Die steinernen Linsen von Guttaring

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Aus dem neuen Buch "Kärntner Sagen" von Wilhelm Kuehs: Die Sage von den steinernen Linsen.

GUTTARING. Wenn man vom Hauptplatz in Guttaring nach Süden geht, kommt man an einem großen Feld vorbei und gelangt dann zur Kirche St. Gertraud. Auf dem Feld findet man viele kleine Steine, runde, abgeflachte und ovale. Die Menschen früher hielten diese Steine für versteinerte Linsen, und sie wussten auch eine Geschichte darüber zu erzählen, wie die Linsen auf dieses Feld kamen.

Es war an einem 17. März, dem Festtag der heiligen Gertraud. Viele Bauern und Keuschler aus der Gegend pilgerten zur kleinen Kirche, um von der Heiligen den Segen für die Felder zu erbitten. Am Tag danach sollte die Feldarbeit nach alter Tradition wieder beginnen. Nur einer der Bauern fand sich nicht in der Schar. Er stand mit einem Sack voller Linsen auf dem Feld und säte. Der Pfarrer sah das und stellte den Mann zur Rede. „Komm doch in die Kirche und bete mit uns“, sagte der Pfarrer. „Ich kann nicht“, antwortete der Bauer. „Jeder Tag zählt. Ich sag euch Hochwürden, das ist mein letzter Sack Linsen, und je schneller die Linsen wachsen, desto schneller hat meine Familie wieder etwas zu essen. Heißt es nicht: Wer zu St. Gertraud nicht in den Garten geht, im Sommer vor leeren Beeten steht?“

Als die Zeit der Ernte dann herangekommen war, standen die Linsen hoch, und die Schoten hingen prall gefüllt an den Stängeln. Doch als der Bauer die Linsen ernten wollte und die Schoten aufbrach, fand er nur kleine Steine. Aus Kummer krümmte sich der Bauer und wurde selbst zu Stein. Erst wenn Spaziergänger und Wanderer alle steinernen Linsen aufgelesen haben, dann wird der Bauer erlöst.

Zur Sache
Bei den "steinernen Linsen" handelt es sich in Wirklichkeit um die Gehäuse von so genannten "Nummuliten". Dabei handelt es sich um riesenwüchsige, einzellige Lebewesen, die in Gehäusen aus aus Kalk, Chitin oder Sandkörnern leben.
Die Gehäuse dieser Einzeller gibt es seit der Kreidezeit (vor mehr als 66 Millionen Jahren). Sie sind scheiben- bzw. linsenförmig oder kugelig und erreichen bis zu zehn Zentimeter Durchmesser. Ihr Name wurde wegen ihrer Form vom lateinischen Wort Nummulus ("kleines Geldstück") abgeleitet.
Während des Alttertiärs (vor etwa 23 bis 65 Millionen Jahren) tauchten die Nummuliten massenweise in den Meeren auf. Die Ablagerungen, die in Guttaring zu sehen sind, sind besonders mächtig: Immer noch treten hunderttausende dieser Nummuliten an die Erdoberfläche. Bis der Bauer endlich erlöst wird, dürfte es also noch lange dauern.

Die Sage "Die steinernen Linsen" stammt aus dem neuen Buch "Kärntner Sagen" von Wilhelm Kuehs. Die Illustrationen hat der Tiroler Jakob Kirchmayr beigesteuert. Die knapp 200 Seiten starke Sammlung von neu erzählten Kärntner Sagen des Lavanttaler Schriftstellers ist im Tyrolia-Verlag erschienen.

Alle Sagen aus Kärnten findet ihr hier!

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