Sommergespräche: Wolfram Vindl, ein Mann mit Einblick

Wolfram Vindl aus Wängle ist fest mit dem Bezirk verwurzelt. Als Bataillonskommandant der Schützen und ehemaliger Landtagsabgeordneter und Bundesrat verfolgt er das Geschehen besonders aufmerksam. Wir baten ihn zu unserem ersten Sommergespräch.

BEZIRKSBLATT: Herr Vindl, Sie waren ca. acht Jahre für die ÖVP im Tiroler Landtag und etwa eineinhalb Jahre lang Bundesrat. Sehen Sie diverse Entscheidungen der Jetztzeit mit anderen Augen?
WOLFRAM VINDL:
„Natürlich weiß ich heute, wie manche Entscheidungen grundsätzlich zustande kommen. Andererseits fehlt mir inzwischen auch Hintergrundinformation, und so kommt auch bei mir mitunter die Frage auf, ob die jeweilige Entscheidung wirklich sinnvoll ist. Was mich aber ärgert sind Aussagen, wie zuletzt von Nationalrätin Gisela Wurm, hinsichtlich der Kinderbetreuung im Außerfern. Wurms Aussagen waren Blödsinn. Wir sind anders strukturiert. Bei uns kann man nicht in jeder Gemeinde eine Betreuung anbieten. Das wäre unfinanzierbar!“

BB: Die Aussagen von Frau Wurm haben aber immerhin für eine Diskussion gesorgt. Von anderen politischen Vertretern hört man relativ wenig. Empfinden Sie das auch so?
WOLFRAM VINDL:
„Ja, es ist ruhig seitens der heimischen Politik. Viele Menschen wissen nicht mehr, wofür die einzelnen Politiker bzw. Parteien eigentlich stehen. Ich wundere mich oft, dass so gar nichts kommt, und wenn, dann wird fast ausnahmslos reagiert und nur selten agiert.

BB: Sie sind Bataillonskommandant der Schützen. Wofür stehen Sie und ist das Schützenwesen überhaupt noch zeitgemäß?
WOLFRAM VINDL:
„Ich denke schon. Die Schützen stehen für Heimatverbundenheit und Treue zu Gott. Es geht um Kameradschaft und Zusammengehörigkeit. Das ist immer aktuell.

BB: Gerade bei den Jungen ist das Thema Glaube aber nicht unbedigt das wichtigste.
WOLFRAM VINDL:
„Das ist mir bewusst. Ich habe auch kein Problem, wenn ein Schützenmitglied aus der Kirche ausgetreten ist. Aber es muss jedem klar sein, dass er/sie trotzdem bei Messen und Prozessionen mitwirken muss.“

BB: Das Außerfern grenzt an Bayern und an Tirol. Ist das ein Vorteil für uns?
WOLFRAM VINDL:
„Bestimmt. Der Fernpass stellt noch immer eine Barriere dar. Umgekehrt liegt das Allgäu direkt vor unserer Haustüre und dank der Fertigstellung der deutschen Auto­bahn A7 kommt man schnell dorthin, wo man will.

BB: Ist das nicht eine Gefahr für unsere Wirtschaft? Die Kaufkraft kann schnell abfließen.
WOLFRAM VINDL:
„Wir müssen halt besser sein. Aber natürlich ist auch ein Risiko mit dieser Nähe und guten Erreichbarkeit verbunden.“

BB: Derzeit ist die Griechenlandkrise in aller Munde. Ist es sinnvoll, so viel Geld in den ­Süden Europas zu schicken?
WOLFRAM VINDL:
„Das ist wie in einer Familie - es herrscht nicht immer eitle Wonne. An der Hilfe kommen wir nicht vorbei, aber es sollte langsam ein Umdenken dahingehend geben, dass man jene, die für den Schlamassel verantwortlich sind, einmal auf der Seife ausrutschen lässt.“

BB: Wie stehen Sie zum Naturpark Tiroler Lech? Wäre aus Ihrer Sicht ein Nationalpark besser gewesen?
WOLFRAM VINDL:
„Die Einschränkungen in einem Natio­nalpark wären viel zu groß. Der Naturpark geht in Ordnung. Allerdings ist das mit dem ‚naturbelassenen Lech‘ ohnehin Mumpitz. Der Lech wurde an vielen Stellen reguliert. Und die Sporen in Forchach, die heute sozusagen das Wahrzeichen des Naturparks sind, stammen von Menschenhand. Aber natürlich ist der Lech nicht so verbaut, wie andere Flüsse.

BB: Stört es Sie, dass am Lech und seinen Seitenbächen keine Kraftwerke entstehen dürfen?
WOLFRAM VINDL:
„Sehr sogar. Die Wasserkraft bei uns nicht zu nützen ist ungefähr so, als wenn man den Arabern sagen würde, sie dürfen kein Öl aus dem Boden pumpen. Ich bin für die Nutzung der Wasserkraft. Auch bei uns!

BB: Welche Entwicklung der vergangenen Jahre sehen Sie mit Besorgnis?
WOLFRAM VINDL:
„Besorgnis ist vielleicht das falsche Wort, aber ich finde es schade, dass die vielen kleinen Dorfskilifte verschwunden sind. Für die Kinder, und damit auch für die Familien, waren sie ideal.

BB: „Derzeit wird die Frage der Sonntagsöffnung von Geschäften diskutiert. Sind Sie dafür?
WOLFRAM VINDL:
„Das ist eine Schnapsidee. Wir müssen doch wirklich nicht alles dem Herrn Lugner nachmachen.“

Interview: Günther Reichel

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