Sie erzählen das Leiden Christi
Zwei der bedeutendsten Fastentücher Kärntens verhüllen Altäre in Gurk & St. Stefan / K.
GURK, ST. STEFAN/KRAPPFELD. Kärnten verfügt mit über 40 Fastentüchern über den höchsten Bestand in Österreich. Innerhalb Kärntens ist das Fastentuch von Gurk das älteste und zugleich größte der erhalten gebliebenen Fastentücher. Es wurde 1458 fertiggestellt und zeigt auf 80 Meter Leinentuch gemalt 99 szenische Darstellungen.
"Ein sehr repräsentatives Fastentuch, geschaffen von Conrad von Friesach", erklärt Diözesankonservator Eduard Mahlknecht. Auf zwei getrennten Bahnen stellen sie alttestamentarische und neutestamentarische Szenen dar. "Bemerkenswert ist, dass die Bildeinheiten einander gleichgewichtig und in annähernd gleicher Anzahl gegenübergesetzt sind", weiß Mahlknecht. Derzeit aufgehängt im Gurker Dom, kann man einen Teil des Fastentuches in der Schatzkammer Gurk ganzjährig besichtigen.
Barocke Kunst
Die späte Barockzeit verzichtet auf den Feldertypus des Fastentuches, da nur mehr die einzelnen Altäre durch das Fastentuch verdeckt wurden. "Diese beschränken sich auf die Wiedergabe einer einzigen Passionsszene, die teilweise in Anlehnung an die Passionsspieltradition mit großer Drastik und Emotionalität geschildert wird und im Falle der Kreuzigung von kleinflächigen Medaillons begleitet werden kann", führt Mahlknecht aus. Das Fastentuch von St. Stefan am Krappfeld von 1612 ist das früheste Beispiel für diesen Typus. "Im gut erhaltenen Fastentuch werden in acht Rundmedaillons Passionsszenen gezeigt", sagt Mahlknecht über das 3 x 3 Meter große Tuch, das derzeit in der Kirche zu St. Stefan zu sehen ist.
Über 30 Fastentücher des Barock beziehungsweise des 17. und 18. Jahrhunderts wurden in den letzen Jahren entdeckt. "Viele Tücher wurden in den 50er-Jahren im Diözesanmusem aufbewahrt. Dann hat man sie restauriert und den Pfarren zurückgegeben".
Das "Hungertuch" schildert Szenen
Der Name des Fastentuches lautet im Lateinischen "Cortina" oder "Velum Quadragesimale", also "Hungertuch" oder auch „Schmachtlappen". "Am Hungertuch nagen" umschreibt die laufende beziehungsweise die zu Ende gehende Fastenzeit.
Erste Nachrichten über Fastentücher gibt es aus dem 11. Jahrhundert. Aus dem deutschsprachigen Bereich stammen die ersten Dokumente aus dem 12. Jahrhundert.
In den Fastentüchern werden in einer Abfolge Szenen aus dem Alten und Neuen Testament sowie der Legende entnommene Szenen geschildert.
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