Macht, Intrigen, Mord

La Clemenza di Tito - so modern wie nie zuvor

Bei den Pfingstfestspielen in Salzburg wurde dem begeisterten Publikum bei La Clemenza die Tito offenbart, wie aktuell Mozart heute ist. Frenetischen Applaus gab es für die Besetzung - allen voran für die großartige Cecilia Bartoli in ihrem Rollendebüt als Sesto.

SALZBURG. Ein italienischer Regierungschef (Daniel Behle als Tito mit Brille und Anzug stellte ihn super real dar), ein "engster Vertrauter", der aus Liebe zum Verräter wird (Cecilia Bartoli zeigte ihr breites Können), eine machtgeile Römerin aus gutem Hause (Alexandra Marcellier brillierte in dieser Rolle): Noch nie war Mozart so aktuell wie in dieser Inszenierung. 

Kein Happy End bei diesem Mozart

Der beste Freund hat sich also zu einem Terroranschlag hinreißen lassen. Mit unheimlich realen Videosequenzen verwandelt Thomas Achitz die Bühne in den Schauplatz Washington, mit der Stürmung des Kapitols – jedoch mit zurückhaltenden Effekten. Ein Videoband, das den Freund als Verräter entlarvt. Doch zu guter Letzt: Robert Carsen lässt das Stück – anders als im Original – nicht mit einem Happy End ausgehen. Nein, hier triumphiert das Böse, die Machtgier, über die Milde des Herrschers. Ein Herrscher, den man sich in Zeiten wie diesen wünschen würde: moralisch integer, selbstlos, sozial, und, letztendlich mild.

Schließlich begnadigt Tito nicht nur seinen besten Freund, sondern auch die Anstifterin und die ausführenden Akteure des Terrorakts gegen ihn und somit gegen das Volk selbst. Doch dann die überraschende Wende...