Mozart war ein Workaholic

Gabriele Ramsauer leitet das Mozart-Archiv sowie die beiden Museen Mozarts Geburtshaus und Mozarts Wohnhaus.
  • Gabriele Ramsauer leitet das Mozart-Archiv sowie die beiden Museen Mozarts Geburtshaus und Mozarts Wohnhaus.
  • hochgeladen von Stefanie Schenker

Sie haben Kunstgeschichte studiert, bis zu Ihrem beruflichen Einstieg beim Mozart-Archiv der Stiftung Mozarteum hatten Sie keinen besonderen Bezug zu Mozart. Ist Mozart für Sie heute mehr Arbeit oder mehr Leidenschaft?
GABRIELE RAMSAUER: Eine Leidenschaft, die Arbeit macht (lacht). Im Ernst, über die Jahre habe ich eine Leidenschaft für Mozart entwickelt. Obwohl ich schon sehr viel über ihn weiß, geht der Stoff nie aus, es gibt immer noch spannende Dinge, die ich über Mozart erfahren möchte.

Sie archivieren Mozart, bereiten ihn für Ausstellungen für Touristen genauso wie für Könige auf – zuletzt war ja das schwedische Königspaar bei ihnen auf Überraschungsbesuch. Ist das für Sie noch aufregend oder Routine?
GABRIELE RAMSAUER:
Ein Besuch von einem Königspaar ist immer aufregend, vor allem, wenn sie so interessiert sind an Mozart wie das schwedische Königspaar. Königin Silvia habe ich vor 17 Jahren schon einmal durch Mozarts Wohnhaus geführt.

Mozarts Geburtshaus ist sehr eng, auf drei Etagen verteilt – und ohne Aufzug. Wie geht es Ihnen hier mit Barrierefreiheit?

GABRIELE RAMSAUER: Für Menschen mit Hör- und Sehbeeinträchtigungen bieten wir Führungen an, von der baulichen Barrierefreiheit sind wir aber ausgenommen. Das Geburtshaus ist eng und die Räume sind verschachtelt. Wir teilen auch keine Audioguides aus, weil wir keinen Platz haben, um sie wieder einzusammeln. Aber wir haben ein WLAN und unsere Besucher können sich die Texte zu den einzelnen Räumen in 13 Sprachen sowie einen Quiz für Kinder downloaden. Großteils finden bei uns aber ohnehin Führungen statt.

Mozarts Geburtshaus ist in den vergangenen Jahren ja umgestaltet worden – wie sieht es im Wohnhaus aus?

GABRIELE RAMSAUER: Durch Mozarts Geburtshaus zieht sich jetzt eine gestalterische Linie und wir sind sehr stolz darauf. So etwas wie bei uns, in dieser Vielfalt an Originalen, das gibt es sonst nirgends, und wir bieten auch für Kinder sehr viel an. Wir werden natürlich immer wieder etwas ergänzen, aber im Grunde genommen ist das Geburtshaus jetzt fertig gestaltet. Im – übrigens barrierefreien – Wohnhaus, in dem wir auch Original-Instrumente von Mozart ausstellen, zeigen wir derzeit eine Schau über Mozarts Sohn Franz Xaver, der ebenfalls Komponist war. Und 2019, zum 300. Geburtstag von Leopold Mozart, wird es ebenfalls eine Sonderausstellung im Wohnhaus geben.

Sie sind Mozart hier vor allem persönlich nahe. Entwickelt man da eine spezielle Nähe?
GABRIELE RAMSAUER: Ja, ich nenne ihn oft ‚Wolfgang’, ohne dass es mir auffällt. Und es ist genau diese Nähe, die wir auch unseren Besuchern näherbringen wollen. Wir wollen erzählen, wie Mozart ausgesehen, wie er gelebt hat, wie sein Alltag ausgesehen hat. Er war ein Frühaufsteher, der um sechs Uhr morgens fertig frisiert – mit Perücke – gestellt war. Er brauchte nur fünf Stunden Schlaf, hat unterrichtet, komponiert und ist abends ins Theater gegangen. Er war ein richtiger Workaholic – der mit Freunden auch gerne Bölzl geschossen hat.

Bölzl?
GABRIELE RAMSAUER: Ja, das waren kleine Bolzen, die man mit Luftdruckgewehren auf Zielscheiben schoss. Diese Scheiben waren individuell verziert und auch mal von deftigerem Humor. Es gibt eine, auf der Mozart seinen nackten Hintern zeigt.

Woran liegt es, dass Mozart weltweit so gefragt ist – war das von Anfang an auch geniales Marketing?

GABRIELE RAMSAUER: Das muss man im historischen Kontext sehen, es waren wirtschaftlich schwierige Zeiten, es gab keine gute Musikerausbildung und deshalb haben Kirche und Bürger zusammen den Dommusikverein gegründet, den Vorläufer der Stiftung Mozarteum. 1842, als das Mozartdenkmal enthüllt wurde, gab es bereits Mozartbier und Mozart-Bierdeckel, also schon die ersten Souvenirs. 1879 veranstaltete Thomas Cook von London aus die erste Mozart-Reise nach Salzburg. Da hat man gesehen: Mozart bringt Touristen – für die es übrigens zu Beginn kaum Hotels gab, die Bevölkerung wurde dazu aufgerufen, private Zimmer zur Verfügung zu stellen – und Mozart bringt damit auch Geld.

Was können wir heute noch von Mozart lernen?

GABRIELE RAMSAUER: Den Glauben an sich selbst. Er war sehr von seiner eigenen Genialität überzeugt – mit Fug und Recht natürlich. Obwohl er als Charakter sicher nicht einfach war, sondern divenhaft und sprunghaft in seinem Verhalten.

Wenn Mozart heute leben würde: Wie wäre er wohl?

GABRIELE RAMSAUER: Im 18. Jahrhundert war es sicherlich leichter, als schillernde Persönlichkeit aus der Masse herauszustechen, aber ich bin überzeugt, er würde heute einen extravaganten Lebensstil pflegen, der der Klatschpresse nicht entginge. Tolle Autos, modernste Technik, und: Er hatte ja reichlich Umgang mit schönen Sängerinnen, denen er die schönsten Arien schrieb. Und es gibt einen Brief, in dem er seiner Constanze seine ‚Stubenmädeleien’ gesteht. Er wäre diesbezüglich ein Mann wie jeder andere auch.

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