Wenn die Glocken schweigen
Am Gründonnerstag fliegen die Glocken nach Rom, die Ratscherbuben übernehmen ihren Job bis Ostern.
STEINAKIRCHEN. Die Bezirksblätter sprachen mit jungen Steinakichnern, die diesen alten Brauch pflegen - und besuchten die Kirchenglocken noch kurz vor Abflug in ihren Turmstuben mit Aussicht.
Altes Brauchtum wichtig
"In Steinakirchen gehen ausschließlich die Ministranten während der Kartage mit ihren Ratschen von Haus zu Haus. Man sollte mittlerweile ja von Ratschenkindern sprechen, da seit 1992 auch Mädchen für den Ministrantendienst zugelassen sind. Die Glocken schweigen während der Zeit der Kartage als Zeichen der Stille, um innezuhalten und dem Tod Jesu am Kreuze und seiner Auferstehung zu gedenken. Die Ratschen sollen die Menschen an die klassischen Gebetszeiten erinnern. Das Volksbrauchtum hilt den Menschen dabei, den Glauben mit allen Sinnen erfahren zu können", ist Pfarrer Hans Lagler überzeugt.
Kaum alte Glocken in Region
"Die Pfarrkirche in Steinakirchen zählt zwar mit über 1.000 Jahren zu den ältesten Pfarren in der Diözese St. Pölten, doch sind generell kaum alte Kirchenglocken mehr in unserer Region vorhanden, da die meisten während der Weltkriege eingeschmolzen wurden, um daraus Waffen zu produzieren", erklärt Lagler nachdenklich.
Ratschen aus Leidenschaft
"Wir ratschen, wir ratschen, Karfreitag ist heut, der Herr stirbt am Kreuz, kein Glockengeläut", sagt die neunjährige Leonie Achleitner aus Wang sogleich ihren Spruch auf.
"Wir gehen aus Überzeugung ratschen, um 8 Uhr in der Früh treffen wir uns beim Pfarrhaus und dann geht´s zu Fuß von Haus zu Haus. Manchmal nehmen wir auch das Fahrrad", sagt Manuela Mayer aus Steinakirchen.
"Außerdem bekommen wir von den Leuten Süßigkeiten und Geldspenden geschenkt, die wir dann untereinander aufteilen", ergänzt der Steinakirchner Ratscherbub Michael Koller.
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