Arbeitsmarkt
Knapp ein Drittel Teilzeit-Arbeit im Bezirk Scheibbs

- Renate Schöbella aus Golling ist tiefenentspannt dank ihres Teilzeit-Jobs als Behindertenbetreuerin in Wieselburg.
- Foto: Harald Forstenlechner
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Voll- oder Teilzeit: Notwendigkeit, Work-Life-Balance oder fehlendes Angebot – so arbeitet man im Bezirk Scheibbs.
BEZIRK SCHEIBBS. Teilzeitarbeit sei zu attraktiv, schade im Grunde unserer Wirtschaft, sagt Minister Hattmannsdorfer. Landeshauptfrau Mikl-Leitner nennt sie in einer Diskussion sogar "asozial". Aussagen wie diese lassen nun auch im Bezirk Scheibbs die Wogen hochgehen.
Fakt ist, Österreich hat den zweithöchsten Anteil an Teilzeitbeschäftigung in der EU. Laut Market-Umfragen sind 87 Prozent der so Beschäftigten damit zufrieden.
Von außen bestimmt
Pensionierungswelle und Arbeitskräftemangel lassen den Ruf nach Vollzeit laut werden. WKNÖ-Präsident Ecker etwa spricht sich für steuerliche Anreize aus, um Vollzeitarbeit attraktiver zu machen. Doch wünscht man da an der Lebensrealität der Menschen vorbei? "Ja", sagt AMS NÖ-Chefin Sandra Kern: "Für viele Menschen ist Teilzeitarbeit eine Notwendigkeit, um Beruf und private Verpflichtungen vereinbaren zu können."
Oft fehle es an flexibler Kinderbetreuung oder passender Arbeitszeitmodelle. "Gleichzeitig ist uns klar, dass Teilzeitbeschäftigung langfristige Auswirkungen auf die soziale Absicherung haben kann."
Ein Blick in den Bezirk zeigt: 541 Stellen sind aktuell unbesetzt, 377 davon in Vollzeit, 83 in Teilzeit. Wir haben mit Betroffenen sowie Vertretern von AMS und Wirtschaftskammer NÖ gesprochen.
Selbstständigkeit wird möglich
Renate Schöbella aus Golling ist beruflich 20 Stunden pro Woche in Wieselburg im Sozialbereich tätig. Ohne die finanzielle Sicherheit des Teilzeit-Jobs hätte sie sich nicht als Humanenergetikerin selbstständig machen können.

- Renate Schöbella aus Golling ist tiefenentspannt dank ihres Teilzeit-Jobs als Behindertenbetreuerin in Wieselburg.
- Foto: Arbeiterkammer Niederösterreich
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"Meinem Job als Behindertenbetreuerin gehe ich mit viel Hingabe nach. Ich arbeite mit wunderbaren Menschen zusammen und innerhalb unseres Teams gibt es einen tollen Zusammenhalt. Dies spiegelt sich bei den Klienten wider", sagt Renate Schöbella, die nun neben ihrem Teilzeit-Job hawaiianische Lomi Lomi Körper- und Seelenarbeit anbieten kann.
Leistung sollte belohnt werden
Bei AMS und Wirtschaftskammer im Bezirk Scheibbs betrachtet man die aktuelle Diskussion um Teilzeitarbeit recht realistisch.

- AMS-Chef Peter Müllner: "Trotz steigender Arbeitslosigkeit herrscht im Bezirk nach wie vor ein Fachkräftemangel."
- Foto: Roland Mayr/MeinBezirk Scheibbs
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"Natürlich gibt es Menschen, die vielleicht mehr arbeiten könnten und unsere Unternehmen sind nach wie vor auf der Suche nach Fachkräften. Aber die Lebensrealitäten sind nun einmal verschieden und bilden ein sehr breites Spektrum ab. Dazu gehören Kinderbetreuung, Selbstständigkeit, aber auch, dass Leute im hohen Alter weniger arbeiten wollen und dann in die Altersteilzeit gehen", so AMS-Chef Peter Müllner.

- Augustin Reichenvater (Wirtschaftskammer Scheibbs): "Fleiß muss auch belohnt werden!"
- Foto: Roland Mayr/MeinBezirk Scheibbs
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Augustin Reichenvater von der WKNÖ findet, dass die Politik gefragt sei: "Man muss Anreize schaffen und Leistung muss belohnt werden! Ohne Teilzeit-Jobs hätten wir viel weniger Gründer. Auch die größeren Unternehmen bieten nach wie vor Teilzeit-Jobs an. Ich denke, dass viele Menschen oft mehr arbeiten wollen würden, wenn es sich dabei um sinnstiftende Tätigkeiten handelt. "
Arbeitsmarkt im Bezirk Scheibbs
541 offene Stellen gibt es aktuell im Bezirk. 30,3 Prozent davon werden in Teilzeit oder mit der Möglichkeit darauf angeboten.
Mehr Infos auf ams.at und auf wko.at
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