Direktorin im Interview: "Gymnasium ändert sich stark in den nächsten Jahren!"

PURKERSDORF. Frau Direktor Ille, warum wird der "Tag des Gymnasiums" denn überhaupt abgehalten? Was ist der Hintergrundgedanke?
IRENE ILLE: „Tag des Gymnasiums wurde mit dem Gedanken geschaffen zu sagen ,Wie ist Schule heute‘. Schule – und gerade das Gymnasium – ändert sich permanent und relativ stark in den nächsten paar Jahren."

Eine der Änderungen ist ja die neue Form der Reifeprüfung an den AHS.
"Genau. Die hat es bisher nur in Pilotschulen gegeben. Im Juni 2015 haben alle die standardisierte kompetenz-orientierte Reifeprüfung. Es hat sich zwar der Begriff „Zentralmatura“ gefestigt, aber das Problem ist sie dadurch mit Zentralmatura in anderen Ländern wie Frankreich und so weiter gleichgesetzt wird – und das ist bei uns nicht so. Bei uns ist es eine Teilzentralmatura, das bedeutet das die schriftlichen Klausuren tatsächlich zentral vorgegeben werden. Sie findet an einem vorgegebenen Tag in ganz Österreich zur gleichen Zeit mit den gleichen Aufgabestellungen statt.“

Wie ist Ihre persönliche Meinung zu dieser Entwicklung?
„Bei einer Voll-Zentralmatura hätte ich ein großes Problem gehabt, da dich glaube dass Österreich dann bald das Problem gehabt hätte, was Länder mit Zentralmatura jetzt haben – nämlich eine gesamte Verschlechterung, vor allem in öffentlichen Schulen. Der Teil-Zentralmatura kann ich vieles abgewinnen. Das halte ich für eine gute Initiative die sich auszahlt. Denn es ist eine gute Mischung aus einem gewissen geforderten Mindeststandard. Zudem ist die Klausur dann nicht lehrerspezifisch abhängig. Auch bei der mündlichen Prüfung werden die Fragen dem Schüler nicht mehr zugeordnet sondern die Themengebiete werden gezogen – so kann man nicht dem Vorwurf unterliegen es sei abgesprochen. Neu ist außerdem dass jeder eine vorwissenschaftliche Arbeit schreiben muss. Ich persönlich glaube dass es ein positiver Schritt ist, denn es ist ein besserer Übergang zur Universität. Die neue Matura ist weder leichter noch schwerer geworden, sie ist einfach anders geworden und dem näher was mich später erwartet.“

Welche weiteren Veränderungen erwarten die Gymnasien?
„Neu ist auch die modulare Oberstufe – jetzt gibt es sie in Pilotphasen, aber die jetzigen 3. Klassen müssen ab der 6. Klasse bereits die modulare Oberstufe haben. Der große Unterschied ist, dass der Stoff nicht mehr in Jahres- sondern in Semesterblöcke geteilt ist.“

Wie geht man diese Entwicklung im BG/BRG Purkersdorf an?
„Das Ganze ist ein ca. zwei Jahre andauernder Schulentwicklungsprozess der SChulgemeinschaft. Auch an unserer Schule gibt es eine ,Denkergruppe‘ die sich da entwickelt. Jetzt gerade entwickeln Lehrer, Schüler und Eltern jeder für sich Ideen und Visionen, die im nächsten Schuljahr auf Machbarkeit geprüft werden. Auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen werden dann wohl noch genauer definiert werden. Dann werden wir das ganze in das neue Oberstufenpaket schnüren, von dem ich hoffe, dass es stärker in Richtung Interessensförderung geht. Man muss einfach am Boden der Realität bleiben – das Ganze spielt sich in der 6. Klasse ab und dabei darf man nie vergessen: ,Wie alt ist dieses Kind?‘.“

Individualität ist Ihnen also wichtig?

„Wenn ich mich vorher für eine standardisierte Teil-Zentralmatura ausgesprochen habe, heißt das nicht, dass mein Motto lautet ,Uniformieren wir alles‘ – schrecklich! Andere Länder zeigen uns ja auch vor wie das passiert. Ich glaube an die Philosophie, dass in vielen Bereichen ein gewisses Fundament da sein muss, aber dann gilt es breit zu werden und Vielfalt zu schöpfen. Der junge Mensch muss noch suchen und sich verändern dürfen, er muss seine Richtungen wechseln dürfen und aus seinen Interessen schöpfen dürfen. Andernfalls weiß ich nicht wo wir als Gesellschaft sonst hin kommen.“

Der heutigen Jugend wird oftmals ein Verlust diverser Kompetenzen vorgeworfen. Wie sehen Sie das?
„Vor 30 Jahren war eine Oberstufenklasse in der 7. etwas ganz anderes als heute. Klar sind einige Dinge verloren gegangen, über die heute so gerne gejammert wird: Sie können nimmer so gut rechtschreiben – stimmt. Sie können sich auf Dinge manchmal nicht mehr so gut konzentrieren – stimmt, manche, ja. Aber sie können dafür andere Dinge besser: Sie sind mutiger geworden, flexibler, sie sind gewandter, schneller, beweglicher.
Aber auch die Schere ist etwas größer geworden: 40 Prozent der Jugendlichen sind hochsozial, hochkommunikativ, hochflexibel und haben sich wirklich erweitert, 40 Prozent der Jugendlichen sind in etwa gleich geblieben, aber es gibt eben auch einen Anteil der Jugendlichen die Gefahr laufen abzugleiten – zum Beispiel in Isolation oder Radikalismus, die sich einfach nicht mehr zurechtfinden in dieser Welt und in Depressionen stürzen, suizidgefährdet sind oder sich nicht verstanden fühlen. Das setzt aber nicht in der 6. Klasse ein. Die Frage ist wie kriegen wir es als Gesellschaft und aufgeklärtes Land in den Griff dass das nicht entartet. Ich möchte keine Verhältnisse wie in Amerika und meine Stunde damit beginnen zu sagen ,jetzt legt‘s mal alle Messer und Revolver am Tisch‘.“

Aktuell ist die Baustelle des neuen Zubaus recht deutlich zu sehen. Welche Vorteile soll der Zubau bringen?
"Wir haben jetzt eine Schule die für 28 Klassen gebaut ist, 35 Klassen haben wir. Wir lösen seit Jahren die Raumnot dahingehend dass unsere 8. Klassen in den ehemaligen Provisorien untergebracht sind – das wäre keine Dauerlösung. Wir holen alle unsere Klassen wieder in das Schulgebäude zurück. Was sicher auch eine schöne Sache wird ist ein großer Musiksaal – ein offener Raum, der ein "Kunst und Kultur-Raum" werden soll. Das bietet wieder ein großes Potential an Entwicklungschance für diese Schule und diese Region. Daher ist unser heuriges 'Kunst und Kultur'-Motto am Tag des Gymnasiums ein gewisses Vorgreifen."

Nächstes Jahr feiert das BG/BRG Purkersdorf 20-jähriges Jubiläum. Was darf man erwarten?
„Es ist Zufall, oder auch nicht, dass zur gleichen Zeit der Zubau fertig wird. Ab dem nächsten Schuljahr sind die Klassen nicht mehr disloziert unterbracht. Wir werden einen Festtag bestreiten und den neuen Zubau mit der 20 Jahr-Feier kombinieren.“

Insgesamt kommen also viele Neuerungen auf die Schüler zu. Sind die Purkersdorfer Schüler gerüstet?
"Oh ja – absolut. Ich denke dass liegt in unserer Verantwortung, aber wir haben auch den Vorteil dass wir seit einiger Zeit Pilotschule sind."

ZUM NACHLESEN:
Tag des Gymnasiums 2014 in Purkersdorf

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