Botaniker Michael Hohla
"Meine Bitte – Toleranz statt Chemie"

Dieser stattliche Kothaufen stammt vom Schwarzkopfregenwurm. | Foto: Hohla
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  • Dieser stattliche Kothaufen stammt vom Schwarzkopfregenwurm.
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OBERNBERG. Wer in Obernberg wohnt und in seinem Garten eigenartige Kothaufen findet, bei dem ist wohl der Wurm drin. Genauer gesagt der Schwarzkopfregenwurm. Wir haben mit dem Botaniker Michael Hohla , der in der renommierten Fachzeitschrift ÖKO.L- einen Beitrag geschrieben hat,  über diesen sowohl nützlichen als auch lästigen Westeuropäer gesprochen.

Woher stammt der Schwarzkopfregenwurm ursprünglich  und wie kam er bis Obernberg?
Dieser Wurm stammt aus Westeuropa, also Westschweiz, Frankreich, Spanien. Er kam vermutlich mit Baumschulware, also Gartensträucher wie zum Beispiel Thujenpflanzen mit Wurzelballen, zu uns. Mit Sicherheit kann man das aber nicht mehr sagen. Der Beweis ist in Obernberg schwierig, noch dazu, weil der Schwarzkopfwurm heute fast auf dem gesamten Gemeindegebiet zu finden ist. Es gibt in Österreich aber verschiedene Fälle, wo der Wurm über gepflanzte Heckensträucher eingeschleppt wurde. Er ist vermutlich in Oberösterreich schon viel verbreiteter, als es bisher bekannt ist.

Regenwürmer gelten als nützliche Bodenauflockerer. Warum wird der Schwarzkopfregenwurm oft als Plage gesehen?
Auch der Schwarzkopfregenwurm ist nützlich, sehr sogar, weil dieser noch stärker zu einer Durchmischung des Bodens führt als etwa der heimische Tauwurm. Für Landwirte zum Beispiel im Bundesland Salzburg ist er in Wiesengebieten ein Problem, weil in Steillagen die Traktoren durch die großen Kothaufen ins Rutschen kommen und die Silage nicht ordnungsgemäß funktioniert. Dies hat dem Schwarzkopfregenwurm schon viel negative Presse eingebracht. 

Die Kothaufen sind wirklich beachtlich. Wie kommen sie zustande?
Man vermutet, dass es sich dabei um eine Art Vorverdauung von Pflanzenresten außerhalb der Röhren handelt. Unsere heimischen Würmer machen auch Kothaufen, aber keine so großen.

Besonders am Fußballplatz in Obernberg ist der Wurm drin. Wie lange kämpft man hier schon gegen den Wurm und wie?
Man kämpft schon fast 30 Jahre mit der starken Verkotung durch den Schwarzkopfregenwurm. In manchen Zeiten ist das Spiel auf dem Platz kaum mehr möglich. Man hat schon viel Geld für die Bekämpfung ausgegeben, aber alle Versuche, auch die Anwendung verschiedenster chemischer Substanzen, hat auf Dauer nichts bewirkt. Man muss mit dem Wurm leben, wenn er da ist.

Hat der Schwarzkopfregenwurm natürliche Feinde, die man sich bei der Bekämpfung zu Nutzen machen könnte?
Es gibt verschiedene Studien, wo dies angedacht wurde, aber solche Fressfeinde oder Parasiten sind meist auch Feinde der heimischen Regenwürmer. Das wäre sehr bedenklich, denn ohne Würmer gibt es keinen gesunden Boden.

Was raten Sie Menschen, deren Garten auch vom Schwarzkopfregenwurm befallen ist?
Dauerhaft gibt es keine perfekte Lösung. Manchmal wird das Einstreuen von Quarzsand empfohlen, aber auch das wirkt nur mildernd und es sorgt dafür, dass die Kothaufen bei Regen leichter zerfallen. Eine andere Möglichkeit wäre es, die Haufen mit der Schaufel zu entfernen und im Gemüsegarten einzusetzen. Es handelt sich ja um beste Gartenerde. Ich bitte alle Betroffenen, keine Chemie einzusetzen. Die Bekämpfung mit Gift ist sinnlos und zerstört die gesunde Bodenfauna. Das bringt absolut nichts und schädigt Pflanzen, Tiere und Menschen. Die wirkungsvollste Methode ist Toleranz und Wissen um den ökologischen Wert dieser Würmer!

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