Babies tragen- aber richtig!

- so bitte nicht!
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„Babies tragen- aber richtig!“ Judith Schmid
Was Naturvölker schon seit Urzeiten wissen dringt glücklicherweise wieder mehr und mehr auch in unsere Breitengrade.
In dem Buch „Auf der Suche nach dem verlorenen Glück“ empfiehlt die Autorin Jean Liedloff, die einige Jahre bei einem Indianerstamm im Regenwald lebte, Babies bis mindestens zum 8. Monat so oft wie möglich am Körper zu tragen. Wenn Eltern und Baby aber länger Gefallen daran finden, kann das Kind auch bis zum dritten Lebensjahr ( oder länger) getragen werden.
Neben sehr vielen Vorteilen für Eltern und Kind ( siehe unten ) werden eine gesunde Entwicklung auf psychischer, körperlicher und geistiger Ebene gefördert.
Wer sein Baby trägt, streichelt, herumträgt, braucht auch keine Angst vor den gefürchteten Dreimonatskoliken oder Blähungen zu haben. Mit mehr Beachtung und Zuwendung können diese im Keim erstickt werden! Durch die aufrechte Haltung, die Körperwärme und den Bauch-an-Bauch-Kontakt wird der Babybauch auf sanfte und natürliche Weise massiert.
Babies, die zwischen vier- und viereinhalb Stunden pro Tag getragen werden, schreien weniger als jene, die nur zweieinhalb bis drei Stunden auf dem Arm sind ( Ergebnis einer aufwendigen Züricher Studie), außerdem treten psych. Störungen und Leiden im späteren Leben seltener bzw. gar nicht auf. Es kann sein, dass sich das Baby erst an das Tragen im Tuch gewöhnen muss, die Tragezeit dann also langsam steigern.
Wer sich für ein Tragetuch oder eine andere Tragehilfe entscheidet, sollte beachten, das Baby bitte unbedingt ZUM Körper zu tragen und nicht in Laufrichtung!
Viele Eltern denken, dass sie ihrem Baby etwas Gutes tun, wenn sie es mit dem Gesicht in Laufrichtung tragen. Auch wenn sie dies schon bei Anderen oder sogar unseriösen Trageanbietern ( Designernamen wie Esprit, Baby Björn, Chicco usw.) gesehen haben, ist dies aus folgenden Gründen falsch:
-das Kind „hängt“ total im Hohlkreuz und wird gegen Brust oder Bauch des Trägers gedrückt (ein Blick in den Spiegel sollte sie davon überzeugen)
-bei Buben drückt das Tuch bzw. die Trage auf die Hoden und bei Mädchen auf das Schambein
-das Baby ist ALLEN Reizen ausgesetzt und kann sich in keiner Weise schützen, zurückziehen oder an Mama/ Papa ankuscheln. Es kommt zu einer Reizüberflutung ( äußert sich durch abendliches Schreien als Stressabbau)
-bei ganz Kleinen kann das Köpfchen nicht richtig abgestützt werden und wackelt hin und her
-der Steg auf dem das Kind sitzt ist bei unprofessionellen Tragen zu schmal,
-die wichtige Spreiz-Anhock-Haltung der Beinchen ist nicht gegeben ( der Babyrücken im stramm gebundenen Tuch soll leicht gerundet sein!)
Von unseriösen Trageanbietern, die mit Blick in Laufrichtung werben, rate ich daher dringend ab. Bei guten Tragen (z.B. Manduca, ERGOcarrier, Tragetuch von didymos, hoppediz, nästhäkchen, Bondolinotrage) kann man das Baby auch auf dem Rücken tragen WENN es alt genug ist ( siehe jeweilige Trageanleitung). Sollten sie ein sehr neugieriges Baby haben können sie auch den Hüftsitz ausprobieren, je nach Trageanleitung. Da sieht es mehr. Achten Sie darauf, dass das Näschen ihres Babys frei liegt ( siehe „Studie über die Sauerstoffaufnahme von Neugeborenen im Tragetuch“ unter www.hoppediz.de ).
Für die kalte Jahreszeit gibt es Tragecover, Tragejacke, Saling Babystiefelchen aus Wolle ( www.babygerecht.de ).
In Reutte bekommt man Tragetücher im Eltern-Kind-Zentrum ( mit Beratung) oder im Weltladen. Eine kompetente Anleitung für die Wickelkreuztrage, die ab dem Tag der Geburt angewendet werden kann, gibt’s auch im Internet unter: http://www.youtube.com/watch?v=KTRKAFiYAIc .
Ach ja, und wer denkt er würde sein Kind durch Tragen „verwöhnen“, dem sei gesagt, dass man ein kleines Wesen, das nur durch Schreien ( Kontaktweinen) auf sich aufmerksam macht, und fast 10 Monate im Bauch der Mutter war, nicht verwöhnen KANN. Lassen Sie sich nicht durch Unwissenheit und Vorurteile anderer verunsichern! Ein Kinderwagen, Laufstall oder ein separates Bett/ Zimmer ersetzen niemals die körperliche Nähe und den vertrauten Herzschlag der Mutter. Tragen Sie ihr Baby und stehen Sie dazu!
Wer Nähe und Kommunikation mit seinem Baby vertiefen möchte, und das bietet sich an, wenn man die Nähe des Tragens praktiziert, der kann sein Baby auch windelfrei aufwachsen lassen ( natürliche Säuglingspflege). Aber das ist ein eigenes Thema und verdient eine eigene Betrachtung.
Buchtipp dazu:
„Es geht auch ohne Windeln“ von Ingrid Bauer
„Windelfrei?!- So geht´s!“ von Lini Lindmayer.
Eine interessante Info zu allen Themen gibt es unter www.babyglueck.ch
Vorteile des Tragens ( Quelle : Trageberater von Hoppediz, J. Liedloff)
Für das Baby:
Das Urbedürfnis nach Nähe und Geborgenheit ist befriedigt
Die Bindung zwischen Mutter/ Vater und Kind wird gestärkt
Das Tragen hat positive Auswirkungen auf körperliche und geistige Entwicklung des Babys
Blähschmerzen der Dreimonatskoliken werden durch die Wärme und leichte Massagen vermindert
Der Gleichgewichtssinn wird geschult
Die Spreizstellung der Beinchen im Tragetuch/ der Trage hat eine positive Auswirkung auf die Entwicklung der Hüfte
Ein Tragetuch passt sich durch seine spezielle Webart optimal dem Körper des Babys an und stützt es
Ihr Baby kann immer mit dabei sein und die Welt mit ihnen zusammen erkunden (passive Beteiligung)
Überschüssige Energie kann über den Körper des Erwachsenen abgeleitet werden. Der Säugling ist entspannt und „weich“ ( kein zappeln und versteifen).
Für die Eltern:
Sie sind mobil, haben die Hände frei und können Ihr Baby immer mitnehmen, sogar Hausarbeit in Ruhe erledigen
Auch Ihr Bedürfnis nach Nähe wird durch das Tragen befriedigt
Für ältere Geschwister sind immer noch ein oder zwei Hände frei
Leichte Haus- und Gartenarbeit können mit dem Baby erledigt werden
Sie haben mehr Zeit für sich in den Ruhepausen des Babys
Durch den engen Kontakt lernen Sie Ihr Baby und seine Bedürfnisse und Wünsche schneller und besser kennen
Das Tragen gibt Eltern von Adoptivkindern die Möglichkeit, Urvertrauen zu entwickeln und eine Bindung einzugehen
Lange und schwere Arme gibt es für Sie mit dem Tragetuch/ der Trage nicht mehr
Das Tragetuch/ die Trage nimmt wenig Platz weg und ist schnell griffbereit
Speziell Väter können durch das Tragen eine intensive Beziehung zu Ihrem Baby aufbauen und den Körperkontakt ganz bewusst erleben
Menschenkinder sind Traglinge!
Nimmt man einen Säugling hoch, zieht er automatisch die Beinchen an, in Erwartung getragen zu werden. Das hat uns die Evolution mitgegeben.
Warum also sollen wir gegen unsere menschliche Natur handeln, wenn dies unweigerlich zum Verlust des Wohlbefindens und der Lebensqualität führt!
Literatur:
Ein Baby will getragen sein von Dr. Evelin Kirkilionis ISBN-10: 3466344085
Auf der Suche nach dem verlorenen Glück von Jean Liedloff ISBN-10: 3406528600
Über die Wichtigkeit des Getragenwerdens, Jean Liedloff ( Verlag C.H.Beck):
„Im Dschungel Venezuelas trifft eine junge Amerikanerin auf die Yequana-Indianer. Fasziniert vom offenkundigen Glück dieser „Wilden“, bleibt sie insgesamt zweieinhalb Jahre bei dem Stamm und versucht, die Ursachen dieses glücklichen und harmonischen Zusammenlebens herauszufinden. Sie entdeckt dessen Wurzeln im Umgang dieser Menschen mit ihren Kindern und zeigt, wie dort noch ein bei uns längst verschüttetes Wissen um die ursprünglichen Bedürfnisse von Kleinkindern existiert, das wir erst neu zu entdecken haben.“
Verlag C.H.Beck
Judith Schmid



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