Das "Spukhäusel"
Wolfsgraben: Der Blick in die geheimen X-Akten

Eine Zeitungsillustration von 1920, die Bahnwächterfamilie Zeller vor dem Spukhaus in Wolfsgraben. | Foto: Archiv Dieter Halama
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  • Eine Zeitungsillustration von 1920, die Bahnwächterfamilie Zeller vor dem Spukhaus in Wolfsgraben.
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Im Haus des Bahnwächters Josef Zeller habe es im Jahr 1920 merkwürdige Vorfälle gegeben.

WOLFSGRABEN. Man ist alleine zu Hause, es ist finster und plötzlich hört man ein leises Knarren – wem schlägt da nicht das Herz bis zum Hals? In Wolfsgraben soll es früher tatsächlich seltsame Spukerscheinungen gegeben haben.


Schwebende Gegenstände

Am 22. Oktober 1920 berichtete beispielsweise das „Neue Wiener Journal“: „Am 1. April 1920 begann es plötzlich im Haus des Bahnwächters Josef Zeller zu spuken. Zunächst hörte man ein verdächtiges Klopfen an der Kabinetttür. Bald darauf flogen Steine durchs Fenster, an der Wand hängende Gegenstände verließen ihren Platz und schwebten durch das Zimmer, dem Bahnwächter wurde von unsichtbarer Hand ein Milchkübel, ein anderes Mal ein Kübel mit Jauche an den Kopf geworfen. Bei eintretender Dunkelheit war es unmöglich, den Dachboden zu betreten, denn von allen Seiten sausten Gegenstände durch die Luft. Bei voller Sonne schwebte das gesamte Küchengeschirr, Pfannen, Töpfe, selbst Herdringe und Kohlen ins Freie. Dabei standen beiläufig zehn Personen an der Tür und bekamen verschiedene Würfe ganz empfindlich zu spüren. Der Bahnwächter und seine Frau gerieten in die größte Angst, wagten anderen Leuten gegenüber aber erst dann Erwähnung von den Vorfällen zu tun, als die letzteren ganz offenkundig geworden waren. Von diesem Augenblicke ab gab es in der Nähe des Hauses Ansammlungen von Menschen. Inzwischen hatte sich die Kunde vom Spuk an der ganzen niederösterreichischen Westbahnstrecke bis Amstetten verbreitet, wo man im Schnellzuge immer nur von dem Geisterhause in Wolfsgraben reden hörte. Dasselbe war bereits derart im Mittelpunkte des Aberglaubens, dass zum Beispiel vergangenen Sonntag allein über 200 Menschen aus verschiedenen Gegenden dort zusammenströmten. Die Bezirkshauptmannschaft hatte längst die Gendarmerie beauftragt, der Sache auf den Grund zu kommen, doch vermochten die Sicherheitsorgane die Angelegenheit nicht aufzuklären.“

Eine andere Zeitung wusste mehr

„Die Gendarmerie bat den in Tullnerbach-Pressbaum ansässigen Telepathen „Mark Esten“ (Oberleutnant Hans Adler) um seine Intervention. Dieser stellte fest, das Wetti Zeller, eine im Hause wohnende Tochter des Bahnwächters die Urheberin jener Erscheinungen sei; indem er sie in hypnotischen Schlaf versenkte, gestand sie ihm ihre Beziehungen zu einem Wiener Harmonikaerzeuger, der in früheren Jahren immer als Sommerpartei in dem Hause geweilt, in diesem Jahre aber die Wohnung nicht erhalten hatte. In Verein mit diesem Manne, der die jetzige Mietpartei aus dem Hause zu „hexen“ wünschte, seien die Phänomene zustande gekommen. Das Mädchen wurde entfernt; der „Spuk“ dauert aber – so heißt es – merkwürdigerweise fort!“

Die "Geister" in Wolfsgraben

(Volksblatt für Stadt und Land, Wien, 7.11.1920)
Eine Spukgeschichte aus der Umgebung Wiens.
In Wolfsgraben bei Unter-Tullnerbach an der Westbahnstrecke wurden schon seit geraumer Zeit die Gemüter durch sonderbare Vorgänge in einem Hause in Aufregung versetzt, das bereits den Beinamen "Spukhaus" erhalten hat. Zahlreiche Leute wollen beobachtet haben, daß verschiedene Gegenstände in diesem Hause frei durch die Luft fliegen, und daß sich zur Nachtzeit sonderbare Geräusche, ferner Lichterscheinungen, die die Form menschlicher Gliedmaßen haben, in den Zimmern zeigen.
Die Behörden interessierten sich alsbald für den Fall und die Gendarmerie bat den in Tullnerbach ansässigen Telepathen Mark Esten um seine Intervention. Dieser stellte fest, daß ein in dem Hause wohnendes Mädchen die Urheberin der Erscheinungen sei. Indem er sie in hypnotischen Schlaf versenkte, gestand sie ihm ihre Beziehungen zu einem Wiener Harmonikaerzeuger, der in früheren Jahren immer als Sommerpartei in dem Hause geweilt, in diesem Jahre aber die Wohnung nicht erhalten hatte.
Im Verein mit diesem Manne, der die jetzige Mietpartei aus dem Hause zu "hexen" wünschte, seien die Phänomene zustande gekommen. Das Mädchen wurde entfernt, gegen den genannten Wiener die Strafanzeige erstattet; der "Spuk" dauert aber - so heißt es - merkwürdigerweise fort.
Die Sache ist seither der Gegenstand eingehender Untersuchungen gewesen, über die verschiedene Berichte vorliegen. Danach erzählen die Hausbewohner übereinstimmend, daß sich Gegenstände von der Wand loslösen und im Bogen durch das Zimmer springen. Bringt man sie an ihren Platz zurück, verlassen sie diesen sofort wieder; Kohlen springen aus der Kiste, Erdäpfel aus dem Kochtopf usw.
An der Stalltür des Hauses machten sich auch Kopfgeräusche bemerkbar, die schließlich eine derartige Stärke annahmen, daß die Türfüllung zu leiden begann. Überhaupt ist in dem Hause bereits vielfacher Materialschaden angerichtet worden und die Bewohner leben in ständiger Aufregung.
In dem Hause haben sich im Laufe der letzten Tage verschiedene Fachleute eingefunden. Sämtliche Räume des Hauses wurden untersucht, ohne daß etwas Auffälliges festgestellt werden konnte. Das "Spukhaus" ist den ganzen Tag von Neugierigen umlagert und die Inwohner des Geisterhauses wären begreiflicherweise schon froh, wenn sie die "Geister", die sie nicht riefen, wieder loswerden könnten!

Das Ende des Spuks

Was es mit diesen Fällen auf sich hatte, konnte nie ganz geklärt werden. Das Haus in der Pater Effenberger-Straße 17 wurde jedoch bereits vor Jahren abgebrochen, weshalb man sich selbst kein Bild mehr davon machen kann. 

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Eine Zeitungsillustration von 1920, die Bahnwächterfamilie Zeller vor dem Spukhaus in Wolfsgraben. | Foto: Archiv Dieter Halama
In Wolfsgraben wurde einem das Fürchten gelernt. | Foto: Buch, Das obere Wiental in alten Ansichten. Bd. 2: Vom Ersten zum Zweiten Weltkrieg. Budapest 2004.

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