Advents- und Weihnachtsbräuche
Vom Barbarazweig übers Goldene Heißl bis zur Herberge für Maria und Josef

- Blühen zu Weihnachten die Barbarazweige, steht im nächsten Jahr eine Hochzeit oder ein glückliches Jahr ins Haus.
- Foto: Schmiedleitner
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Die Goldhauben sind karitativ tätig und halten in ihren Gemeinden altes Brauchtum am Leben.
BEZIRK SCHÄRDING. Laut Erni Schmiedleitner, Obfrau der Goldhaubengemeinschaft Unteres Innviertel, pflegt jede Ortsgruppe andere Traditionen. Gerade der Advent ist voll davon:
Barbarazweige
Blühen zu Weihnachten die Barbarazweige, steht eine Hochzeit ins Haus oder ein glückliches Jahr an, so der Aberglaube. Die Goldhaubengruppe Kopfing hält diesen Brauch hoch, indem die Frauen am Vormittag des 3. Dezembers (Kirsch-)zweige schneiden. Am Nachmittag binden sie die Zweige, dazwischen wird ein Zettel mit Sprüchlein zu Ehren der Heiligen Barbara versteckt. An Namenstag der Heiligen Barbara, dem 4. Dezember, werden die Zweige bei der Messe gesegnet. Anschließend verteilen die Goldhauben sie an der Kirchentür gegen freiwillige Spenden.
Herbergssuche Zell
"Der Brauch der Herbergssuche ist in Zell an der Pram seit Ende der 50er-, Anfang der 60er-Jahre beheimatet", weiß Erni Schmiedleitner. Etwa sieben Gruppen nehmen daran teil. Am Beginn der Adventzeit holt die erste Familie die Herbergsbilder nach der Adventkranz-Weihe ab. Auf den Bildern sind die hochschwangere Maria und ihr Mann Josef zu sehen. Die Familien stellen das Bild eine Nacht auf, um dem Paar symbolisch eine Herberge im eigenen Zuhause zu geben. Am nächsten Abend gibt es eine Verabschiedung und man übergibt es an die nächste Familie. Lieder und Gebete begleiten die Übergabe – oft setzen sich die Familien auch noch zur Jause zusammen.
Rorate in Sigharting
In der Vorweihnachtszeit werden zu Ehren der Gottesmutter Maria Votivmessen abgehalten. In der Pfarrkirche Sigharting hat man dieses Brauchtum in den letzten Jahren wieder aufleben lassen. Der Fokus liegt dabei auf der baldigen Ankunft von Jesus Christus. Die Messe beginnt um 6 Uhr morgens, der Kirchenraum ist nur mit Kerzenlicht beleuchtet. Stille und Dunkelheit machen diese Messen im Dezember zu einem besonderen Erlebnis, so die Goldhaubengruppe Sigharting.
Störi
Wie Olivia Nietsche in einer Bundschuh-Ausgabe von 2006 schreibt, war es früher üblich, dass Dienstboten von der Bäuerin zu Weihnachten ein Gebäck namens Störi als Dank für ihre Arbeit bekamen. Im Innviertel wurde diese Tradition noch bis zum Zweiten Weltkrieg praktiziert. Heute erinnert das Früchte- oder Kletzenbrot, das viele noch zu Weihnachten verschenken, an diesen Brauch.
Goldenes Hei(n)ßl
Die Goldhaubengruppe Taufkirchen an der Pram erinnert noch an den Brauch des "Goldenen Heißl". Gemeint ist ein goldenes Pferd, das fliegen kann, und an Weihnachten bescheidene Geschenke wie Süßigkeiten bringt. Im Gegenzug hielten die Kinder fürs Pferd Heu bereit. Erst im vorherigen Jahrhundert löste das Christkind im Innviertel das Heißl als Gabenbringer ab. Zur Erinnerung backen die Taufkirchner Goldhauben zu Weihnachten Lebkuchenpferde, die mit Zucker glasiert werden. Jedes zweite Jahr kann man das Goldene Heißl auch auf dem Sighartinger Advent kaufen.
Christbaumschwimmen
Nicht die Goldhauben, sondern die Feuerwehr Schärding hat den letzten Samstag vor Weihnachten für einen besonderen Brauch auf dem Wasser auserkoren. Das Christbaumschwimmen ist ein Zeichen des Dankes der Taucher für ein unfallfreies Jahr auf dem Inn. Denn Hochwasser fordert immer wieder großen Einsatz der Feuerwehrleute. Der weihnachtlich geschmückte und beleuchtete Christbaum schwimmt dabei auf einem Floß, flankiert von Tauchern mit Fackeln. #%Sie ziehen den Baum flussabwärts vom Kurhaus zum Wassertor, wo das Bläserquartett wartet. Dort kommt der Weihnachtsmann mit dem Feuerwehrboot und verteilt Süßigkeiten an die kleinen Zuschauer, für die Erwachsenen gibt es Punsch.
Zur Sache:
Einen Überblick über Bräuche im Innviertel und im Bezirk Schärding bietet das Trachtenbuch der Goldhaubengemeinschaft Unteres Innviertel. Es ist für 25 Euro zu erwerben. Dort sind auch die Ortstrachten aus allen Gemeinden des Bezirks erklärt und fotografiert.




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