Wohnen in Gemeinschaft
Individuell und doch gemeinsam
Im Wohnprojekt B.R.O.T. gelten demokratische, ökologische und solidarische Prinzipien. Das funktioniert tatsächlich reibungslos!
PRESSBAUM (ae). Das Leben in der Anonymität der Großstadt war ihr als ehemaligem Dorfkind zutiefst zuwider. Also zog sie vor eineinhalb Jahren nicht bloß nach Pressbaum aufs Land sondern gleich auch in eine besondere Gemeinschaft. „Es ist schön, Nachbarn zu haben, die man kennt, neben Menschen zu wohnen, mit denen man auch gerne gemeinsame Zeit verbringt“, lacht Filmemacherin Maria auf die Frage, ob es ihr hier gefällt, „Co-housing scheint die richtige Lebensform für mich und meine Familie zu sein.“ Getroffen haben wir sie in der hauseigenen Foodcoop, die die Gemeinschaft mit regionalen Biolebensmitteln versorgt – und die nach dem Vertrauensprinzip funktioniert.
Harmonische Gemeinschaft
Co-housing ist die erwachsene Form einer WG, einer Wohngemeinschaft: das private Reich der Bewohner umfasst eine vollwertige Wohnung in einem Mehrfamilienhaus, fürs Gesellschaftliche gibt’s großzügige Gemeinschaftseinrichtungen und -flächen. Diese moderne Art des Zusammenlebens von Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen boomt seit einigen Jahren – eines der jüngeren Projekte liegt im Pressbaumer Haitzawinkel in aussichtsreicher Lage. Zehn wunderschöne, ökologisch durchdachte Holzhäuser im modernen Stil verteilen sich auf rund 14.000 Quadratmetern, als elfter Bau steht zentral das Gemeinschaftshaus. Der Rest ist vorwiegend Garten, gegliedert in die eher privaten Bereiche direkt an den Häusern, sowie die gemeinschaftlichen Areale wie Obstgarten, Gemüsebeete, Spielplätze oder Schwimmteich.
Das Leben selbst gestalten
Initiiert wurde das Projekt vom Gründer der B.R.O.T. Wohnheime Helmuth Schattovits, der über die Pfarre zu diesem Grundstück kam. Das Kürzel steht für: Begegnen, Reden, Offensein, Teilen, was ziemlich genau den Punkt trifft: So wie die Anlage hier steht, wurde sie von den Bewohnern selbst geplant – sie sind es auch, die das Ganze verwalten. Große Entscheidungen werden basisdemokratisch getroffen, ansonsten sind der Vereinsvorstand sowie verschiedene Arbeitskreise für den Betrieb zuständig. „Wir haben rund 100 Bewohner, die Kinder miteingerechnet, große öffentliche Bereiche und keine Hausverwaltung. Das ist natürlich reichlich Arbeit und jeder Einzelne bringt sich aktiv mit ein“, verrät Johanna Leutgöb, Vereinssprecherin, warum das Werkl hervorragend läuft, „Es funktioniert, weil wir alle ähnliche Wert vertreten.“ Über Spenden hat man sogar eine Flüchtlingsunterkunft geschaffen, die derzeit einer jungen Familie aus Afghanistan zur Verfügung steht.
Wir sehen uns
Singles, Paare mit und ohne Kinder, Alleinerziehende, junge Senioren – Österreicher und Menschen aus dem Ausland leben hier eine achtsame Gemeinschaft vor. Man trifft sich nicht bloß zum dringende Dinge besprechen und verwalten sondern auch im Sommer im Garten und am Teich, und jetzt im Winter im Gemeinschaftshaus zum Cellokonzert, Spieleabend, Fußball schauen oder demnächst zur Weihnachtsfeier.
Zur Sache
Eigentümer der Anlage ist der Verein B.R.O.T. Pressbaum. Alle Bewohner sind Mitglieder, die das Projekt auch verwalten. Finanziert wurde der Bau durch ein Darlehen mit 30 % Eigenmittelanteil, der von den einzelnen Bewohnern bezahlt wurde, bei Auszug wird das Geld zuzüglich abbezahlter Raten refundiert. Monatlich ist noch ein Nutzungsgeld zu entrichten, das die Rückzahlung sowie die Betriebskosten deckt.
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