Selbstverteidigung: "Nur jede Zweite wehrt sich"
Selbstverteidigungs-Experte Robert Horak im Gespräch über Sinn und Unsinn aktueller Trends.
PRESSBAUM. Aktuelle Ereignisse wie die Silvesternacht in Köln führen zu einem wahren Selbstverteidigungs-Boom. Immer mehr Menschen wollen nun für den Ernstfall gewappnet sein. Robert Horak, seit vielen Jahren Selbstverteidigungs- und Jiu Jitsu-Trainer, lehrt aktuell in einem Kurs in Pressbaum rund 70 Frauen diverse Selbstverteidigungstechniken. Die Bezirksblätter baten ihn zum Gespräch.
System so gut wie Anwender
"Ich kenne zum Beispiel zwei Wiener Waffengeschäfte, die komplett ausverkauft sind", weiß Robert Horak um aktuelle Entwicklungen Bescheid. Doch wie viel Sinn haben Pfefferspray und Co. für Laien seiner Meinung nach? "Jedes Selbstverteidigungssystem ist nur so gut wie sein Anwender", bringt er es auf den Punkt und setzt fort: "Die Pfeffersprays, die die Exekutive hat, sind wesentlich stärker als die, die im Handel erhältlich sind – aber sogar die Exekutive erlebt’s, dass sie wirkungslos sind." Zudem liege der Schlüssel in der Vorbereitung: Den Spray, dessen Besitz im Übrigen erst ab 18 Jahren erlaubt ist, müsse man bereits vor einem Angriff in der Hand haben – "und das ist sehr schwer", so Horak.
Nur jede Zweite wehrt sich
Er rät Frauen in jedem Fall zu einem Selbstverteidigungskurs, denn wichtig ist es sich im Falle des Falles zu wehren, wie Robert Horak anhand von Statistiken erklärt: Demnach haben rund 90 Prozent der Frauen, die sich im Falle eines sexuellen Übergriffs durch einen Fremdtäter wehren, Erfolg. Allerdings ist im Durchschnitt nur jede zweite Frau dazu imstande, in einer solchen Situation überhaupt Widerstand zu leisten: "Eine der schwierigsten Aufgaben ist die Situationsbewältigung im ersten Moment", erklärt Robert Horak. Professionelle Selbstverteidigungskurse können jedoch helfen, auf derartige Schreckensmomente besser vorbereitet zu sein.
Gesundes Misstrauen
Zum aktuell zunehmenden Trend, sich selbst im Ernstfall verteidigen können zu wollen, äußerst Robert Horak auf Nachfrage der Bezirksblätter nur so viel: "Jede Art von Misstrauen muss auch gesundes Misstrauen sein." Ein Selbstverteidigungskurs sollte jedoch, wenn es nach ihm geht, selbstverständlich sein: "So wie jeder einen Erste Hilf-Kurs besucht haben sollte, macht es für Frauen auch Sinn einen Selbstverteidigungskurs zu besuchen."
ZUR PERSON:
Robert Horak, von Beruf Polizist, betreibt seit 1984 Jiu Jitsu und ist staatlich geprüfter Jiu Jitsu-Trainer sowie Trainer für "Selbstverteidigung Exekutive". Im Jahr 1988 gründete er den Verein Jiu Jitsu Goshindo Pressbaum, der bei Wettkämpfen in der Zwischenzeit schon zahlreiche internationale Erfolge feiern konnte.
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