"Wer atmen kann, kann tanzen!"
Tanzen mit Behinderung? Was für viele Menschen nicht vorstellbar ist oder sogar abschreckt, steht in einem Studio im 15ten auf der Tagesordnung. Bei „Dance Ability“ kann jeder mitmachen – derzeit gibt es noch Plätze für bewegungsfreudige Fünfhauser.
Wer atmen kann, kann tanzen“, lautet das Motto des Vereins „DanceAbility – Tanz für Menschen mit und ohne Behinderung“, der im 15. Bezirk am Neubaugürtel 7-9 seine Tanzräumlichkeiten hat. „DanceAbility ist eine Methode zu tanzen, die für alle Menschen offen ist – für erfahrene und weniger erfahrene Tänzer, für Menschen mit und ohne Beeinträchtigung“, erläutert Vera Rebl, die im Jahr 2006 die Ausbildung zur „DanceAbility“-Trainerin bei „DanceAbility“-Gründer Alito Alessi absolvierte.
„Tanzen war etwas, was andere machen“, erzählt Vera Rebl über ihren Beginn. Ein Besuch eines Opern-Festivals am Rathausplatz änderte ihr Leben, als sie ein wildfremder Mann plötzlich zum Tanzen aufforderte. Rebl wies ihren späteren Lehrer unwirsch und verärgert zurück. Dieser steckte Rebls Freund allerdings eine Visitenkarte zu. Ein Jahr später tauchte diese wieder auf, und nach einer kurzen Recherche war klar, dass sich der Mann am Rathausplatz keineswegs über sie lustig machen wollte. Sie besuchte daraufhin einen Workshop beim ihm – und ihre Tanzlaufbahn startete.
„Es hat mich tief berührt“
Rebel erinnert sich noch gut an ihren ersten Tanzpartner: „Er war geistig behindert und riesengroß. Das hat mir Angst gemacht. Aber er war so sanft und fein. Es hat mich so berührt, dass eine so tiefe Kommunikation auf dieser Ebene möglich ist.“
Der Verein „DanceAbility“ ist offen für jeden. In den Workshops kommen Behinderte und Nicht-Behinderte einander näher. „Wir Behinderte bekommen viel Aufmerksamkeit, aber immer nur was unsere Defizite anbelangt, aber beim Tanzen kann sich jeder einfach nur in seinem eigenen Körper wohlfühlen“, erklärt Rebel.
Gleichheit und Respekt
Neben den Workshops plant Rebl Sozialprojekte mit Menschen unterschiedlichster Herkunft und Beeinträchtigung, verbindet Performances und organisiert Festivals.
In den Workshops arbeitet das Team mit Improvisation, um Gleichheit, Respekt und künstlerisches Erforschen zwischen Menschen mit und ohne Behinderung zu ermöglichen. „Ziel ist es, Menschen ihre eigene Körpersprache entwickeln zu lassen. Es kommen unterschiedlichste Menschen zusammen, um zu tanzen, um Spaß zu haben, um sich künstlerisch zu entfalten und um eine gemeinsame Bewegungssprache zu entwickeln“, so Rebl.
Auftritte im 15ten
Rebl, selbst Rollstuhlfahrerin, lädt alle Tanzinteressierten ein, bei den für alle offenen Tanz-Workshops, an jeden Freitag von 17 bis 19 Uhr im Tanzstudio, vorbeizukommen.
Dort können die Bewegungswilligen an der integrativen Tanzmethode, die Menschen mit und ohne Behinderung zusammenbringt, ungezwungen teilnehmen. Nur Zusehen ist allerdings nicht erlaubt. Wer vorbeikommt, muss auch probieren.
Derzeit bereitet „DanceAbility“ mit dem „Theater der Unterdrückten – Wien“ eine Kampagne zum Thema „Kunst im öffentlichen Raum – Barrierefreiheit
– sensible Sprache“ mit dem Titel „Invalid Street – Invalidenstrasse“ vor. Auch im 15ten ist es geplant, dass „DanceAbility“ noch heuer öffentliche Auftritte durchführt.
Infos unter www.danceability.at
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