Glaubenskirche
Evangelische Konfis begegnen Pogrom-Zeitzeugin
Erika Kosnar hat die Gräuel des Nazi-Regimes erlebt und mit Glück überlebt. Jetzt stand sie den angehenden Konfirmandinnen und Konfirmanden der evangelischen Pfarrgemeinden Simmering und Mistelbach als Zeitzeugin zum Gespräch zur Verfügung.
Am 9. November wurde in Simmering dem Pogrom vor 85 Jahren, bei dem auch der Simmeringer Tempel in der Braunhubergasse zerstört wurde, gedacht. Erika Kosnar war als Kind noch selbst im Tempel. Jetzt berichtet die 1932 als Tochter eines jüdischen Vaters und einer zum Judentum konvertierten Mutter geborene Zeitzeugin den Jugendlichen aus Simmering und Mistelbach, die sich auf ihre Konfirmation vorbereiten, von einem sieben Jahre dauernden Leben in Angst. Vom Anblick von Menschen, die gezwungen werden, mit ihrer Zahnbürste die Straßen zu waschen. Vom Gefühl, von der Schule verwiesen zu werden und einen Judenstern am Mantel tragen zu müssen.
„Vergiss nie, dass Du ein Mensch bist“
„Wenn Du im Leben alles vergisst – vergiss nie, dass Du ein Mensch bist.“ Dieser Spruch ihres Vaters hat Kosnar ihr Leben lang begleitet und geprägt. Sich wieder mehrende antisemitische Übergriffe wie die Schmieraktion auf dem Zentralfriedhof machen sie fassungslos. „Wie kann man nur Tote beleidigen? Der menschliche Verstand muss schon manchmal aussetzen.“ Entsprechend warnt Kosnar die Jugendlichen auch davor, unreflektiert irgendwelchen Parolen oder Versprechungen - einer Dummheit, die „fürchterlich ansteckend sein“ müsse – nachzulaufen. „Immer das Hirn zum Denken verwenden, dafür haben wir es ja bekommen.“
Überregionale Zusammenarbeit Simmering - Mistelbach
Die Begegnung mit Zeitzeugin Erika Kosnar erfolgte im Zuge der engen, überregionalen Zusammenarbeit der evangelischen Pfarrgemeinden Simmering und Mistelbach bei der Konfi-Arbeit, also der Vorbereitung der jungen Pfarrmitglieder auf ihre Konfirmation. Die Mistelbacher Pfarrerin Florentine Durel hat ihr Vikariat in der Simmeringer Glaubenskirche absolviert. Glaubenskirchen-Pfarrerin Anna Kampl: „Wir sind extrem dankbar, dass unsere Konfis im Rahmen dieser Zusammenarbeit die Möglichkeit hatten, eine Zeitzeugin der Unmenschlichkeiten des NS-Regimes zu erleben. Antisemitismus, Ausgrenzung und Gewalt dürfen in unserer Gesellschaft keinen Platz haben.“
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