Erich brät sie alle ein
Text und Fotos von Roland Graf.- Als Koch schon fast im Ruhestand, wurde ein Grestner zur kulinarischen Attraktion in Singapur.
GRESTEN/SINGAPUR. Für Kreuzfahrt-Touristen, die sich im asiatischen Stadtstaat mit den strengen Gesetzen (einmal ausspucken: 300 Euro) anlegen, gehört er zum Pflichtprogramm: "Erich’s Wuerstelstand" in der Banda Street, der heuer sein zehnjähriges Bestehen feiert. Er hat zwar die Ü-Stricherl verloren, dafür kann er sich als "letzter Würstelstand vor dem Äquator" bezeichnen. Betrieben wird er vom Exil-Grestener Erich Sollböck, der auch Promis, wie TV-Koch Johann Lafer, gerne eine Currywurst brät.
1983 hat Sollböck die Heimat verlassen und jobbte auf Kreuzfahrtschiffen. Die "Sagafjord" tauschte er mit einem Engagement in China. "Ein Freund fragte mich, ob ich nicht da arbeiten will – er verschwieg aber, dass er weg wollte", schmunzelt Erich über seinen Einstand in Asien.
Mit Stationen in Thailand und Malaysia setzte der Grestener seine Herd-Karriere fort, ehe er 1997 als Ausbildner für lokale Köche in Singapur landete. Die "Backstube Private Limited", wie seine Firma zunächst hieß, ergab sich aus einer Überlegung, den Nachtmarkt um eine Attraktion reicher zu machen. Kleine Fläche? Exotisches Essen für Singapur? „Dann macht doch einen Würstelstand“, riet Sollböck den Verantwortlichen. Die Idee gefiel, doch wollte man den Imbiss nicht mit einem Asiaten bemannen. Also sprang der Erlauftaler ein und startete in die Selbstständigkeit.
Der Fremdenführer Danny Lorenzo zollt dem Mut des Österreichers noch heute Respekt „es hätte einfachere Gegenden für einen Imbiss-Stand als Chinatown gegeben“. Tatsächlich befindet sich in der nahen Sago Lane der „Food Court“, eine ganze Etage mit 300 Essensanbietern. Doch schon am Vormittag (Erich’s Wuerstelstand öffnet um 11 Uhr) ist das Lokal gefüllt und der österreichische Schmäh rennt auch auf Englisch: „Bananen-Muffins wollen Sie? Aber da müssen Sie erst morgen kommen, heute sind die ja aus“, wird eine Stammkundin vertröstet. Die süßen Kleinigkeiten bäckt seine philippinische Frau Grace, während Sollböck dem „Bezirksblatt“ die Speisekarte erläutert: „Buddhisten essen kein Rindfleisch, aber je größer die Schweinerei, desto besser." Die Würstel und der Leberkäse bestehen ausschließlich aus Schweinefleisch.
Die Dynamik Sollböcks beschränkt sich aber nicht nur aufs Läuten der Kuhglocke, mit dem er immer wieder Gäste anlockt, auch die Medien nutzt er intensiv.
So hat der Koch seine eigene Facebook-Gruppe (Friends of Erich’s Wuerstelstand & Backstube), ein Weblog führt er ebenfalls (http://wuerstelstand.blogspot.co.at/). Ans Aufhören denkt er jedenfalls nicht, auch sein Sohn Jericho-John hat sich durch die Anmeldung zum Präsenzdienst entschieden, in Singapur zu bleiben.
Über keine unserer Fragen denkt der so schlagfertige Sollböck so lang nach wie über „Was geht dir an Niederösterreich ab?“. Um sie schließlich nicht zu beantworten. Schließlich grüßt ihn selbst die Nachbarin vom Wokstand mit einem lustig klingenden „Guten Morgen“.
Vielleicht liegt es aber auch an der Standnummer 88, dass der Grestener so rundum zufrieden ist – die Acht gilt für Chinesen als Glückszahl.
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