RMagazin Buchtipp: An die Frau gebracht

Anne Tyler: „Die störrische Braut“

Jeden Samstagnachmittag kocht Kate Battista Fleischpapp: einen nahrhaften Eintopf aus getrockneten Bohnen, grünem Gemüse, Kartoffeln und etwas Rind. Die grau-pürierte Masse bringt sie allabendlich auf den Tisch, die Menge reicht für eine Woche. Ausgedacht hat sich dieses Wundermittel an Effizienz Kates Vater, seines Zeichens zerstreuter Wissenschaftler: vielfach belächelt, hartnäckig im Glauben an sein medizinisches Experiment, schrullig in Alltagsdingen. Gemeinsam mit ihm und ihrer jüngeren Schwester Bunny lebt Kate, 29, in einem etwas heruntergekommenen Haus in Baltimore. Eine Mutter gibt es nicht mehr, sie ist bei Bunnys Geburt gestorben. Ihr Studium musste Kate nach einem Disput am College abbrechen und sie arbeitet nun als angelernte Betreuerin in einem Kindergarten. Mit ihrer Direktheit, ihrem offenen, meist wenig diplomatischen Umgang mit Kindern und Eltern eckt sie an. Soziale Kontakte pflegt sie kaum, dafür den Garten. Sie liebt Trockenfleisch und versteckt sich hinter einem Vorhang aus langen Haaren. So weit, so eintönig. Doch da tritt Pjotr, „Pjoder“, Scherbakow auf den Plan. Seit drei Jahren ist er Assistent des Professors, nun läuft seine Arbeitsbewilligung ab. Außer es gelingt seinen Status zu ändern. In „verheiratet mit einer Amerikanerin“. Pragmatisch möchte Professor Battista auch dieses Problem lösen und denkt an das Naheliegende. Er denkt an Kate. „Früher oder später musst du doch eh heiraten. Und hier hast du jemanden, der wirklich etwas Besonderes ist und unglaublich begabt. Es wäre ein Verlust für die Menschheit, wenn er aus meinem Projekt ausscheiden müsste. Und ich mag den Burschen! Er ist ein netter Kerl!“. Kate ist so einiges gewohnt, doch dieser Vorschlag raubt ihr kurzfristig den Atem. Es entbrennt ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen charmanten, unkonventionellen Charakteren, begleitet von einer schrägen, doch wohlmeinenden Familie. Anne Tyler, erfolgreiche amerikanische Autorin, hat gemeinsam mit sieben anderen SchriftstellerInnen anlässlich des 400. Geburtstags von William Shakespeare den Barden neu inszeniert. „Der Widerspenstigen Zähmung“ dient ihr als Grundlage für eine humorvolle, turbulente Geschichte, für die es nur eine dringende Leseempfehlung geben kann. Köstlich. Unterhaltsam. Im besten Sinne des Wortes.

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Der Buchtipp wird von unserer Buchexpertin Mirjam Dauber vorgestellt. Sie begibt sich jeden Monat aufs Neue auf die Suche nach Lesenswertem.

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