Guru getötet

15 Jahre nach tödlicher Schießerei im indischen Tempel in Wien

Am 25. Mai 2009, also vor 15 Jahren, kam es zu einer Schießerei in einer Ravidass-Religionsstätte in Rudolfsheim-Fünfhaus. Der indische Guru Sant Rama Anand wurde dabei getötet. Etwa 16 Personen wurden verletzt, davon fünf schwer. Knapp zwei Jahre später bekam der Haupttäter lebenslang, seine Komplizen jahrelange Haftstrafen.

WIEN/RUDOLFSHEIM-FÜNFHAUS. Am heutigen Tag, genau vor 15 Jahren, kam es gegen 13 Uhr zu einer tödlichen Schießerei in einer Ravidass-Religionsstätte in der Pelzgasse 17 im 15. Bezirk. Der indische Guru Sant RamaAnand wurde nach der Schussabgabe am 25. Mai 2009 mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Spital gebracht, wenig später ist er gestorben.

"Der behandelnde Arzt war zunächst nach einer Notoperation zufrieden mit dem Zustand des Verletzten. Allerdings kollabierte der Mann kurze Zeit später plötzlich und verstarb gegen Mitternacht", sagte damals ein Polizeisprecher. Ein weiterer Guru, Sant Niranjan Dass, wurde ebenfalls schwer verletzt und ins Spital gebracht. Vier weitere Personen wurden schwer verletzt, es handelte sich um die Angreifer selbst. Insgesamt 16 Personen wurden verletzt, darunter vor allem Besucher der Gebetsmesse.

Laut damaligen Medienberichten waren während der Predigt in dem Gebetshaus der Sikh-Strömung Shri Guru Ravidas sechs Männer plötzlich aufgestanden und mit dolchartigen Messern sowie einer Pistole auf die beiden Gast-Prediger Anand und Dass losgegangen. Während der Großteil der bis zu 350 Menschen in Panik ins Freie strömte, griffen einige Sikhs im Hauptgebetsraum selbst in Notwehr die Attentäter an, berichtete "ORF Wien". Sie schlugen mit Mikrophonständern, Pfannen und Nudelhölzern 

Zur Bluttat soll es aufgrund von Streitigkeiten zwischen mehreren Gebetshäusern gekommen sein. Damals hieß es, die "Konkurrenz" aus der Donaustadt und Meidling, die Ravidass-Anhängern, habe mit Konsequenzen gedroht, sollte der Guru in Wien predigen. "Weil die Ravidass-Gemeinschaft neben dem Heiligen Buch, dem Guru Granth Sahib, auch Prediger wie die beiden nach Wien gereisten Gurus Sant Niranjan Dass und Sant Rama Nand verehrt, soll die Gemeinde in Rudolfsheim seit September 2008 von strenggläubigen Sikhs davor gewarnt worden sein, die beiden in ihr Gebetshaus einzuladen", hieß es in einem "ORF"-Bericht damals.

Die Schießerei in Wien sorgte für heftige Ausschreitungen in mehreren Städten des indischen Bundesstaates Punjab. In der nordindischen Stadt Jalandhar warfen Randalierer sogar Steine auf Busse und zündeten Autos an, berichtete "Spiegel" damals. Laut der Nachrichtenagentur "PTI" erschossen Sicherheitskräfte in Jalandhar zwei Anhänger des getöteten Predigers, vier weitere Personen seien verletzt worden.

Lebenslang für Haupttäter

Am 28. September 2010 wurde ein 35-jähriger Sikh wegen Mordes und versuchten Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. 17 bzw. 18 Jahre Haft bekamen vier der fünf Mitangeklagten wegen Beteiligung sowie teilweise auch wegen Nötigung und versuchter Körperverletzung. Wegen versuchter Nötigung wurde der fünfte Angeklagte zu sechs Monaten verurteilt. Bei den Angreifern handelte es sich um Satwinder S., Jaspal S., Tasum S., Hardeep S. und Amritpat S.

Im Juli 2011 bestätigte das Wiener Oberlandesgericht (OLG) die Strafen, die ein Schwurgericht Monate vorher über sechs Sikh verhängt hatte. In Indien hatte der Vorfall Auswirkungen auf das religiöse Leben, denn die Ravidass-Bewegung hat sich zu einer eigenständigen Religion erklärt und wollen mit dem Sikhismus nichts mehr zu tun haben. 

Das könnte dich auch interessieren: