Arbeiterkammer Ried 2021
6700 Beratungen - Themen verschieben sich
Mehr als 6700 Beratungen führte die Arbeiterkammer in Ried im vergangenen Jahr durch.
RIED. Geprägt war das Jahr 2021 in der Arbeiterkammer Ried einerseits durch die Pandemie, die wesentliche Auswirkungen auf Tätigkeit und Angebote hat. Aber insbesondere vom Neubau der Bezirksstelle. "Mittlerweile sind wir das vierte Monat in der neuen-alten Adresse und fühlen uns wohl. Auch die Rückmeldungen von außen bestätigen, dass es gelungen ist", so Siegfried Wambacher, seit 20 Jahren Bezirksstellenleiter in Ried.
Das Beratungsangebot hat sich in den letzten Jahren weniger im Umfang, vielmehr in der Form verändert. War es vor zwei Jahren noch sehr häufig, einfach in Bezirksstelle zu kommen und sich zu informieren, überwiegen jetzt telefonische Beratungen und Emailanfragen. 6700 Beratungen im Arbeits- und Sozialrecht gab es im vergangenen Jahr, davon wurden 4500 telefonisch, 1700 persönlich und 462 per Mail durchgeführt.
Auch die Themen haben sich verschoben. Das Entgelt ist an der Spitze, aber auch Fragen rundum die Pension nehmen zu. Nachdem Sprechtage bei Pensionsversicherungsanstalt nicht möglich waren, hat sich das auf uns ausgewirkt. "Unser Ziel ist es, die Vertretungen wenn möglich außergerichtlich abzuwickeln. Hier haben wir eine Erfolgsquote von 88% bei 132 Rechtshilfefällen. Gerichtliche Verfahren waren es 51. Insgesamt konnten über 800.000 Euro für Mitglieder erstritten werden, zum Beispiel handelt es sich dabei um vorenthaltene Entgelte. Ein schöner Erfolg war unter anderem eine Kündigungsanfechtung, bei der wir 47.000 Euro für den Arbeitnehmer verhandeln konnten", so Wambacher. "Ziel des Rechtschutzes ist es nicht, soviel Geld wie möglich hereinzubekommen. Jeder Betrag zählt. Kleinere Summen wären uns lieber."
Ein Schwerpunkt verlagert sich auch zunehmend ins Sozialrecht. Bei Vertretungen geht es häufig um Pension aber auch um das Pflegegeld. Insgesamt gab es im Jahr 2021 114 abgeschlossene Sozialrechtsfälle mit einer Summe von 2,3 Millionen Euro. Die Insolvenzen sind zurückgegangen, jedoch haben wir in Ried - auf ganz Oberösterreich gesehen - einen Ausreißer, mit der Insolvenz des mittelgroßen Betriebes Escada. Hier konnten wir 600.000 Euro für die Mitarbeiter erstreiten.
Corona-Thematik auch bei AK
Fragen zu den jeweils gerade gültigen Corona-Regeln am Arbeitsplatz prägten
auch im Jahr 2021 die Beratungspraxis in der AK Ried. Gegen Ende des Jahres häuften sich Anfragen von Beschäftigten zu den 3G-Regelungen und zur geplanten Impfpflicht.
"Die Impfpflicht, so die Bestrebung der AK, muss getrennt werden von Arbeitswelt. 3G bleibt unabhängig von Impfpflicht, denn hier geht es um Existenzen. Bei einer kurzfristigen Unfähigkeit bei Testabläufen und fehlenden Ergebnissen haben wir auch Druck gegenüber dem Land aufgebaut, dass Testkapazitäten ausgebaut werden müssen. Arbeitnehmer müssen die Möglichkeit haben, getestet zur Arbeit zur gehen. Wir sind nicht dafür da, diese Impflicht zu verhindern. Sondern wir gestalten die Arbeitswelt und setzen uns weiterhin für 3G am Arbeitsplatz ein. Entscheidungen in diesem Bereich trifft das Parlament", so Andreas Stangl, Präsident der Arbeiterkammer OÖ.
Praktische Beispiele aus dem AK-Alltag
"Im Februar begann ein Arbeitnehmer in einem Betrieb. Nachdem er immer wieder vertröstet wurde, hatte nach mehr als fünf Monaten noch immer kein Geld am Konto. Es wurden dazu nur mündliche Vereinbarungen getroffen. Die Beendigung hat sich bereits abgezeichnet, mit 15. August wurde das Dienstverhältnis einvernehmlich beendet. Zu diesem Zeitpunkt fehlte aber noch mehr als ein Monatslohn. Nach mehreren Interventionen, bekam der Arbeitnehmer dann mehr als 6.800 Euro Nachzahlung. Der Nachteil ist, mit einem Gerichtsverfahren und einer Exekution kann es sein, dass es länger dauert, bis die Menschen ihr Geld bekommen", so Wambacher.
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