Episoden aus meinem Leben - Faschingsfeiern
72 Splitter - Ich bitte um einen aussagekräftigen Titel
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Steifer Hut, alles gut. Dieser Hut ist im Moment das einzige Zugeständnis an die Aufmachung für die Faschingsfeier in unserer Firma. Zwei Zopfperücken, ein indischer Sari, ein Cowboyhut, ein Zauberer-Kostüm und anderes mehr tummelt sich um mich herum, macht die passende Stimmung und reißt mich mit. Mein Hut bleibt steif, ich nicht.
Obwohl ich schon 36 Jahre alt bin, ist es das erste Mal, dass ich so eine Karnevals-Veranstaltung an einem Arbeitsplatz erlebe. Bis jetzt habe ich in kleinen Unternehmen gearbeitet, bei denen solch heitere Happenings nicht vorgesehen waren.
Meine anfängliche Skepsis lockert sich und lässt mich sogar zum Protagonisten humoriger Auftritte werden. Ich lerne eine andere Seite der sonst so eifrigen und ernsten Belegschaft kennen. Das Erlebte strahlt bei mir auch auf die nächsten Tage und Wochen, ja ganz grundsätzlich aus.
In den nächsten Jahren bin ich besser vorbereitet. Ich schmücke mich zwar nur mit einer roten Knollen-Nase, Piratenmütze oder Augenmaske, bin aber schon viel gelassener inmitten von roten Lockenhaar-Perücken, Scheich-Kostümen und Ärztekitteln. Ich lass mich - gerne - dazu verleiten, einen Damenslip über meine Bürohose überzuziehen. Meinen Kollegen und vor allem den Kolleginnen gefällt meine Ungezwungenheit. Anschließend entkrampft das auch manche beruflichen Kontakte zwischen mir, meinen Chefs und allen, die mit mir arbeiten.
Durch meine lockere und offene Art erlebe ich vermehrt Vertrauen mir gegenüber. Man wählt mich bei der nächsten Wahl zum Vorsitzenden des Betriebsrats der Verkaufsabteilung in Wien.
Da hier mehr Frauen als Männer arbeiten, habe ich das Privileg, umringt von zehn Frauen und zwei Männern, die sich zum Feiern aufraffen können, zu festen. So wird es für mich als Damenfreund zu einem richtigen Vergnügen. Ich fühle mich richtig wohl und genieße es, beispielsweise als Darmol-Männchen mit Zipfelmütze und Kerze - im Mittelpunkt der illustren Faschingsgemeinde zu stehen.
Einmal ist auch unser Chef dabei. Es ist eine der wenigen Situationen, in der er sich uns anpasst. Das bringt mir und den anderen Feiernden das Gefühl, in manchen Belangen doch auf einer Stufe mit unserem/unseren Vorgesetzten zu stehen.
Bei einer anderen Faschingsfeier trete ich besonders frivol auf. Ich trage, verkleidet als Frau, eine weiße Bluse und einen bunten Schal, um meine Brusthaare zu verbergen. Irgendeine Kollegin mit passenden Körpermaßen hat mir einen Rock geliehen, der in hellblau gehalten ist und mir ausgezeichnet passt. Zur Abrundung meiner weiblichen Erscheinung hat man mir ein schwarze Perücke, verziert mit einer weißen Masche, aufgesetzt. Als Höhepunkt meines Auftretens habe ich - im Einverständnis mit den anderen - ein Striptease vorgesehen Dabei entledige ich mich mit der nötigen Nonchalance und Elegance meiner Bluse. Jetzt erst sieht man, dass meine weiblichen Formen in einem beigen Büstenhalter verborgen sind. Bei den Faschingsfeiern bin ich durch diese Darbietungen schon zur Institution geworden, was ich durchaus genieße.
Diese Auftritts-Erfolge in der Firma ermutigen mich, auch außerhalb der Firma in gewagter Verkleidung den Karneval zu feiern. Als Tarzan, bekleidet nur mit einem Lendenschurz, ähnlich einem Leopardenfell, werde ich für das ausgefallenste Kostüm preisgekrönt.
Den Abschluss der Faschingsfeiern in der Firma feiere ich zwanzig Jahre nach meiner allerersten Teilnahme. Wir trinken Sekt, aber die lustvolle, ungehemmte Heiterkeit von früher ist verloren gegangen.
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