Kaltstart in ein neues Leben

Hassan hofft, seine Kinder in Salzburg aufwachsen sehen zu können.
  • Hassan hofft, seine Kinder in Salzburg aufwachsen sehen zu können.
  • hochgeladen von Johannes Hofmann

SALZBURG (joh). Als sich Hassan Ende 2014 zur Flucht entscheidet, tobt der Bürgerkrieg in Syrien bereits seit dreieinhalb Jahren. Nach einem Schiffbruch vor Griechenland, einem Fußmarsch durch Mazedonien und zahllosen weiteren Schwierigkeiten darf er sich mittlerweile Salzburger nennen. Doch noch sind längst nicht alle Hürden genommen.

Angst um die Familie

Anfang Februar meldet er sich zunächst in Wien und wird dann weiter nach Salzburg, in die Riedenburg-Kaserne verlegt. Es sei angenehm gewesen, nach der Flucht wieder ein Bett, ein Dach über dem Kopf und Menschen zum Reden zu haben. Aber nach einigen Wochen stellte sich Eintönigkeit ein. "In den Gesprächen geht es immer wieder um dieselben Geschichten: in Syrien der Krieg und die Familien, in Salzburg um das Hoffen auf einen positiven Bescheid." Hinzu kommt, dass er oft wochenlang nichts von Frau und seinen zwei Kindern hört. Wenn dann noch das Fernsehen über einen erneuten Raketenangriff in Damaskus, seiner Heimatstadt, berichtet, fällt das Einschlafen sehr schwer. Die Mehrheit der Kasernenbewohner kommt aus Syrien. Sie versuchen, sich gegenseitig abzulenken, spielen Fußball und Tischtennis und geben sich große Mühe, die trüben Gedanken zu verbergen. Doch das gelingt nicht immer.

Reden und Fußballspielen

"Eine der schönsten Erfahrungen für mich, und wahrscheinlich für alle Riedenburger, waren die Menschen aus Salzburg. Manche kamen zum Reden oder Fußball spielen. Andere organisierten Ausflüge und Deutsch-Nachhilfe. Alle haben sich sehr viel Mühe gegeben und wir hatten stets das Gefühl, willkommen zu sein".
Von Menschen, die Flüchtlingen gegenüber ablehnend oder gar hasserfüllt seien, habe er kaum etwas mitbekommen.

Wenige Antworten

Schwieriger war es mit den Behörden. Er hatte oft das Gefühl, dass die Beamten zum allerersten Mal mit Flüchtlingen zu tun haben. "Auf viele Fragen wird mit 'Weiß ich nicht.' geantwortet und man muss sehr viel alleine rausfinden und organisieren."
Etwa, wo man Lernmaterialien und Kleidung bekommt. Mit welchem Tarif kann man günstig nach Syrien telefonieren? Wo kann man Arbeit finden und wer würde einem eine Wohnung vermieten, wenn der positive Bescheid da ist? Für Menschen ohne Kontakte und mit wenig Deutschkenntnissen ist das alles sehr schwer herauszufinden, so Hassan.

Erste Schritte auf neuem Boden

Im März erhält er dann seine Papiere, er wird als Flüchtling anerkannt. Er ist überglücklich und will versuchen sich in Salzburg niederzulassen. "Viele von uns gehen nach Wien. Es ist dort viel einfacher für Ausländer, eine Wohnung und einen Job zu bekommen". Aber Salzburg sei sehr ruhig und friedlich, er habe die Hoffnung, seine Tochter hier aufwachsen zu sehen.
Aber um seine Familie legal ausfliegen zu lassen, benötigt er eine Wohnung und einen Job. Nach weiteren drei Monaten gelingt es ihm mit Hilfe der Caritas, einen Vermieter in Ebenau zu finden. "Die Wohnung tut mir gut", sagt Hassan. Endlich könne er sich richtig auf das Deutschlernen konzentrieren. In seinem Sechs-Mann-Zimmer war das vorher recht schwierig. "Wenn man etwas zu tun hat, ist es viel leichter positiv in die Zukunft zu blicken." Nur die Arbeitssorgen bleiben. Hassan besitzt einen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften, hat fünf Jahre in einer Bank gearbeitet und spricht neben Arabisch auch fließend Englisch. Aber mit spärlichen Deutschkenntnissen ist es fast unmöglich einen Job zu bekommen. "Ich würde natürlich gerne in meinem Feld arbeiten, aber mir ist klar, dass dies derzeit unmöglich ist, daher freue ich mich über jede Arbeit."

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