenfunde gab es auf den mageren, wechselfeuchten Wiesen im östlichen Teil von Eichgraben, wie die Pannonien-Platterbse, das Nord-Labkraut, sowie auf trockeneren Wiesen die Karthäuser-Nelke und das Trübgrüne Gewöhnlich-Sonnenröschen.
Aufgrund der Trockenheit in den Wintermonaten und einer dicken Laubschicht im Wald gab es für die Pilzexperten nicht so viele Funde. Jedoch wurden die ersten Sommersteinpilze sowie die Speisepilze Flockenstieliger Hexenröhrling und der Lungenseitling entdeckt. Generell wurden mehrere Schadpilze auf Blütenpflanzen gefunden, wie der Echte Mehltau der Nachtkerze und die Schrotschußkrankheit auf Kirschbäumen.
„Wir schützen was wir lieben! Unsere Heimat hat viel zu bieten - beim Tag der Artenvielfalt des Biosphärenpark Wienerwald lernt die Bevölkerung die Natur vor der eigenen Haustür noch besser kennen. Dies und das Verständnis dafür, dass man als Besucherin oder Besucher nur Gast in der Natur ist, hat in Pandemiezeiten noch mehr an Bedeutung erfahren“
, ist LH-Stv. Dr. Stephan Pernkopf überzeugt.
„Es freut mich sehr, dass wir jedes Jahr so viele ExpertInnen für den Tag der Artenvielfalt gewinnen können, die sich ehrenamtlich in den Dienst der guten Sache stellen und so wichtige Arbeit für die Dokumentation und Erhaltung der Tier- und Pflanzenwelt im Biosphärenpark Wienerwald leisten“
, bedankt sich DI Andreas Weiß, Direktor des Biosphärenpark Wienerwald.
Natur- und Nachtführungen begeisterten Bevölkerung
Am Freitag, 18. Juni versammelten sich rund 60 Naturinteressierte bei Einbruch der Dämmerung bei den drei vereinbarten Treffpunkten für die Nachtführungen, um sich gemeinsam mit Experten auf Spurensuche zu begeben und nachtaktive Lebewesen wie Fledermäuse und Nachtfalter zu beobachten.
„Wir durften sogar selber Forscher sein und ich hab mit meiner Becherlupe eine Gelse und einen Scheinbockkäfer gefangen! Außerdem fand ich die Erklärungen zu den Fledermäusen toll und dass man sie mit einem Detektor auch hören kann“
, erzählt der 9-jährige Martin begeistert.
Am Samstag, 19. Juni standen Naturführungen für Familien und für Erwachsene am Programm. Unter fachlicher Anleitung von BiologInnen machten sich die TeilnehmerInnen auf die Suche nach der heimischen Vielfalt im Wald und auf der Wiese, und erkundeten die heimische Natur vor der eigenen Haustüre.
„Im Bach hat eine Biberfamilie einen Damm errichtet und die Expertin hat uns ganz viel zu den Bibern erzählt. Das hat mir am besten gefallen“
, berichtet eine junge Teilnehmerin.
GEO-Tag der Artenvielfalt
Der vom GEO-Magazin ins Leben gerufene Tag der Artenvielfalt hat sich in den letzten Jahren zur größten Feldforschungsaktion in Mitteleuropa entwickelt. Ziel für die Experten ist es, in 24 Stunden in einem ausgewählten Gebiet möglichst viele Pflanzen-, Tier- und Pilzarten zu finden. Die gesammelten Daten werden für Forschung und Naturschutzarbeit weiterverwendet.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.