Regionalitätspreis 2020
"Wollen selbstbestimmtes Leben ermöglichen"
Die Artegra Werkstätten sind für den diesjährigen Regionalitätspreis der BezirksRundschau nominiert.
ALTENFELDEN/PFARRKIRCHEN/ST. STEFAN. Für die Teilhabe eines Menschen an der Gesellschaft ist es eine wichtige Voraussetzung, selbstbestimmt einer Arbeit nachgehen zu können. Arbeit eröffnet die Möglichkeit, sich selbst im Tun wirksam zu erleben. Darüber hinaus sind Kollegen ein wichtiges soziales Umfeld. Für Menschen mit Beeinträchtigungen ist diese Teilnahme am Arbeitsleben aber oft nur mit Hürden möglich. Die Artegra Werkstätten haben es sich zum Ziel gesetzt, diese Hürden gemeinsam zu überspringen. "Wir wollen ein erfülltes und selbstbestimmtes Leben für Menschen mit Beeinträchtigung ermöglichen. Daher suchen und schaffen wir Arbeitsplätze für Menschen mit Beeinträchtigungen in eigenen Betrieben, unterstützen unsere MitarbeiterInnen mit Beeinträchtigung durch Qualifizierung und Training und versuchen in Folge, gemeinsam Arbeitsplätze auf dem sogenannten ersten Arbeitsmarkt zu finden. Die Artegra ist dabei nicht gewinnorientiert, sondern verfolgt diese gemeinnützig", sagt Franz Höglinger, Geschäftsführer der Artegra Werkstätten in Altenfelden.
Geschützter Rahmen
In den Artegra-Betrieben, die allesamt ebenfalls gemeinnützig orientiert sind, können die Menschen einer sinnstiftenden Arbeit in einem "geschützten Rahmen" nachgehen, so Höglinger: "Diesen benötigen Menschen mit Beeinträchtigungen, um ihre Fähigkeiten entfalten können. Mehr Zeit, besonders gestaltete Arbeitsplätze, angepasste Arbeitsschritte, Unterstützung im Sozialen, das sind Dinge, die wir bieten können und leisten oder gemeinsam mit den Menschen mit Beeinträchtigungen entwickeln." Mitarbeiter mit und ohne Beeinträchtigungen arbeiten Seite an Seite und Hand in Hand. "Dies ist für einen Lernerfolg aber vor allem für eine gelebte, selbstverständliche Integration und Inklusion unumgänglich."
Für Mitarbeiter und Firmen
Weiters gibt es in jedem Betrieb „Sozialbegleiter“, die gezielt die Weiterentwicklung der Mitarbeiter mit Beeinträchtigungen unterstützten. Sie erkennen und fördern Fähigkeiten, finden für jeden den passenden Arbeitsplatz, unterstützen bei der Ausbildung und auf dem Weg zum großen Ziel, einen Arbeitsplatz am sogenannten ersten Arbeitsmarkt zu finden und zu behalten. Für Firmen wiederum gibt es die Möglichkeit der Personalüberlassung. "So kann eine Zusammenarbeit mit unseren Mitarbeitern mit Beeinträchtigung probiert werden. Wenn es für beide Seiten passt, kann dies auch zu einer fixen Übernahme führen – und wir unterstützen diesen Prozess professionell", erklärt Höglinger.
Regionale Jobs
Insgesamt finden 52 Mitarbeiter mit Beeinträchtigung eine Arbeit in den verschiedenen Betrieben. Dazu kommt das Fachpersonal. Es gibt eine Wäscherei und eine Gärtnerei in Altenfelden und einen Nahversorger in Pfarrkirchen. Am 25. Juli eröffnet das Stefansplatzerl, ein Café, Wirtshaus und Nahversorger in St. Stefan. Im Frühling 2021 wird in Kleinzell ein Nahversorger eröffnen, in dem ebenfalls Mitarbeiter von Artegra zum Einsatz kommen. Im Vordergrund steht der Gedanke, regionale Jobs nicht nur für das Fachkräftepersonal zu schaffen, sondern auch für Menschen mit Beeinträchtigung. "Dort, wo die Menschen leben, sollen auch die Arbeitsplätze sein", sagt Höglinger.
"Nahversorgung im wahrsten Sinne"
Die Betriebe selbst fördern ebenfalls den Regionalitätsgedanken. "Ob Lieferanten oder Dienstleistungen – wenn in der Region verfügbar, geben wir diesen Firmen den Vorzug." Während es etwa im Wäscherei-Bereich sonst meist nur noch größere Wäschereien gibt, die die Wäsche oft quer durch Oberösterreich transportieren, ist die Artegra-Wäscherei ein starker regionaler Partner verschiedener Betriebe – vom Klinikum Rohrbach oder den SHVs Rohrbach und Urfahr-Umgebung bis zu Betrieben mit Berufskleidung im Bezirk oder Tischwäsche für Gasthäuser der Region. In den Glashäusern der Gärtnerei wird das, was möglich ist, selbst produziert. Mitarbeiter der Gärtnerei kümmern sich auch um Garten- und Landschaftspflege im Bezirk. Im Nahversorger in Pfarrkirchen bemüht man sich um einen hohen Anteil an Lieferanten aus der Umgebung. Zu kaufen gibt es zahlreiche Produkte von heimischen Direktvermarktern, Bauern, Bäckereien, etc. Auch im neuen Stefansplatzerl wird sowohl in der Gastronomie als auch im Nahversorger auf Lieferanten aus der Region gesetzt. Künftig soll es auch einen Onlinemarktplatz für Direktvermarkter, Bauern und Produzenten aus der Region geben. Kunden können ihre Bestellung online aufgeben und ihre Produkte direkt im Nahversorger Stefansplatzerl abholen. "Die Kunden können alles an einem Ort abholen, anstatt jeden Bauern direkt anfahren zu müssen", sagt Höglinger.
Neu: Verwerk
Ganz neu und noch im Entstehen ist im Zusammenspiel mit dem Stefansplatzerl „Verwerk“ – „Verwerten, verpacken, verschönern“. Dahinter stecken kreative Handarbeit, regionale und saisonale Rohstoffe, neu verwertete alte Materialien oder Reste (Upcycling), integrative Arbeit und eine qualitätsvolle Einfachheit. Das Sortiment ist bunt: Gestaltete Geschenkboxen, Mitbringsel für die spontane Einladung beim Nachbarn, Dekoration für zu Hause, Leinwandbilder, selbstgemachte Marmeladen aus dem Obst der Region, Produkte aus heimischen, ursprünglichen Kräutern, Wachstücher und vieles mehr. "Die Produktion erfolgt auch nach Wünschen und Anforderungen der Kunden, auch in größeren Mengen für Unternehmen als Kundengeschenke oder Aufmerksamkeiten für Mitarbeiter zu Feierlichkeiten", so Höglinger.
Jetzt einreichen
Einreichungen für den Regionalitätspreis 2020 sind bis 16. August möglich.
Per Post an:
BezirksRundschau GmbH
Dr. Herbert-Sperl-Ring 1
4060 Leonding
oder online auf meinbezirk.at/regionalitätspreis-oö
Einreichungen sind in folgenden neun Kategorien möglich: Dienstleistung und Handel, Industrie, Handwerk und Gewerbe, Vereine/Institutionen/Behörden, Tourismus, Gastronomie, Land- und Forstwirtschaft, Mobilität/erneuerbare Energien, Regional & Digital. Ein Sonderpreis geht an den "Oberösterreicher von Herzen".
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