Mit dem Puch 500 durch die Westsahara

Der demnächst 80-jährige Gerhard Kastenhofer war 1961 mit einem Puch 500 in der Westsahara
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ST. VEIT. "Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen", weiß auch Gerhard Kastenhofer. Allerdings, wenn der Diplom-Ingenieur von seinem Wüstentrip mit dem Puch 500 DL, vor 56 Jahren in der Westsahara, berichtet, bleibt einem regelrecht der Mund offen.

Der Puch 500 wird heuer 60 Jahre alt. Gerhard Kastenhofer feiert im Oktober seinen 8O. Geburtstag. Zwei gute Gründe, den ehemaligen Vermessungstechniker zu bitten, uns sein großes Abenteuer aus dem Jahr 1961 in Erinnerung zu bringen.

Gerhard Kastenhofer: Ich war eigentlich immer schon so etwas wie ein 'Motornarr'. Das begann schon damit, dass ich als Jugendlicher ein Puch-Fahrrad besaß, ausgestattet mit einem benzingetriebenen Hilfsmotor. Gemeinsam mit Erich Auer-Welsbach, der das gleiche Modell hatte, haben wir in den späten 1950er Jahren eine große Österreich-Tour unternommen.
Mit 18, als frischgebackener Führerscheinbesitzer, bin ich dann auf ein Motorrad umgestiegen, genau gesagt auf eine Puch 175 SV. Sie war es, die mir drei Jahre später, als Anzahlung  zum Kauf meines ersten Autos,  dem Steyr- Puch 500 DL gedient hat. Der Neuwagen, Baujahr 1960, hat etwa 24.000 Schilling gekostet und ich habe ihn damals schon mit dem Ziel erworben,  in die Sahara zu fahren. Zum Unterschied zu seinen Vorgängern war das Fahrzeug mit einem festen Dach ausgestattet und hatte statt 16, bereits 19,8 PS.

Vorbild Holzmann
Meine Begeisterung für dieses Vorhaben wurde durch die spektakulären Abenteuerreisen von Erwin Holzmann geweckt. Besonders beeindruckt war ich von seiner Fahrt mit dem Puch 500, ausgehend von Algerien, quer durch die Wüste, durchgehend den ganzen afrikanischen Kontinent bis Kapstadt. Bemerkenswert auch, dass er exakt mit dem dritten Puch 500 unterwegs war, der seinerzeit produziert wurde. Holzmann war es auch, von dem ich wertvolle Ratschläge einholte, bevor ich mich auf die Fahrt nach Afrika gemacht habe. Mein Plan war es, wie Holzmann, über Algerien einzureisen, allerdings hatte ich dafür, aufgrund der damaligen Kriegshandlungen, den denkbar schlechtesten Zeitpunkt erwischt.

Als Student konnte ich nur auf minimale Geldmittel zurückgreifen und versuchte daher Sponsoren zu gewinnen. Ich habe Firmen angeschrieben und von Knorr und Inzersdorfer wurden mir eine größere Menge von Haferflocken und Fertigsuppen zur Verfügung gestellt. Von Steyr-Puch erhielt ich eine Kiste mit Ersatzteilen, für die ich ein Depot erlegen musste, mit der Option, nicht gebrauchte Teile wieder zurückgeben zu können.

Grundsätzlich versuchte ich mich bestmöglich vozubereiten, allerdings wählte ich einen Zeitraum für mein Unterfangen, der bei Kennern der Materie nur großes Kopschütteln verursachte. Das heißt, kein vernünftiger Mensch fährt im Sommer in die Sahara. Alle, bis dorthin bekannten  Wüsten-Expeditionen wurden ausschließlich in der kühlen Jahreszeit, also von Dezember bis Februar durchgeführt. Um mein Studium nicht zu vernachlässigen, war es aber nicht möglich im Winter zu fahren und mir wurde dringendst von meinem Vorhaben abgeraten. Nicht nur ich, sondern auch das Auto würde das nicht aushalten.

Einreise in Marokko
Mein Entschluss stand fest und nachdem die Fahrt über Algerien aufgrund des fortgeschrittenen Krieges unmöglich war, wählte ich Marokko als Einreiseziel, obwohl ich vorab von dortigen Kampfhandlungen gehört hatte. Der Osten und der Süden des Landes waren deshalb auch schon Sperrgebiet. Das offizielle Marokko wollte das aber nicht wahr haben. Meine Bedenken im Ministerium in Rabat, bezüglich Kriegshandlungen in diesen Gebieten, wurden von den Behörden abgeschmettert. Diesbezügliche Behauptungen würden einfach nicht stimmen. Meinem Ersuchen, dies schriftlich zu bestätigen wurde auch sofort nachgekommen und ich hatte somit ein, vom Ministerium abgestempeltes Dokument, in der Tasche, dass mir erlaubte, mich im gesamten Staatsgebiet von Marokko frei bewegen zu können. Damit ist es mir dann gelungen, in Südmarokko hineinzukommen, an dessen Grenze bereits massiv Militär positioniert war, welches mir die Weiterfahrt eigentlich vebieten wollte. Mein Wisch vom Ministerium machte beim verantwortlichen Offizier scheinbar großen Eindruck, obwohl ich das Gefühl hatte, dass er des Lesens nicht kundig war. Hilfreich war auch die in Grün gedruckte Versicherungskarte, weil dies die Farbe des Propheten ist.  Ich durfte die Fahrt also auf eigene Gefahr fortsetzen, um nach wenigen Metern bereits in die Hände von schwer bewaffneten Aufständigen zu fallen. Nachdem ich dem Kommandanten den friedlichen Zweck meiner Reise erklären konnte, lies dieser mich sogar mein Zelt in in seinem Burghof aufstellen, um so sicher übernachten zu können. Bei Temperturen um 45 Grad war allerdings an Schlaf nich zu denken. Tags darauf war ein Telefonat des Rebellenführers notwendig, um überhaupt bis zum nächsten Stützpunkt zu gelangen.

Qualen ohne Ende
Die Verhältnisse zu diesem Zeitpunkt waren für mich besonders belastend, um nicht zu sagen ein 'Horror'. Ich bewegte mich, bei Temperaturen um die 60 Grad, zwar mit dem Auto fort, konnte das Lenkrad aber nur mit Taschentüchern berühren, um mir nicht die Finger zu verbrennen. Es war so schlimm, dass ich hin und wieder von Halluzinationen geplagt wurde. Ich kann mich noch erinnern, von einem riesigen, mit Kühle beschlagenen Bierkrug geträumt zu haben, in den ich hineinspringen wollte, um mir Erleichterung zu verschaffen. Mitgeführtes Wasser musste immer abgekocht werden. Flüssigkeit versuchte ich entweder in Form von Tee oder Suppe zu mir zu nehmen. Um die Bakterien abzutöten war es notwendig, diese bis etwa 100 Grad zu erhitzen. Nachdem die Getränke tagsüber praktisch nie richtig abgekühlt wurden, blieb mir nichts anderes übrig, als in der Nacht einen großen Kübel Tee zu kochen und ihn in Flaschen zu verteilen. Erst am Morgen war der Inhalt so temperiert, um ihn auch trinken zu können. Es waren wohl die Entbehrungen, die sogar dazu geführt haben, dass ich im Gebiet des Hohen Atlas bei der Passüberquerung vorübergehend vollständig erblindete. Man muss sich vorstellen, hunderte Kilometer war ich vornehmlich damit beschäftigt, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 25 Kilometer pro Stunde, irgendwelchen Schlaglöchern auszuweichen. Vorangekommen ist man überhaupt nur im zweiten Gang. Dabei war nicht die Fahrt mit dem relativ leichten Fahrzeug die große körperliche Anstrengung, sondern vor allem der mörderischen Hitze ausgesetzt zu sein. Zu diesem Zeitpunkt war ich erst etwa 6 Wochen unterwegs, insgesamt waren es gute drei Monate. Die gesamte Reise habe ich, täglich in Kurzform,  in einem Bordbuch dokumentiert, das auch heute noch existiert. Alles in allem war ich genau 15.745 Kilometer unterwegs.

Was hat mich letztlich dazu gebracht, solche Strapazen auf mich zu nehmen? Ein Grund war, ich wollte meine tatsächlichen Grenzen kennenlernen. Selbst hellhäutige Marokkaner hielten es damals im Freien kaum aus. Die Hitzeperiode war so stark, dass sogar etliche Kamele verendet sind. Mir war immer klar, größte Risiken einzugehen. Mein Bestreben war es aber, jederzeit alles an Intelligenz, Verstand und Voraussicht mobilisieren zu können, um den auftretenden Gefahren entgegenzutreten. Dazu bedarf es ein Maximum an Vorsorge, Planung und Denken, um im Falle des Falles die höchstmöglichen Kapazitäten abrufen zu können. Es gab unzählige brenzlige Situationen, zum Beispiel, als ich nachts im Zelt plötzlich Kojotengeheul vernahm und nicht wusste, ob ich angegriffen werde. Da habe ich kein Auge zu gemacht und den Morgen mit einem scharfen Messer in der Hand abgewartet. Scheinbar hatten die Tiere aber genauso Angst wie ich. Wenn es ging, habe ich natürlich nicht im Freien übernachtet, ich habe viele Menschen kennengelernt, die es mir ermöglichten in  Gebäuden, wie zum Beispiel Schulen von Bergdörfern zu schlafen. Grundsätzlich war mein Puch, befreit von Beifahrersitz und Rückbank, immer so ausgestattet, dass ich mindestens 1000 Kilometer durchfahren konnte und im Extremfall zumindest eine Woche mit dem vorhandenen Wasser und den Lebensmitteln überleben hätte können. Selbstverständlich gab es laufend wunderschöne Momente, wie der ausgiebige Besuch der herrlichen Stadt Marrakesch, auch Perle des Südens genannt. Auch die Gastfreundschaft der Menschen, speziell am Land, habe ich sehr genossen. Ich bin mehrmals eingeladen worden und durfte an einzigartigen Festivitäten von Einheimischen, teilweise als Ehrengast, teilnehmen.

Mit dem Leben abgeschlossen
Nach Ostmarokko zu kommen war mit großen Schwierigkeiten verbunden und dieser Teil des Landes war geprägt von permanenten, nächtlichen Überfällen Aufständischer auf die vielen Forts der Franzosen. Die dramatischsten Szenen erlebte ich dort, als ich im Dunkeln durch eine 17 Kilometer lange Schlucht bis zur algerischen Grenze musste. Ich war noch nicht lange unterwegs. als plötzlich die erste Granate unweit vom Puch einschlug und mir sozusagen das Herz in die Hose gerutscht ist. Die Franzosen schossen auf alles, was sich außerhalb ihrer Forts befand.  Ich habe sofort das Licht ausgeschaltet, den 3. Gang eingelegt und bin so schnell ich konnte, regelrecht um mein Leben gefahren. Nur ab und an habe ich die Lichthupe betätigt, um nicht ganz die Orientierung zu verlieren. Der nicht enden wollende Granatbeschuss war nervenzerfetzend und ich habe mich eigentlich schon mit meinem Abschied von der Erde abgefunden gehabt. Dank unzähliger Schutzengel überstand ich den 'Höllenritt', mit dem Resultat, am Ende der Schlucht scharf abbremsen zu müssen, um nicht in zwei abgestellte Landrover zu knallen. Sogleich waren mehrere Maschinenpistolen auf mich gerichtet, mit der unmissvertändlichen Aufforderung uniformierter Männer sofort auszusteigen und mitzukommen. Es folgte ein stundenlanges Verhör durch den anwesenden Rebellenkommandanten, mit geladener Pistole, die auf seinem Schreibtisch auf mich gerichtet lag.  Die Aufständischen waren der Meinung, ich wäre ein Spion der Franzosen. Nur mit Mühe gelang es mir, den Rebellen klar zu machen, dass ich ein völlig harmloser, 'durchgeknallter' Tourist mit friedlichen Absichten bin.

Glückliches Ende mit Puch 500
Letztendlich habe ich alles gut überstanden und der Puch brachte mich verlässlich über Spanien, Portugal, Frankreich und Deutschland wieder sicher nach Hause. Meine einzige Lebensversicherung, das brave Auto,  überstand die gesamte Strecke praktisch unversehrt. Ich zitiere aus meinem Nachbericht an die Firma Steyer-Puch:  'Neben Instandhaltungsarbeiten wie Öl- und Filterwechsel, Ventil- und Zündkontrollen, Abschmieren usw. hatte ich nicht die geringste Reparatur, von den mitgeführten Ersatzteilen benötigte ich nur eine Glühbirne. Äußerlich hatte der Puch einige Beulen, da mancher Berber- oder Beduinenjunge seiner Abneigung gegen Europäer durch wohlgezielte Steinwürfe Ausdruck verlieh'.

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