RMagazin Schmuckstück: Die Hoferkapelle im Augustinermuseum Rattenberg

Der markante Wegweiser zum Augustinermuseum in Rattenberg | Foto: Anton Prock
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  • Der markante Wegweiser zum Augustinermuseum in Rattenberg
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Unser heutiger Artikel widmet sich einem kleinen, aber sehr feinen Museum im einstigen Kloster der Augustiner-Eremiten in der mittelalterlichen Stadt Rattenberg.

1385 stiftete Johann Kummersbrucker dieses Kloster, in dem er auch für sich und seine Gattin Anna von Castelbarco eine Grabstätte schuf. 1817 übernahmen die Serviten das Kloster, das jedoch 1971 aufgelassen werden musste.

1386/87 ist der Baubeginn anzusetzen, wobei verschiedene Teile im 15./16. Jh. verändert wurden. Zu diesen alten Teilen gehören etwa der Kreuzgang, die Hoferkapelle (1496), die ehemalige Sakristei (heute Ausstellungsraum für kirchliche Geräte in Gold und Silber) sowie die Paramentekammer mit Messgewändern. Große Veränderungen gab es um 1700 im Stil des Barock mit der Barockisierung der Kirche und dem Bau der Ecce-Homo-Kapelle.

Die Besucher erwarten zahlreiche Kunstwerke aus verschiedenen Zeiten aus dem reichen kirchlichen Schatz des Tiroler Unterlandes. Dabei sind Fresken, plastische und gemalte Darstellungen von Heiligen, Marien- und Christusdarstellungen, Monstranzen, Reliquienbehälter, Kelche, Messgewänder, Erinnerungen an Bruderschaften und einiges mehr. Von besonderem Interesse sind auch der Dachstuhl der Kirche mit einem herrlichen Ausblick auf die Dächerlandschaft der Stadt sowie der Kirchendachboden.

Wenden wir uns nun zwei Kunstwerken zu. Ein besonders schönes Bauwerk der Spätgotik stellt die Hoferkapelle (1496) dar. Hauptkennzeichen der Gotik, die in unserem Raum von etwa 1250 bis etwa 1520 verbreitet ist, sind der Spitzbogen, das Rippengewölbe und die Maßwerkfenster. Es handelt sich dabei um eine Stiftung des Gewerken (Bergwerksherrn) Virgil Hofer, der aus Salzburg stammte und durch den Silber- und Kupferbergbau in der Region reich wurde. Erbauer ist Leinhard Plutauer, einer der Hauptbaumeister der sogenannten Hagauer Bauschule. Der rötlich-weiße Hagauer Marmor, auch als Kramsacher oder Tiroler Marmor bezeichnet, wurde in der Hagau im Grenzgebiet zwischen Münster und Kramsach gebrochen. Dabei handelt es sich um Kalkgestein und nicht um echten Marmor. Gerade in Rattenberg ist dieses edle Material in den Kirchen und bei Tür- und Fenstereinfassungen bei Häusern zu finden. Am Kapellenportal sind Steinmetzzeichen zu finden, sozusagen die „Logos“ der beteiligten Steinmetze.

Auf dem Altarblock der kleinen Kapelle steht eine Mondsichelmadonna aus der Zeit um 1490. Unter den Füßen der Muttergottes befindet sich eine Mondsichel mit dem Gesicht eines Türken. Der Mond gilt als weibliches Symbol, Hinweis auf die Bedeutung des Mondmonats für die Frauen. Außerdem wird im Hohenlied Salomos die Braut wegen ihrer überirdischen Schönheit mit Sonne, Mond und Sternen verglichen. Auch wird in der Apokalypse des Johannes von einer Frau gesprochen, die mit der Sonne bekleidet war, den Mond unter ihren Füßen und auf dem Haupt einen Kranz von zwölf Sternen hatte. Diese Frau wird mit Maria gleichgesetzt. Beim Gesicht in der Mondsichel dürfte es sich um das Gesicht eines Türken handeln - Hinweis auf den Sieg der Katholiken über die eingefallenen Türken und die Religion des Islam. Der Halbmond wurde damit zum Symbol des Islams. Maria gilt als Helferin im Zuge der Türkengefahr.

Noch ein Hinweis auf den gotischen Memorialschild des Stifterpaares: In Kirchen war es früher üblich, über den Gräbern der Ritter ihre Waffen, vor allem den Schild, aufzuhängen. Um 1520 wurde der vorhandene Schild zur Erinnerung an den Stifter Johann Kummersbrucker und seine Frau Anna von Castelbarco angefertigt. Er zeigt zwei einander zugewandte Wappen mit Schild, Helm, Helmzier und Helmdecke. Der Fisch steht für die Kummersbrucker, der Löwe für die Castelbarco.

Das sehenswerte Museum ist von 1. Mai bis 8. Oktober 2017 täglich von 10:00 bis 17:00 geöffnet.

Zum Autor:

Anton Prock ist nicht nur Direktor der NMS 1 Jenbach, sondern auch Kunsthistoriker und als solcher seit über 20 Jahren in der Ausbildung der Tiroler Fremdenführer tätig. Vor kurzem ist sein Stadtführer „Durch Schwaz“ als Buch erschienen. Mehr Informationen auf www.antonprock.at

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