Baumkrise in der Fünfhausgasse 5
Anrainer kämpfen um einen Götterbaum
In der Fünfhausgasse 5 sollte ein Götterbaum gefällt werden. Anrainer konnten dies verhindern – vorerst.
WIEN/RUDOLFSHEIM-FÜNFHAUS. Seit mehr als 50 Jahren wächst ein Götterbaum inmitten zweier Wohnhäuser in der Fünfhausgasse 5 in die Höhe. An der besagten Adresse spendet er Schatten und schenkt den Menschen, die sich rundherum auf ihren Balkonen tummeln, grünen Ausblick.
Für einige Anrainer schlug somit die Nachricht, dass der Baum gefällt werden soll, ein wie ein Blitz. Der Bescheid dafür wurde schon vor einem Jahr vom Besitzer des angrenzenden Wohnhauses eingeholt. "Wir haben nur durch Zufall erfahren, dass unser Nachbar gegenüber den Baum fällen will, da sowohl die bauliche Substanz des Wohnhauses als auch die Garage durch Stamm und Wurzeln gefährdet seien", so die unmittelbare Anrainerin. Sie blickt von ihrem Büro aus direkt in die grüne Baumkrone. Für sie und viele andere Anrainer wäre die Fällung eine Tragödie. Die Temperaturen würden in allen umliegenden Gebäude durch den Sonneneinfall stark steigen.
Alle Wogen in Bewegung
"Dieser Götterbaum gilt als wichtiger Schattenspender und als Sauerstoffquelle", meint sie weiter. Die Dame versuchte alles, um die geplante Baumfällung zu verhindern und mobilisierte so viele Anrainer wie möglich, um rechtzeitig einzulenken. Rückendeckung suchte sie auch bei diversen Magistratsdienststellen und der Bezirksvorstehung sowie bei Klaus Wechselberger von der Initiative "Zukunft Stadtbaum", der sich als äußerst hilfreich erwies. Er weiß, wie sehr Bäume die Umwelt positiv beeinflussen können und kam rasch vorbei, um sich die Lage vor Ort anzusehen.
Dabei stellte er fest, dass im vorliegenden Fall nicht von einer Beschädigung fremden Eigentums gesprochen werden kann: "In der Nähe des Stammbereiches, in den Hauptwachstumsphasen eines Baumes, sind Aufwölbungen in der Regel normal. Nur wenn Wurzeln zu nahe an undurchdringlichen Gebäudeteilen im Boden anstehen, können solche Wölbungen stärker sein und in krassen Fällen zu Wurzeldeformierung an der Oberfläche führen", erklärt Wechselberger. Dies sei aber beim Götterbaum nicht der Fall.
Fällung rechtzeitig gestoppt
Diese Baumart gilt zwar als invasiv, ist aber relativ resistent gegen Salz, Trockenheit und Herbizide und toleriert urbane Luftverunreinigungen oft besser als viele andere Stadtbäume, weiß der Experte. Dieser Götterbaum gilt daher als äußerst erhaltenswert, "vor allem auch deshalb, weil er die Temperaturen im Umfeld auf bis zu zehn Grad an heißen Sommertagen senken kann". All die eingeholten Informationen in Bezug auf Kosten und Risiken, die eine solche Baumfällung mit sich bringt, sowie Stimmen der Anrainer wurden dem Nachbarn rechtzeitig übermittelt. So konnte die Baumfällung am 2. Juni verhindert werden.
Der Nachbar zeigte sich einsichtig und berief eine Eigentümerversammlung ein, die Ende Juni stattfinden soll. Es soll erneut über die Zukunft des Baumes diskutiert werden.
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