Im Nachtdienst beim Roten Kreuz: Freunde fahren blau durch die Nacht

Mit neun Kollegen verbringt Klaus Peter Reschl (sitzt vorne) seine Freitagnächte regelmäßig auf der Purkersdorfer Rot Kreuz Dienststelle.
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PURKERSDORF. „Solange keine Epidemie ausbricht, machen die Nachtdienste in Purkersdorf nur Freiwillige“, erklärt der Bezirksstellenkommandant des Roten Kreuzes Klaus Peter Reschl. Seit 32 Jahren fährt er in seiner Freizeit mit Blaulicht durch die Nacht, um Verletzten oder Erkrankten zu helfen.
Begonnen hat Reschl damit, weil er eine Ergänzung zu seiner Arbeit bei der Bank Austria gesucht hat. „Es ist eine willkommene Abwechslung zum Alltag“, sagt er, gibt aber zu: „Wenn mich heute jemand fragen würde, würde ich wohl auch sagen, dass ich keine Zeit habe. Doch mittlerweile gehört das Rote Kreuz zu meinem Leben.“

Befreundete Stammteams

Etwa 90 freiwillige Sanitäter arbeiten regelmäßig beim Purkersdorfer Roten Kreuz. Begleitet werden sie jede zweite Woche von einem Notarzt, der abwechselnd mit dem Samariterbund fährt. Insgesamt sind jede Nacht etwa zehn Leute in drei Wägen im Einsatz. Die meisten machen alle zwei Wochen gemeinsam einen Dienst.
„Wir arbeiten in unserer Zusammensetzung schon lange zusammen und verstehen uns auch privat gut“, sagt Reschl, der zwei Mitglieder seines Teams schon ihr ganzes Leben lang kennt: Die Zwillinge Sonja und Verena Haider fuhr er vor 31 Jahren zur Entbindung ins Krankenhaus. „Wir haben richtig Gas gegeben, damit sie bis ins Spital im Bauch bleiben“, erinnert sich Reschl. Heute versorgen sie ihre Patienten gemeinsam als Sanitäter im Rettungswagen. Sonja und Verena wechselten vom Jugendrotkreuz zu den Sanitätern. „Toll ist, dass hier Menschen aus unterschiedlichen Sparten zusammen kommen“, betont Verena.

Zwischen 0 und 14 Ausfahrten

Ein Nachtdienst beginnt um 18.00 Uhr mit der Kontrolle der Rettungswägen. „Dann denken wir mal darüber nach, was wir heute Nacht essen werden“, schmunzelt Koordinator Paul Kroupa, der dann meistens bei einem Lokal im der Umgebung bestellt.
Immer nach Plan läuft das nicht, denn jederzeit kann der Pager zur Ausfahrt läuten. Meistens fahren die Sanitäter dann Einsätze zu gestürzten oder erkrankten Personen. „Das Schlimmste, was ich erlebt habe, war eine Kinderreanimation in Rekawinkel, bei der wir zu spät gekommen sind“, bedauert Reschl noch heute.
Teilweise bringen sie Patienten nur vom Spital wieder nach Hause. Manche haben sie zuvor dorthin gebracht. "Gelegentlich warten wir gleich auf sie. Etwa nicht stoppendes Nasenbluten ist schnell behandelt“, sagt Reschl, der auch schon viel Kurioses erlebt hat: „Ein Kollege hat einmal eine Patientin in die Psychiatrie geführt. Sie hat ihm Gewalt angedroht, wenn er nicht mit ihr singt. So sind die Sanitäter hinten im Wagen singend mit der Patientin ins Krankenhaus gefahren. Der Fahrer vorne war sehr verwundert“.
Im Schnitt müssen die Sanitäter vier Ausfahrten absolvieren. „Es gibt auch so genannte Nuller, bei denen die ganze Nacht gar nichts los ist. Unser Rekord waren hingegen 14 Einsätze. Da waren wir die ganze Nacht unterwegs und konnten erst um Mitternacht in ein kaltes Schnitzel beißen. Das war schon sehr hart“, erzählt Reschl. „Prinzipiell ist jede Ausfahrt nach fünf Uhr grauenhaft“, ergänzt Kroupa.
Normalerweise können sie einige Stunden schlafen: „Aber das ist anders als zu Hause. Wenn der Pager piept, bin ich sofort auf den Beinen“, sagt Reschl.

Zivis sorgen für Nachschub

Zwischen 6.00 und 8.00 Uhr in der Früh löst die Tagesmannschaft das Nachtteam ab. Sie besteht zu 90 Prozent aus Hauptberuflichen und Zivildienern. „Mittlerweile sind ein Drittel von uns ehemalige Zivis. Von der Straße kommen fast keine Leute mehr“, sagt Reschl, der sich mehr „Zuckerl“ für Freiwillige wünscht. "Wir investieren schließlich viel Zeit. Bei einer späten Ausfahrt, kommen manche zu spät in die Arbeit und erhalten Abzüge, dennoch sind zwei Wochen später alle wieder da.“
Warum? „Auch meine Frau hat eine Zeit lang gebraucht bis sie verstanden hat was ich hier in meiner Freizeit mache. Doch es freut mich, dass ich hier wirklich etwas bewegen kann. Man bekommt dadurch Einblicke in die Gesellschaft, die manchmal nicht so schön sind. Das muss man aber auch sehen. Die Sachen, die ich hier erlebe, relativieren die Probleme, welche ich sonst habe.“

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