Fake News oder Fakten?

Foto: adobe.stock.com mcmiddlestock

Man redet schon von einem Informationsüberfluss, der uns täglich begegnet. Doch oft ist es schwer zu erkennen, was wahre Infos sind und was Falschmeldungen sind. Alexandra Bleyer, Autorin und Historikerin im Interview.

Wie können Menschen Informationen überprüfen?

Wir haben heute viel mehr Möglichkeiten, uns Informationen zu beschaffen, über klassische Medien oder in den sozialen Netzwerken. Da gilt es, aktiv zu werden und zu hinterfragen: Aus welcher Quelle stammt die Information, ist die Quelle zu identifizieren oder werden auf dunklen Kanälen Falschinformationen verbreitet? Wichtig ist der Realitäts- und Medienvergleich: Lässt sich die Information überprüfen? Was sagen andere dazu: Bei Informationen von großem Nachrichtenwert kann man sicher sein, dass auch andere Medien dieses aufgreifen; berichtet aber z.B. nur eine dubiose Internetquelle von einer Affäre des Papstes, ist es vermutlich ein Fake. Auch Rechercheplattformen wie mimikama sind hilfreich. Im Internet kann bei Bildern die umgekehrte Bildersuche eingesetzt werden, um zu prüfen, ob es sich nicht um altes oder aus dem Kontext gerissenes Bildmaterial handelt.

Kann man Kindern erklären, wie sie Fake News und echte Infos unterscheiden können?

Selbstverständlich. Junge Menschen wachsen ja mit den neuen Medien auf und der Begriff „Fake (News)“ ist allgegenwärtig. Ich halte z.B. an Schulen Vorträge und Workshops zum Themenkreis politische Kommunikation, Meinungsbildung sowie Medienkompetenz und da lässt sich an anschaulichen Beispielen sehr gut verdeutlichen, wo Fallstricke lauern. Bei den Übungen gibt es so manches „Aha-Erlebnis“ – übrigens auch für mich: Was da oft an Fragen und Wortmeldungen kommt, wirft einen – im positiven Sinn! – um und lässt für die Zukunft hoffen.

Kann man als Privatperson Fake News aufzeigen?

Ja. Vor allem in den sozialen Medien ist jeder User auch Sender; wenn man über Falschmeldungen stolpert, sollte man sie aufzeigen.

Muss ich alles glauben, was auf Facebook steht?

„Müssen“ müssen wir gar nichts: Wir können selbstständig denken und uns unsere Meinung bilden. Was wir glauben und was nicht, entscheiden wir. Der kritische Umgang mit Informationen, das Überprüfen, ist allerdings anstrengender als passives Hinnehmen und Wiederkäuen. Facebook ist ein Paradebeispiel für neue Medien: Es ist eine Plattform und fällt somit nicht unter das Medienrecht; Gründer Mark Zuckerberg will möglichst keine Verantwortung für Inhalte übernehmen, da z.B. politische Anzeigen ein gutes Geschäft sind, und so können Sender von Propaganda auch Falschnachrichten weitgehend uneingeschränkt verbreiten. In Hinblick auf die Meinungsbildung kommen die Algorithmen solcher Plattformen hinzu: Was wir liken und kommentieren, bestimmt, welche Inhalte – nämlich ähnliche – uns angezeigt werden. Dadurch bewegen wir uns immer mehr in sogenannten Filterblasen und Echokammern, bekommen also unsere schon bestehenden Meinungen als Echo zurück, während andere Meinungen ausgeblendet werden. Die Sicht auf die Welt wird so sehr einseitig.

Wie schafft man es, andere Meinungen zu akzeptieren und nicht gleich wütend/ falsch zu reagieren?

Jeder Mensch hat grundsätzlich das Recht auf seine eigene Meinung. Die muss mir nicht gefallen. Meinungsbildung basiert auf Informationen – und da stellt sich die Frage: Sind diese Informationen zutreffend und vollständig? Ist die Interpretation der Fakten schlüssig? Gibt es eine andere Sicht auf die Dinge? Wir sollten uns bewusst andere Meinungen anhören, um den sogenannten Bestätigungsfehler entgegenzuwirken: Denn es liegt in unserer Natur, dass wir eher glauben, was sich mit unseren Vorstellungen deckt, und Informationen, die unserem Weltbild widersprechen, abzulehnen.
Statt emotional und unsachlich auf andere Meinungen zu reagieren oder das Gegenüber gar zum Feindbild zu erklären, könnte man fragen: Wie bist du zu deiner Meinung gekommen? Was sind deine Argumente, auf welchen Tatsachen fusst deine Ansicht? Wichtig dabei ist, nicht Fakten mit Meinungen („alternativen Fakten“) gleichzusetzen und auf der Sachebene zu bleiben. Am Ende muss keineswegs der eine die Meinung des anderen übernehmen; hier geht es um Austausch und im besten Fall ein wenig Verständnis für die Sichtweise des anderen. (Beispiel: Wenn es um die Nutzung eines Uferstückes am Millstätter See geht, werden z.B. Fischer, Hotelbesitzer oder ortsansässige Familien unterschiedliche Meinungen vertreten und aus der jeweiligen Perspektive argumentieren.)

Wo finde ich jetzt sachliche Fakten, denen ich Glauben schenken darf?

Bei Quellen – und da spreche ich bewusst im Plural -, die transparent sind und die sich Vertrauen erarbeiten. Mit Informationen ist es wie bei einem Puzzle. Je mehr bunte Teile ich zusammentragen kann, desto vollständiger wird das Bild.

Zum Buch 

So viel sei gesagt: Alexandra Bleyer kann nicht nur Krimis schreiben. Propaganda auf 100 Seiten ist im Reclam Verlag erschienen. Was ist toll daran? Es hat nur 100 Seiten. Was ist schade daran? Es hat nur 100 Seiten. Für jeden, der sich einen Überblick schaffen will zu den Themen Propaganda, Fake News und Manipulation. Die erwähnte Informationsflut bleibt hier aus, das wichtigste wird erklärt. Jeder, der sich von den Infos und Fake News erschlagen fühlt, wird sich nach dem Büchlein sicherer fühlen. Die Autorin schafft Klarheit, da wo es kaum mehr eine gibt. 100 Seiten sind schnell verschlungen, doch das Wissen bleibt. Auf alle Fälle eine Empfehlung! ISBN: 9783150205402

 

Anzeige
Ein Event für alle: THE LAKE ROCKS SUP FESTIVAL am Faaker See vom 9. -14. Mai.  | Foto: Andy Klotz Fotografie
24

THE LAKE ROCKS SUP Festival 2024
Paddelspaß für alle am Faaker See

Die Stand Up Paddel Welt blickt Anfang Mai wieder auf den Faaker See und macht das THE LAKE ROCKS Festival zu einem Event für jedermann: Es lädt zum Anfeuern, Ausprobieren und Mitpaddeln. FAAKER SEE. Villach wird einmal mehr seinem Ruf als DIE Paddelstadt im Alpen-Adria-Raum gerecht, wenn vom 9. bis 12. Mai 2024 das THE LAKE ROCKS SUP Festival zum dritten Mal in die Draustadt einlädt. Wettkämpfe, Rahmenprogramm und kostenlose Testmöglichkeiten bieten ein abwechslungsreiches Programm für...

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.
Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.