Simmering
"Spekulanten achten mehr auf Profit als das Wohl der Menschen"
Kaiserebersdorf befindet sich im Wandel: Das grüne Gebiet wird zusehends für neue Wohnbauten genutzt. Ein Bauprojekt in der Dreherstraße 82 bereitet nun einer Anrainerin Sorgen.
WIEN/SIMMERING. Simmering ist mit einer Größe von 23,3 Quadratkilometern einer der großflächigsten Bezirke Wiens. Während 926 Hektar auf Grünlandnutzung entfallen, werden vergleichsweise "nur" 451 Hektar zum Wohnen genutzt. Ergo: Im Elften gibt es noch viel Fläche, die verbaut werden kann – im Gegensatz zu den meisten anderen Bezirken.
Das fällt auch vielen Unternehmern auf. Ein Grätzl, das in den letzten Jahren besonders im Wandel war, war etwa das Gebiet zwischen Dreherstraße, Rudolf-Simon-Gasse und Sängergasse. In der Rudolf-Simon-Gasse 5 entsteht bis Ende 2023 ein neues Wohnquartier, bei der Nummer 9 wurde bereits 2021 ein Gebäude mit rund 60 Wohnungen errichtet.
"Wieso lässt man so was zu?"
Auch in der Dreherstraße 82 werden auf einer Fläche von 1.000 Quadratmetern bis Ende dieses Jahres 23 neue Wohnungen, aufgeteilt auf zwei Häuser, gebaut. Dies passiert zum Leidwesen vieler Anrainer: "Hier sind lauter Einfamilienhäuser, es ist eine ruhige Gegend. Das hat sich in den letzten Jahren geändert", schildert etwa Susanne.
Da die beiden neuen Wohnanlagen eine Höhe von siebeneinhalb Metern erreichen würden, überragen sie die meisten Häuser in dieser Straße. "Ich wollte eine Photovoltaikanlage bauen, aber das neue Haus wird mir das Licht wegnehmen", so die entrüstete Anrainerin und fährt fort: "Ich habe das Gefühl, dass sie uns zum Verkauf bewegen wollen. Diese Liegenschaft ist mein Anker, sie stammt von meiner Großmutter."
12.000 Euro für einen Parkplatz
Auf Anfrage bei der für den Bau zuständigen Firma "Multiplan Pro" lässt der Projektleiter Gavrilov Vlatco wissen: "Wir wollten mit den Anrainern kooperieren und haben mehrere Gespräche geführt. Wir verstehen nicht, wieso es so viel Ärger gibt. Wir verstoßen nicht gegen die Bauordnung."
Ein weiterer Aspekt, der für Aufsehen sorgt, ist die wenige Anzahl an Parkplätzen, die für die neuen Wohnhäuser zur Verfügung stehen werden. Hier hat sich auch Bezirksvorsteher Thomas Steinhart (SPÖ) eingeschaltet und bei der zuständigen Magistratsabteilung (MA 37) ein Veto eingelegt: "Da in diesem Gebiet große Parkplatznot herrscht, sollen die vorgeschriebenen Parkplätze errichtet und nicht nur Ersatzzahlungen geleistet werden." Rund 12.000 Euro beträgt derzeit die Abgabe laut dem Wiener Garagengesetz für einen Parkplatz.
Dennoch würden für Susanne mehr Parkplätze nichts an dem Umstand ändern, dass das ruhige Grätzl zusehends Bauunternehmern zum Opfer fiele. "Sie sehen nicht das Wohl der Menschen als ihre Aufgabe, sondern aus den vorhandenen Möglichkeiten den größten Profit herauszuschlagen", meint sie.
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