Der Enkeltrick
Auch du bist dir in solcher Angstsituation nie sicher!

Foto: Bildgrafik: Josef Glaser

Ein Anruf am Nachmittag, keine Nummernanzeige, ich bin vorsichtig,
Doch, ich nehme den Hörer des schnurlosen Telefons ab und warte, wer sich meldet. Es ist eine Stimme mit Schweizer Dialekt:
- Hier ist die Kantonspolizei St. Gallen in der Schweiz .... Spreche ich mit Herrn Keplinger, Johann Keplinger?“
- „Ja, das bin ich ....!“
- „Ihre Enkelin ist bei uns im Präsidium und möchte Sie sprechen. Darf ich sie zu Ihnen durchstellen?“

Ich überlege kurz, aber zu meiner Schande kenne ich meine Enkelkinder nicht mehr.
Seit meine Frau vor einigen Jahren gestorben ist, ist auch der Kontakt zu den im Ausland lebenden Kindern ziemlich abgebrochen.
Eine weinerliche Stimme meldet sich:
- „Hallo Opa, hier ist Jaqueline“!
- "Hallo Jaqueline, bist du die Tochter von Maria?
- „Ja, das bin ich. Mama ist in Amerika und ich kann sie wegen der Zeitverschiebung nicht erreichen ---schluchz -- schluchz ......“.

Etwas stimmt nicht, ich bin mir sicher, dass ich keine Tochter habe, die Maria heißt.
- „Kind, was ist passiert, weil du weinst?“
- „Opa, ich hatte einen Unfall und ein Kind wurde schwer verletzt. ..... Schluchz ..... Schluchz ........Schluchz ......“
- „Hier noch einmal Hauptkommissar Hunziger, Kantonspolizei St. Gallen. Darf ich versuchen, Ihnen den Sachverhalt zu erklären?“
- „Ja, gerne, was kann ich für Sie tun?“
- „Ihre Enkelin hatte heute einen schweren Unfall. Ihr ist nichts passiert. Aber sie hat den Unfall verursacht. Sie wird morgen Vormittag dem Haftrichter vorgeführt, der höchstwahrscheinlich Untersuchungshaft anordnen wird.“
- „Oh, das klingt schrecklich!“
- "Ja, mit einer Kaution von 85'000 Franken könnte ihre Enkelin bis heute Abend aus der Haft entlassen werden".
- „So viel Geld habe ich nicht, und wie soll ich es bis morgen in die Schweiz bringen?“
- „Ich gebe Ihnen Ihre Enkelin zurück!“
- „Schluchz - Schluchz .... Opa, du musst mir bitte helfen!“
- „Kind, ich habe nicht so viel Geld zu Hause!“
- „Schluchz .... kannst du dir vielleicht von einem Freund kurz Geld leihen, Schluchz!“
- „Das wäre möglich, aber wie kommt das Geld bis Morgen in Die Schweiz“?
- „Hier ist wieder Hauptkommissar Hunziger. Das Geld könnte von unseren Kolleg in Linz an einem Ort übernommen und verwahrt werden, was als Sicherstellung gleiche Gültigkeit hat. Unsere Kollegen in Linz würden sich mit Ihnen in Verbindung setzen, um Zeit und Ort der Übergabe zu vereinbaren.!“

Ehrlich gesagt habe ich da ein schlechtes Gefühl ...
Soll ich die örtliche Polizei in Helfenberg anrufen und nachfragen, bis das alles überprüft ist, dauert das bestimmt Tage .... Das Telefon klingelt:
- „Hallo, Johann Keplinger!“
- „Hier ist die Betrugsabteilung der Polizei Linz - wir haben Ihr Gespräch mitgehört. Sie sitzen einem Betrugsfall auf, der uns schon länger bekannt ist. Wir möchten diese Personen mit Ihrer Hilfe überführen.“
- „Sie müssen nur mit uns kooperieren und die ganze Sache geheim halten. Sie dürfen nicht einmal mit der örtlichen Polizei darüber sprechen, weil wir nicht wissen, wie groß der Kreis dieser Bande ist“.

- „Wie stellen Sie sich das vor?“
- „Wir geben Ihnen Anweisungen, wie Sie sich zu verhalten haben, damit wir die Personen einkreisen können. Bitte erzählen Sie niemandem von dieser Aktion. Das würde Sie und unsere Männer unnötig in große Gefahr bringen. Wichtig ist, dass Sie auf den Platz neben dem alten Turm in Haslach bestehen. Dort werden wir unsere Männer postieren.
Sie dürfen keine Waffe tragen. Sie dürfen keine gefälschten Geldscheine vorzeigen, da diese sofort bei der Übergabe kontrolliert werden und Falschgeld Sie unnötig in Gefahr bringt. Sie dürfen nach der Geldübergabe nicht weglaufen, das würde für Sie und unsere Leute unnötigen Stress mit unüberlegten Handlungen bedeuten. Bleiben Sie einfach stehen, denn sobald die Personen außer Schussweite sind, werden unsere Leute aktiv. Wir kontrollieren alle Straßen Richtung Ortsplatz, Richtung Sankt Peter, sowie die Bundesstraße Richtung Helfenberg, Rohrbach und Schwackerreith.

- „Wie viel Geld muss es auf jeden Fall sein?“
- „Erfahrungsgemäß veranschlagen wir mindestens 50 Tausend Euro. Je mehr, desto sicherer verlassen sie den Übergabeort.“
- „Ehrlich gesagt habe ich Angst!“
- „Das können wir auch verstehen. Das Beste, was Sie tun können, ist, mit niemandem über die Sache zu sprechen, damit alles geheim bleibt. Rufen Sie uns auch nicht an, denn wir wissen nicht, ob Ihr Telefon schon abgehört wird. Sie werden noch heute von der Bande über den Zeitpunkt der Übergabe informiert. Sie müssen unbedingt darauf bestehen und begründen, warum Sie um diese Zeit nicht mehr mit dem Auto fahren wollen, denn wir werden dort alles vorbereiten. - Gemeinsam schaffen wir das!“

Jetzt sitze ich da, weiß nicht, wo vorne oder hinten, und warte auf den Anruf.
Das Telefon klingelt!
- Polizeiposten Helfenberg, Postenkommandant Ludwig. Wir sollen im Auftrag des Landespolizeikommandos für die Kantonspolizei St. Gallen in der Schweiz eine Kaution von 70.000 Euro in bar bei Ihnen abholen und für sie sicherstellen. Bitte teilen Sie uns Ihre genaue Wohnadresse mit.
- „Ja gerne .....“

Mir fällt ein Stein vom Herzen. Sie kommen selbst und holen das Geld bei mir ab.
Aber die Zweifel kommen wieder. Soll ich jetzt nicht sicherheitshalber den Polizeinotruf anrufen, denn wer weiß, ob das auch echte Polizisten sind? Nein, das darf ich doch niemandem erzählen. Doch, ich rufe den Notruf an und erzähle den Vorfall mit dem Postenkommandanten Ludwig aus Helfenberg, der Betrugsabteilung in Linz und dass das Geld doch bei mir abgeholt wird.

Ich rufe beim Posten Helfenberg an,
dort kennt man keinen Postenkommandanten Ludwig. Genauso wenig wie ich eine Tochter namens Maria kenne. Was die Polizei jetzt macht, weiß ich nicht. Ich bekomme auch keinen Besuch, um das Geld abzuholen. Am nächsten Tag bekomme ich einen Anruf von der Polizei, dass ich richtig gehandelt habe, dass ich mich trotz meiner Zweifel an die Polizei gewandt habe, denn die Polizei hat sicher untereinander keine Geheimnisse. Besser umsonst Anzeige erstattet als gar nichts, denn das Geld wäre jetzt weg.

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