Leserbrief
Herzensangelegenheit

Foto: Archiv

Folgende Zeilen stammen von unserer Leserin Nina Berger:

Es ist mir seit längerer Zeit ein Anliegen, meine Stimme für die Pflege zu erheben. Ausschlaggebend für mein Schreiben war der Artikel über das geplante, neue Pflegeheim und der darauf folgende Leserbrief "Hausverstand".

Ich bin DGKP und arbeite seit fast 19 Jahren in der Pflege und dort ausschließlich in der Geriatrie. Altenpflege bedeutet Seelenpflege, Begleitung von Menschen mit verschiedensten Biographien, und im Vordergrund stehen nicht nur körperliche Grundbedürfnisse. Die Betreuung von alten Menschen ist für mich eine Herzensangelegenheit. Empathie, Wertschätzung, Respekt und Akzeptanz sind dabei nicht wegzudenken. Man braucht Ruhe und Zeit, um empathisch zu sein und professionell zu arbeiten, insbesondere bei desorientierten Bewohnern und Klienten. Diese Worte und Haltungen gelten aber nicht nur für unsere alten Menschen, sondern auch für jene, die tagtäglich in diesen Einrichtungen arbeiten.

Das Pflegeproblem mit "Häusern" und "Betten" zu lösen, ist meiner Meinung nach, nur ein symptomatisches Vorgehen, die Ursache bleibt bestehen. Ich weiß sehr wohl, wie lange die Wartelisten in den Heimen sind und wie verzweifelt Angehörige um Hilfe suchen. Aber die Lösung ist es nicht, große Monumente zu bauen mit wenig "Inhalt"! Darum stell ich mir die Frage: "Wer soll in einem dritten Pflegeheim arbeiten?". Warum versuchen wir dieses Mal das Problem nicht anders anzugehen, zu planen und zu überlegen.

Fakt ist: Wir benötigen mehr Personal, sonst könnte die Gefahr bestehen, dass ein drittes Haus gebaut wird und die Türen verschlossen bleiben, da unzureichend PflegerInnen zur Verfügung stehen. Was gibt es für Alternativen (Tagesbetreuung, Betreutes Wohnen, Hauskrankenpflege)? Wie kann man sie fördern und unterstützen? Wie wird unser Beruf wieder attraktiver? Wie motiviert man junge Menschen, diesen Beruf zu ergreifen? Und eines ist noch zu erwähnen; nicht jeder kann in der Pflege arbeiten, und damit meine ich nicht, die Voraussetzung einer abgeschlossenen Matura, sondern hohe soziale Kompetenz und die Liebe und das Verständnis für Menschen.

Mit diesem Leserbrief möchte ich nicht politisieren. Ich will einzig und allein für eine "stille" Berufsgruppe einstehen und dafür, dass alte Menschen ihren Lebensabend mit professionellen Pflegepersonen verbringen dürfen, die Zeit finden, zu reden, zu lachen und zuzuhören. Es wird viel über die Pflege hinweggeredet, bestimmt und diskutiert und durch unser soziales Denken lassen wir das auch brav mit uns machen. Nehmen Sie sich das zu Herzen, wenn sich die Pflege einmal zu Wort meldet! Für mich ist es nämlich eine Herzensangelegenheit.

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