Kommentar
Die anhaltende Suche nach Gleichberechtigung im Sport
Der Sommer 2023 stand ganz im Zeichen des Frauenfußballs. Dennoch gibt es noch einiges aufzuholen in der Gleichberechtigung beim Sport.
WIEN/SIMMERING. Ich freue mich, dass Frauensport langsam, aber stetig immer mehr in die Mitte der Gesellschaft rückt. Um aber auch die nötige Qualität zu liefern, muss es genug Nachwuchstalente geben.
Jetzt liebe ich Sport. Aber als Mädchen hätte ich mich überall anderes als im Sport gesehen. Die Vorbilder und die Möglichkeiten haben gefehlt. Wenn ich als Kind im Fernsehen Formel 1 gesehen habe, waren die einzigen Frauen im Bild die "Grid Girls", die knapp bekleidet neben den Autos standen und Regenschirme hielten. Ich musste erst um einiges älter werden, um zu lernen, dass theoretisch auch Frauen in einem F1-Auto sitzen könnten. Jetzt konnte ich gespannt die F1 Academy verfolgen. Eine eigene Liga, die exklusiv für Frauen existiert, um ihnen eine Zukunft in der F1 zu bahnen.
Selbstbewusstsein durch Akzeptanz
Im Fußball ist es nicht anders. Wenn man mit den Burschen spielen wollte, wurde einem schnell klargemacht, dass man mehr störender Faktor im Team ist, als dass einer Kompetenz zugesprochen wurde. Im europäischen Vergleich sind bei uns Geschlechterrollen immer noch klar verteilt. Für talentierte Mädchen bedeutet das oft, dass sie aufhören, weil "Fußball ja was für die Burschen" ist. Ich hätte mich selbst nie in ein gemischtes Team bei einem Verein getraut. Umso schöner, wenn langsam das Angebot für Mädchen ausgeweitet wird.
Natürlich sind wir noch weit davon entfernt, dass Frauen im Sport genauso erfolgreich sein dürfen, wie ihre männlichen Counterparts. Das zeigt sich, wenn zum Beispiel Sportmoderator Roman Mählich die Frauen WM mit "Wenn die Damen ihren Spaß dabei haben, ist doch schön. Sie machen ja nichts Schlechtes. Es ist natürlich mit dem Männerfußball überhaupt nicht zu vergleichen" kommentiert oder die Kronen Zeitung am 22. Juni 2015 mit "Hingucker – Schön und erfolgreich. So sexy ist die Frauen-WM" titelt.
Abgesehen von den gesellschaftlichen Hürden gibt es leider weniger Potenzial, wenn die Spielerinnen nicht vom Sport leben können. Der Großteil muss nebenbei arbeiten oder studieren. Hier haben junge Männer bessere Aussichten. Als männlicher Fifa-Spieler kann mit einem monatlichen Gehalt von ungefähr 10.000 Euro gerechnet werden. Der Gender Pay Gap wird bei einem Vergleich zwischen den bestverdienenden Frauen und Männern besonders offensichtlich. Während die US-amerikanische Spielerin Carli Lloyd mit einem Gehalt von etwa 520.000 US-Dollar im Jahr als bestbezahlte Fußballspielerin weltweit gilt, soll Cristiano Ronaldo hingegen während seiner Zeit bei Manchester United 560.000 Euro pro Woche verdient haben.
Die Förderung des Frauenfußballs ist nicht nur wichtig, um Mädchen zu ermutigen, sondern auch, um den Sport insgesamt weiterzuentwickeln. Denn je mehr Frauenfußball als selbstverständlicher Teil des Sports anerkannt wird, desto mehr Ressourcen und Unterstützung werden für die Entwicklung von Talenten, Infrastruktur und Wettbewerben zur Verfügung stehen. Um ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Männer- und Frauenfußball herzustellen, muss noch einiges getan werden. Ich bin aber zuversichtlich, dass sich langsam aber doch vieles Positiv entwickeln wird.
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