Arbeitsmarktsituation
Arbeitskräfte zu bekommen ist derzeit schwierig

"Licht und Schatten" liegen derzeit am Arbeitsmarkt eng beieinander. | Foto: Reichel
  • "Licht und Schatten" liegen derzeit am Arbeitsmarkt eng beieinander.
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Der Bezirk Reutte weist mit 2,2 Prozent eine Arbeitslosenrate auf, die nie zuvor niedriger war. Das ist erfreulich, hat allerdings auch einen bitteren Beigeschmack.

AUSSERFERN. Die heimischen Betriebe haben es derzeit nicht leicht: Wer Arbeitskräfte benötigt, bleibt nicht selten auf der Strecke. Nahezu alle Branchen sind betroffen, besonder schwierig ist die Situation in der Tourismusbranche.

Betriebe zahlen Prämien

Da wird dann schon einmal in die "Trickkiste" gegriffen, um doch noch die dringend benötigten Mitarbeiter zu bekommen. So werden von Firmen Prämien bezahlt, und zwar an die eigenen Mitarbeiter, wenn diese jemand anderen in den eigenen Betrieb "lotsen". Das funktioniert durchaus, sorgt aber auch für Unmut und für das "Überbieten" von ausgeloteten Premien.

Ungünstige Entwicklungen

In der Wirtschaftskammer Reutte verfolgt man die Entwicklungen am Arbeitsmarkt mit Sorge.  Die Ursachen sind unterschiedlicher Natur. Ganz oben steht die demografische Entwicklung. Die geburtenstarken Jahrgänge sind vorbei, es drängen ganz einfach nicht mehr soviele junge Arbeitskräfte nach, gleichzeitig gehen viele ältere Arbeitskräfte in die Pension. So entsteht eine "natürliche" Lücke. Erschwerend kommt hin zu, dass die Wirtschaft "brummt".
Händeringen wird nach Mitarbeitern gesucht. Während des Corona-Lockdowns waren aber viele Menschen in Kurzarbeit. Gar nicht wenige davon wollen seither nicht mehr in Vollzeit arbeiten, erzählt Winkler von einem weiteren Problem.

Tourismusbranche trifft es hart

Besonders betroffen ist die Tourismusbranche. Hier kommt alles zusammen: Insgesamt weniger Arbeitskräfte, der Wunsch nach Arbeitsstellen möglichst ohne Wochenend-, Feiertags- und Abenddiensten und dann eben der Trend hin zu Teilzeitstellen.
Manche Betriebe versuchen dem aktiv entgegenzutreten. Ein Beispiel dafür ist das Familux Resort Alpenrose in Lermoos. Dieses beschreitet neue Wege und lockt Arbeitskräfte mit einer 4-Tage-Woche. Zuvor hatte die Unternehmerfamilie Mayer in allen ihren Betrieben unter den 450 MitarbeiterInnen eine Umfrage gestartet.

4-Tage-Woche als "Zuckerl"

„Ganz oben auf der Wunschliste der 1.080 Antworten in den Fragebögen steht eine ausgewogene Work-Life-Balance, was uns dazu bewogen hat, mit Beginn der Wintersaison in unseren Hotels die 4-Tage-Woche anzubieten. Das bedeutet 40 Stunden aufgeteilt auf vier Tage und drei Tage frei für all jene, die das möchten“, erklärt Florian Mayer das Modell.
Zu der umfassenden Initiative zählen neben der 4-Tage-Woche auch die Einführung der Familux Academy mit mehr als 90 Kursen pro Jahr, die dem Wunsch nach mehr Weiterbildungen nachkommt sowie Sonntagsprämien und geplante Sabbaticals.
Und weil das noch nicht reicht, werden zusätzliche Benefits in Form von Verpflegung und komfortablen Mitarbeiter-Appartements angeboten.

Saisonskontingent ist zu klein

Wolfgang Winkler ist überzeugt, dass es solche Schritte braucht.  Und noch einige mehr. Für dieses "Mehr" sieht er die politischer Seite gefordert, soll heißen, es braucht dringend ein kräftiges Plus an Saisoniers. "Das Saisonskontingent im Tourismus liegt im Bezirk Reutte bei gerade einmal 25 Personen", erzählt Winkler. Das zehnfache davon brauche man mindestens, nennt der WK-Leiter eine konkrete Zahl.

Rekordhoch an Stellenmeldungen

Beim Arbeitsmakrtservice in Reutte ist man so nah dran am Arbeitsmarkt, wie sonst nirgends. Hier treffen Arbeit suchende Menschen auf Mitarbeiter suchende Betriebe. Im Moment sei die Situation extrem, sagt AMS-Leiterin Karin Lutz. Sie berichtet von einem Rekordhoch bei den Stellenmeldungen, die auf die niedrigeste Arbeitslosigkeit die man bislang registriert hat, trifft. "Nach dem Corona-Stillstand zieht die Wirtschaft jetzt so richtig an", erklärt Lutz.
Leider könne das AMS keine Arbeitskräfte aus dem Hut zaubern. Sie rät den Betrieben daher zu Flexibilität. Ihr Tipp: Die Unternehmen sollen prüfen, ob man wirklich für jede Stelle eine Fachkraft braucht, oder ob man Personen auch anlernen kann. Idealer Weise solle man auch Menschen mit Einschränkungen eine Chance bieten. "Dafür können wir dann auch Förderungen gewähren." Und weil viele potentielle Arbeitskräfte deshalb nicht zur Verfügung stehen, weil diese Betreuungspflichten haben - zumeist handelt es sich um Mütter - sollten die Betriebe auch flexibler bei den Arbeitszeiten sein, als das bislang noch (teilweise) der Fall ist.

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