Echter Wiener geht nicht unter
Der Gaminger Fritz Haiszan erzählt über seine bewegte Kindheit in Wien zwischen den Weltkriegen.
GAMING. Im zweiten Teil unserer Serie über den Gaminger Kriegsgegner Fritz Haiszan erzählt dieser über seine frühesten Kindheitserinnerungen und seine Volksschulzeit in Wien.
"Vor der Geburt überlebt"
"Ich habe eigentlich schon überlebt, bevor ich überhaupt geboren wurde. Meine Eltern stammten aus dem südlichen Burgenland, das bis 1921 zu Ungarn gehörte. Sie kamen um 1900 unabhängig voneinander als Gastarbeiter nach Wien, wo sie sich kennenlernten und 1910 schließlich heirateten. Mein Vater musste 1914 zu Beginn des Ersten Weltkriegs an die Front und kam 1915 in russische Gefangenschaft, die er glücklicherweise überlebte, weshalb es mich heute auch gibt", erklärt Haiszan.
Die Rückkehr des Vaters
Fritz Haiszans Vater musste bei seiner Flucht aus der russischen Gefangenschaft den unglaublich langen Weg über Sibirien, den Aralsee, die Mongolei, durch die Wüste Gobi bis Wladiwostock und retour, teilweise zwischen den Revolutionsfronten, zurücklegen.
"Meine Mutter erhielt während dieser Zeit nur eine einzige Postkarte meines Vaters aus der Gefangenschaft. Ein Heimkehrer erzählte meiner Mutter zudem noch, dass ihr Ehemann in der Gefangenschaft gestorben wäre. Eines Tages im Jahre 1921 hörte meine Mutter das Haustor in Meidling und erkannte meinen Vater am Klang seiner Schritte und merkte, dass er überlebt hatte", so Haiszan weiter.
Ein Nachzügler kommt zur Welt
Die Freude über die Rückkehr des Vaters war groß und so wurde am 14. Juni 1923 "offiziell" das sechste Kind der Haiszans geboren.
"Offiziell wurde deshalb der 14. Juni als mein Geburtsdatum eingetragen, da ich eigentlich schon am 13. kurz vor Mitternacht das Licht der Welt erblickte, man damals aber sehr abergläubisch war, weshalb der 14. Juni 1923 als mein offizielles Geburtsdatum registriert wurde", so der Gaminger.
Die frühesten Erinnerungen
"Meine früheste Erinnerung war der Blick aus meinem Kinderwagen, als meine Mutter im Beserlpark mit einer Frau plauderte. Die zweite Erinnerung war sehr schmerzhaft. Ich verbrannte mir mein nacktes Hinterteil an einem glühenden Kanonenofen. Das dritte und wahrscheinlich gefährlichste Ereignis, an welches ich mich erinnere, war das Trinken einer ätzenden Flüssigkeit, was ich zum Glück überlebte. Am 8. Oktober 1927 verursachte ein starkes Erdbeben in Schwadorf bei Wien massive Schäden. Ich saß im Kinderwagen, der durch den Raum rollte und wurde von der Decke leicht berieselt. Der ehemalige Stall war doch recht gut gebaut, er hätte durchaus einstürzen können", erzählt Fritz Haiszan.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.