Maria Ritter verstarb im 84. Lebensjahr
Ein Rieder Unikat weilt nicht mehr unter uns

Maria Ritter wurde 1939 in Altheim geboren und starb am 7. Februar in Ried. | Foto: Ritter
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  • Maria Ritter wurde 1939 in Altheim geboren und starb am 7. Februar in Ried.
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Mit Maria Ritter ist am 7. Februar ein Rieder Unikat verstorben. Die gebürtige Altheimerin war vielen durch ihr großes soziales Engagement für die Menschen in Rumänien und ihre zahlreichen Flohmärkte bekannt: Nicht nur in Ried, sondern auch weit über die Stadtgrenzen hinaus. Wohl für viele überraschend, war sie also eine waschechte Innviertlerin und selbst gar nicht im Banat geboren. Ein Nachruf.

RIED. Maria Ritter wurde am 3. April 1939 in Altheim als Maria Katharina Kaar geboren. Ihre Mutter, Maria Kaar, war zum Zeitpunkt ihrer Geburt bereits 40 Jahre alt. Ihr Vater starb nur wenige Monate zuvor an einer Lungenentzündung. Als Alleinerzieherin musste die Mutter in den Kriegsjahren Unglaubliches leisten, um die restliche Familie über Wasser zu halten. Sie verrichtete schwerste Männerarbeit und musste die kleine Tochter tagsüber bei einer fremden Familie in Obhut geben. Dennoch waren die Lebensumstände ärmlich und die kleine Maria lernte aus der Not heraus, sich durchzusetzen und vehement für ihre Bedürfnisse einzutreten.

"Frau Doktor"

Doch das Schicksal kam zu Hilfe: Eine pensionierte Schuldirektorin aus Wien begann, das kleine Mädchen in schulischen Belangen großartig zu unterstützen. Das prägte Maria und sie erzählte noch 70 Jahre später voller Dankbarkeit von ihrer frühen Lehrmeisterin, die sie liebevoll immer Frau Doktor nannte. Mit zeichnerischem und gestalterischem Talent gesegnet, war Maria im Jahr 1956 eine der ersten Absolventinnen der Modeschule in Ebensee. Sie arbeitete in der Folge in mondänen Modesalons in Linz und schloss ihre berufliche Ausbildung schließlich als Schneidermeisterin ab.

Der Mann ihres Lebens

Auf einer ihrer Zugfahrten von Altheim zu ihrem Arbeitsort in Linz lernte Maria ihren späteren Mann Franz Ritter kennen, der ebenfalls zu seinem Arbeitsplatz pendelte. Franz war 1944, als Angehöriger der deutschen Minderheit, mit seiner Familie vor der russischen Armee aus dem Banat nach Ried geflüchtet und wenig später nach Gurten übersiedelt. Nur wenig später, 1959 zu Maria Himmelfahrt, heiratete das junge Paar und ein Jahr später kam dann ihre älteste Tochter Michaela zur Welt. 1961 folgte dann die Geburt von Martina und 1966 die ihres Sohnes Stefan. Nach dem Tod beider Schwiegereltern innerhalb eines Jahres, einem schweren Autounfall, den sie mit gefährlicher Wirbelkompression 1978 nur knapp überlebte, war sicher 1981 der Verlust ihrer geliebten Mutter der schlimmste Schicksalsschlag vor dem Ableben ihres - sie in allen Belangen unterstützenden - Mannes Franz 2016.

Ausstellungen über den Banat

Maria Ritters große Leidenschaft war das Sammeln von Antiquitäten und generell schönen alten Dingen aus dem Innviertel und immer intensiver auch aus dem Banat. Diese Sammelleidenschaft und ihr wachsendes Fachwissen führten dazu, dass sie gemeinsam mit ihrem Mann so viele Objekte zusammentrug, um gleich mehrere Museen zu füllen. Was sie schließlich auch tat. Zunächst wurde die Geschichte des Banats und das tägliche Leben im Banat im Schloss Aurolzmünster zur Schau gestellt. Dann musste die Ausstellung in die Burg Obernberg verlagert werden, später in die alte Bahnhofshalle in Ried. Hier begleitete Franz bis zu seinem Tod im Juni 2016 als Kustos regelmäßig Besucher des „Banater Heimatmuseums“. Nach Abriss des Gebäudes gelang es Maria und ihrer rechten Hand, Harald Hörmanseder, im Jahr 2018, die wertvollen Exponate im Rahmen einer Dauerausstellung mit dem Namen „Das Banat – Tor zum Orient“ in Schloss Hof zu präsentieren. Diese Ausstellung wurde nun nach fünf Jahren im Jänner 2023 geschlossen.

Sozialer Einsatz

Da bei Kriegsende nicht die gesamte Familie von Franz aus dem Banat flüchten konnte beziehungsweise ein Teil der Geflüchteten von den Russen aus dem Mühlviertel wieder nach Rumänien deportiert worden war, entwickelte sich bereits in den 1960ern das große gemeinsame Anliegen von Maria und Franz, die Zurückgebliebenen materiell und seelisch zu unterstützen. Mit einem gemieteten Klein-Lastwagen wurden unzählige Lebensmittelpakete nicht nur in Franz Heimatdorf Periamosch, sondern auch zu weiteren Russland-Deportierten in Temesvar geliefert.

Welle an Unterstützung

Mit dem Zerfall des Ostblocks und der sogenannten rumänischen Revolution im Dezember 1989 ergoss sich 1989/90 plötzlich eine Welle der Unterstützung aus der österreichischen Bevölkerung. Maria und Franz waren aufgrund ihrer Erfahrungen prädestiniert dafür, diese Unterstützung aus dem Raum Ried zu bündeln und in die richtigen Bahnen zu lenken. Damals begann eine langjährige Zusammenarbeit mit dem neu zugelassenen Malteser Hilfsdienst in Rumänien: Mithilfe von riesigen Sattelschleppern wurden 20 Jahre lang unter dem Schutz des Malteser Ritterordens vier bis fünf Hilfstransporte jährlich nach Temesvar und in rund 30 Dörfer gebracht. Auch die vergessenen Straßenkinder von Temesvar wurden von ihnen jedes Mal mit Nahrung und Kleidung gut versorgt. Ihre soziale Tätigkeit führte auch zu öffentlichen Auszeichnungen, etwa der Verleihung des Silbernes Verdienstzeichens des Landes Oberösterreich, der Verdienstmedaille des Malteser Ritterordens und des Solidaritätspreises der Kirchenzeitung Oberösterreich.

Viele Unterstützer

Als die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit nachließ und viele Deutsche im Banat nach Deutschland auswanderten, kompensierte Maria Ritter die seltenen Geldspenden für die alten Menschen in Rumänien jahrelang durch die Einnahmen aus Flohmärkten und in den letzten zweieinhalb Lebensjahren aus ihrem neuen „Dauer-Flohmarkt“ im Zentrum von Ried. Viele Male stand ihre Hilfsorganisation vor dem aus, immer war ihr Wille unerschütterlich, immer schaffte sie es letztlich doch Unterstützer zu finden. Nichts von ihrer 40 Jahre langen sozialen Tätigkeit hätte sie alleine tun können. Immer fanden sich Helfer und Freunde, die unendlich viel Zeit und Mühe opferten, um Marias Ziele zu erreichen. Es war Marias besondere Gabe, solche Menschen zu finden, zu motivieren und langfristig an die „gemeinsame Sache“ zu binden.

Maria Ritter wurde 1939 in Altheim geboren und starb am 7. Februar in Ried. | Foto: Ritter
Maria Ritter in ihrem Dauerflohmarkt zugunsten
der Rumänienhilfe im Geschäft des ehemaligen Teppich Pauli neben der Metzgerei Lang in Ried.
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