Mit Hoffnung im Gepäck

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SALZBURG (lg). Für den Großteil der Flüchtlinge ist Salzburg lediglich eine Zwischenstation auf ihrem Weg nach Deutschland. Doch wie gestaltet sich dieser Zwischenstopp in Salzburg für eine Flüchtlingsfamilie, wie geht es ihnen nach der Flucht aus Syrien, dem Irak oder Afghanistan und mit welchen Gefühlen sind sie konfrontiert? Das Stadtblatt begleitete "Abu Mohammed", seine Frau und seine fünf Kinder – darunter ein sieben Wochen altes Baby – auf ihrem Weg vom Salzburger Hauptbahnhof bis an die Grenze nach Freilassing. Es war Dienstag Nachmittag vergangener Woche, als die Familie aus Deir ez-Zor (Syrien) nach einer mehr als einmonatigen Flucht Salzburg erreichte.

Gepäck im Meer verloren

Erschöpft, aber dankbar – so der erste Eindruck, den die Familie erweckt, als ich sie zum ersten Mal in der Tiefgarage des Hauptbahnhofes treffe. Dort wartet Abu Mohammed mit seiner Familie auf die Weiterfahrt in die Autobahnmeisterei (ABM) in Liefering, ehe es dann weiter ins ersehnte Deutschland geht. "Der Krieg hat aus einem wunderschönen Syrien ein zerstörtes Land gemacht. Ein Land, in dem jeden Tag unschuldige Menschen getötet werden, in dem es für Kinder keine Perspektive mehr gibt. Wir konnten dort nicht bleiben", erzählt der Familienvater und blickt auf seine fünf Kinder im Alter von sieben Wochen bis 16 Jahren. Fünf Tage nach der Geburt des Babys hat sich die Familie auf den Weg gemacht. "Wir sind von Griechenland mit einem Schlauchboot in die Türkei geflüchtet. In dem Boot war Wasser, unser Gepäck ist im Meer verloren gegangen. Aber das ist nicht wichtig, denn meine Familie lebt", berichtet Abu Mohammeds Frau Kalila sichtlich bewegt. Über die slowenische Grenze ging es weiter nach Salzburg.

Mit Baby im Krankenhaus

"Am Tag unserer Ankunft musste ich mit dem Baby ins Krankenhaus. Die Ärzte waren Engel, sie sagten immer wieder 'Habt keine Angst, wir sind für euch da und tun alles für euch'", so Kalila. Eine Nacht verbrachte die Familie in der Bahnhofsgarage, ehe es am Tag darauf am späten Vormittag per Bus in die ABM Liefering ging. Dort angekommen, erzählte die zuvor schüchterne 16-jährige Rana, dass sie Künstlerin sei: "Ich zeichne sehr gerne, ich glaube, ich habe Talent dafür. In Syrien habe ich viele Bilder gezeichnet, ich hoffe, ich kann das bald wieder tun", erzählt sie und für einen kurzen Moment beginnen ihre Augen zu strahlen. Abu Mohammed und Kalila sind Lehrer. "Auch wenn man sich das jetzt vielleicht nicht mehr vorstellen kann, aber Syrien war ein großartiges Land, wir waren glücklich."

Im Frieden angekommen

In der ABM wartet der freiwillige Helfer Karl Heinz Müller auf die "Neuankömmlinge". "Wir tun alles, um euch zu helfen", kommt er auf die Familie von Abu Mohammed zu und organisiert für das Baby eine zweite Decke. Der Aufenthalt für Kalila und ihre Familie in der ABM ist kurz. Sie haben Glück: Jene Flüchtlinge, die mit dem gelben Band mit dem Buchstaben A versehen wurden, dürfen gegen 15.30 Uhr den Bus besteigen, der sie an die Grenze nach Freilassing bringen wird – die letzte Station vor der Einreise nach Deutschland. In dem vor der Grenze eingerichteten Notquartier werden sie mit Essen versorgt, die Frauen können sich im Zelt ausrasten. Eine Nacht wird Abu Mohammeds Familie nun hier verbringen. "Wir hätten gehofft, heute noch nach Deutschland zu kommen. Aber es ist gut so, wir sind jetzt im Frieden angekommen", blickt Kalila zuerst auf ihre Kinder und dann auf mich. Ein Blick, der so viel Hoffnung in sich trägt, dass nur mehr eines zu sagen bleibt: Alles Glück der Welt, Familie Abu Mohammed!

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