"Ich bin ein Knecht dieses Hauses"

Perfekte Gastgeber: Georg und Maria Pereira-Arnstein
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ROTHENTHURN. "Noch vor 18 Jahren war das Schloss dem Untergang geweiht", berichtet Georg Baron von Pereira-Arnstein. Die Rede ist von Schloss Rothenthurn, das vor mehr als 1.000 Jahren erstmals urkundlich erwähnt oberhalb des gleichnamigen Dorfes versteckt hinter Bäumen im Unteren Drautal liegt. Im Jahre 2000 hatte der heute 57-Jährige das 1.000 Quadratmeter zählende Anwesen mit dem 160 Hektar fassenden Grundbesitz in einem "dramatischen Zustand" geerbt.

Sommerresidenz wurde Stammsitz

Abgesehen von kleineren notwendigen Reparaturen sei in den vergangenen 130 Jahren, seit seine Ururgroßeltern Konstantin Graf und Marianne Gräfin Normann-Ehrenfels das Schloss erworben hatten, nichts geschehen, zumal es der Familie eher als kühle Sommerresidenz in Ergänzung zum eigentlichen Stammsitz im heute kroatischen Valpovo diente. Nach der Enteignung 1945 wurde das Rothenthurner Refugium die neue Heimstatt der Familie.

Angst vor der Ohrfeige

"Ich stand also vor 18 Jahren, als mir das Schloss übergeben wurde, vor der Frage: Es verkaufen oder etwas draus machen?" Wie man heute sieht, entschied sich der gelernte Büro- und Einzelhandelskaufmann für Plan B. Denn: "Bei einem Verkauf hätte ich zwar a bisserl Geld gehabt, aber meine Heimat verloren, vor allem: meine Wurzeln verraten." Denn nördlich des Schlosses befindet sich nicht zuletzt die Gruft des 1882 verstorbenen Ururgroßvaters Graf Konstantin Normann-Ehrenfels, dessen sterbliche Überreste bei einem Verkauf umzubetten wären, vor allem: "Ich hatte Angst vor seiner Ohrfeige später im Himmel." Oder anders ausgedrückt: "Ich darf die Beziehung zu meinem Ururgroßvater nicht mit Füßen treten."

Nun ging's los: "Ich verkaufte das einzig Wertvolle, was ich geerbt hatte, nämlich eine 120 Hektar große Jagd in Innerkrems, außerdem einen Oldtimer, einen MGB-Roadster." Was nun gebraucht wurde seien ein Traktor, eine Motorsäge und eine Schaufel." Während die Eltern noch Angst vor Reparaturen hatten, weil eine Bausstelle gleich mehrere nach sich zieht, war der Junggeselle voller Tatendrang: "Es war ein hoher finanzieller Einsatz, aber ein noch höherer persönlicher Arbeitsansatz, der ohne meine Frau nicht möglich gewesen wäre." Und das kam so:

Intrige führte zur Hochzeit

"Im Jahr 2000 hatte ich mich zwar allein fürs Haus entschieden, doch ich spürte: Meine Ahnen sagen mir, allein packt er das nicht." Wie im Märchen wurde eine Intrige gesponnen: Elfi Kukutsch, eine "mütterliche Freundin", die damals in Spitttal das Haus der Geschenke führte, vermittelte mittels eines Geschäftspartners die Begegnung mit der Italienerin Maria Callegari aus Treviso. "Ich konnte kein Wort Italienisch, sie kein Wort Deutsch. Als haben wir am Anfang nur gemeinsam geschwiegen", erinnert sich der Baron. 2003 läuteten die Hochzeitsglocken: "Meine Frau hat ihre Familie, ihren guten Job in der Finanzverwaltung, ihren Sprachraum verlassen - aufgegeben für ein Leben auf einer Baustelle."

Denn in den Jahren zwischen 2000 und 2005 verwandelte sich das verfallene Schloss in ein Gästehaus mit sieben Wohneinheiten - fünf Appartements für drei bis fünf Personen mit Küche zur Selbstversorgung sowie zwei Zimmer mit Frühstück. Die Appartements und Zimmer tragen keine Nummern sondern Namen der Vorfahren wie Gräfin Marie-Therese oder Baron Friedrich. "Das ist viel persönlicher, außerdem erwecken die Namen  natürlich die Neugierde der Gäste."



Tradition trifft auf Moderne

Die ersten Ehejahre waren entbehrungsreiche Jahre ohne Freizeit, geschweige denn Urlaub, musste doch das Anwesen vom 19. direkt ins 21. Jahrhundert geführt, eine Mischung aus Tradition mit der Moderne gefunden werden. Erlebt der Gast einmal stilvolles Ambiente mit adäquatem Mobiliar, kann er sich zum anderen in Bad und Küche neuester Technik erfreuen. Geheizt wir mit Holzschnitzeln, Strom selbst mit einer Fotovoltaikanlage erzeugt.

Mit Ausnahme einer Angestellten meistert das Ehepaar allein den hochherrschaftlichen Betrieb - sie im Haus, er zur Reparatur auf dem Dach oder im Garten. Ist die italienische Gattin, mittlerweile bestens mit dem deutschen Idiom vertraut, auch blauen Geblüts? "Nein, aber von der Seele her ist Maria adelig."

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