LESERBRIEF
In welches Polittheater sind wir da geraten?

... diesen Sommer noch durchbeißen, den Herbst überstehen, den Winter überleben und das kommende Frühjahr, dann dürfen wir wieder normal leben! Wenn das keine freudigen Nachrichten sind ...  | Foto: Graphiks RF
  • ... diesen Sommer noch durchbeißen, den Herbst überstehen, den Winter überleben und das kommende Frühjahr, dann dürfen wir wieder normal leben! Wenn das keine freudigen Nachrichten sind ...
  • Foto: Graphiks RF
  • hochgeladen von guenther weber

Vor Monaten haben wir ganz gut in den Tag hinein gelebt. Natürlich hatte der eine oder andere zwischendurch einen Schnupfen. Manche mussten gar wegen einer Influenza das Bett hüten. Manche sind auch an einer Lungenentzündung gestorben, aber das war alles "normal", das hat niemanden aufgeregt.

Dann wurde die Corona-Geschichte ausgepackt. Der Tirolerische Höhepunkt: Quarantäne. Niemand durfte mehr das Haus verlassen. Besuchen durfte man sich auch nur noch selbst in der Hoffnung, dass man auch zu Hause ist. Der Nachbarort war gänzlich tabu. Wir waren eingesperrt.
Jetzt startet die Regierung in ihren politischen Herbst. Einer der Schwerpunkte der kurzen Kurz-Rede, der "Pakt gegen die Einsamkeit". Vor Corona waren die Leute im Großen und Ganzen nicht einsam. Einige waren krank, einige sind gestorben. Jetzt in Vorbereitung auf die zweite Welle sind sie zudem vereinsamt. Und die Regierung öffnet schon vor Weihnachten ein Überraschungspaket: Das neue Puzzlespiel heißt, "Pakt gegen die Einsamkeit". Aber aus bitterer Erfahrung wissen wir mittlerweile, dass wir uns die Spielregeln gar nicht merken müssen, weil sie in Kürze ohnedies vom OGH wieder aufgehoben werden.

"Panem ed circenses", unter dem Titel lief die politische Massenunterhaltung seinerzeit im antiken Rom. Stanislaus Lec hat den alten Lateiner-Spruch treffend so übersetzt: "Immer weißeres Brot und immer blutigere Spiele". Oder wie es die Redenschreiber vom Kanzler den Kanzler apokalyptisch haben sagen lassen, "Bald wird jeder jemand kennen, der an Covid gestorben ist". Was mich in dem Zusammenhang verwundert, zu Coronabeginn sind die Leute wie die Fliegen gestorben, laut den täglichen Medienberichten. Jetzt haben wir verdammt hohe Infektionszahlen, aber keiner stirbt mehr?

Aber die Stange, an der die Banane hängt die man uns vor die Nase hält, wird immer länger. Zu Beginn der Theatervorstellung hat es geheißen, wir müssen 14 Tage durchhalten, dann sind wir über'm Berg. Nach einer kurzen Pause für den entsprechenden Applaus für die Weitsicht der Regierung hat es geheißen, in Anbetracht der bevorstehen zweiten Welle müssen wir doch wieder den Mund-Nasen-Fetzen tragen. Und jetzt verkündet der Guru vom Ballhausplatz: Wir müssen nur noch den Herbst und dann den Winter überstehen und das kommende Frühjahr irgendwie überleben, dann können wir schon im nächsten Sommer wieder normal leben. In welches Polittheater sind wir da geraten?

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